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III DER GASTHOF “ZUM SPEIER“

WENN IHR also dieses bereits erwähnte, giebelständige Gasthaus "Zum Speier186" betretet, findet ihr euch in einem breiten, niedrigen, weitläufigen Eingang mit altmodischen Wandtäfelungen wieder, die an die Schanzkleider eines verfallenen, alten Schiffes erinnern. Auf der einen Seite hing ein sehr großes Ölgemälde, das dermaßen gründlich verräuchert und in jeder Hinsicht unkenntlich war, dass man in dem diffusen Gegenlicht, in dem man es betrachtete, nur durch sehr sorgfältiges Studium und eine Reihe systematischer Besichtigungen und sorgfältige Befragung seines Nachbarn auf irgendeine Weise zu einem Verständnis seines Sinnes gelangen konnte. Eine solche unerklärliche Masse an Schattierungen und Schatten, dass man zunächst fast dachte, irgendein ehrgeiziger junger Künstler hätte sich in der Zeit der Neuengland-Hexen187 bemüht, das Chaos wie durch einen Zauber zu beschreiben. Aber durch häufiges und ernsthaftes Nachdenken und oft wiederholtes Grübeln, vor allem aber durch das Öffnen des kleinen Fensters hinter dem Eingang, kommt man endlich zu dem Schluss, dass eine solche Idee, so wild sie auch sein mag, nicht ganz unberechtigt ist.

Aber das, was euch am meisten verblüffen und verwirren würde, war eine lange, gelenkige, unheilvolle, schwarze Masse von etwas, welches in der Mitte des Bildes über drei blauen, schwach leuchtenden, senkrechten Linien schwebte, die ihrerseits wieder in einer namenlosen Schaumkrone schwebten. Ein wirklich schwammiges, matschiges, verschwommenes Bild, das ausreicht, um einen furchtsamen Mann noch weiter zu verwirren. Doch gab es da auch eine Art unbestimmter, halb fertiger, unvorstellbarer Erhabenheit, die euch regelrecht erstarren ließ, bis ihr unfreiwillig einen Eid zu euch selbst geschworen hattet, herauszufinden, was dieses fantastische Gemälde in Wirklichkeit bedeutet. Von Zeit zu Zeit würde euch eine erhellende, aber leider auch trügerische Idee durch den Kopf schießen. - es ist das Schwarze Meer188 in einem mitternächtlichen Sturm. - Es ist der abseitige Kampf der vier Grundelemente189. - Es ist eine verfluchte Heide190. - Es ist eine hyperboreische191 Winterlandschaft. - Es ist das Aufbrechen des vereisten Stroms der Zeit. Aber schließlich weichen all diese Fantasien schließlich dem einen unheilvollen Etwas in der Mitte des Bildes. Dieses einmal entschlüsselt, und der Rest wär’ simpel. Doch halt; zeigt es nicht eine vage Ähnlichkeit mit einem gigantischen Fisch? Der große Leviathan womöglich selbst?


Abbildung 11: Weltkarte nach Herodot Rechts oben sind die Länder der Issedonen und Arimaspen, dahinter im äußersten Nordosten die Hyperboreer. (Gemeinfrei) (W)

Eigentlich schien der Entwurf des Künstlers aber doch dies zu sein: hier jetzt einmal eine abschließende eigene Theorie, zum Teil basierend auf den gesammelten Meinungen vieler älterer Personen, mit denen ich mich über das Thema unterhalten habe. Das Bild zeigt eine Kap-Hoorner192 in einem großen Hurrikan, das halb-gescheiterte Schiff rollt dort mit seinen drei abgebrochenen Masten als einzigem noch Sichtbaren; und ein verzweifelter Wal, der über das Schiff springen will, ist dabei, sich auf den drei Mastspitzen aufzuspießen.

Die gegenüberliegende Wand dieses Eingangs war über und über mit einem heidnischen Sortiment von monströsen Keulen und Speeren behängt. Einige waren dicht mit glitzernden Zähnen, die an Elfenbeinsägen erinnerten, besetzt; andere wieder waren mit Knoten aus menschlichem Haar gebüschelt; und eine hatte die Form einer Sichel, mit einem riesigen Stiel, womit man weit ausholen konnte, und die eine Schneise hinterlassen würde, wie der von einem Grasmähwerk im neu gemähten Gras gebildete Abschnitt. Ihr habt geschaudert, als ihr hinsaht, und habt euch gefragt, welcher monströse Kannibale und Wilde mit einem so hackenden, schrecklichen Gerät jemals eine Todesernte hätte einfahren können. Mit diesen vermischt waren verrostete, alte Walfanglanzen193 und Harpunen194, die alle zerbrochen und verformt waren. Andere wieder waren wohl geschichtsträchtige Waffen. Mit dieser einstmals langen Lanze, heute wild verbogen, tötete Nathan Swain195 vor fünfzig Jahren zwischen Sonnenauf- und -untergang fünfzehn Wale. Und diese Harpune - die jetzt wie ein Korkenzieher aussieht - wurde in die javanische See196 geworfen und von einem Wal mitgeschleppt, der Jahre später vor dem Kap von Blanco197 erlegt wurde. Das Eisen drang ursprünglich in der Nähe des Schwanzes ein und wurde wie eine rastlose Nadel, die sich durch den Körper eines Mannes bewegt, volle vierzig Fuß198 weit transportiert und schließlich im Buckel eingebettet gefunden.


Abbildung 12: die Insel Java, rot. (Gemeinfrei) (W)

Indem ihr diesen dämmrigen Eingang durchquert und durch den niedrigen Bogengang weitergeht, der in alten Zeiten als ein großer zentraler Kamin mit rundum angeordneten Feuerstellen angelegt gewesen sein muss - gelangt ihr in den Schankraum. Noch düsterer ist es hier, mit solch niedrigen, gewichtigen Balken oben und so alten, zerfurchten Dielen unten, dass man fast meint, in die Plicht199 eines alten Schiffes zu treten, besonders in einer so heulenden Nacht, in der diese eckverankerte200 alte Arche so heftig schaukelte. Auf der einen Seite stand ein langer, niedriger, sockelartiger Tisch, der von gesprungenen Glaskästen bedeckt war, mit staubigen Raritäten angefüllt, die aus den entlegensten Winkeln dieser weiten Welt zusammengetragen waren. Im hinteren Winkel des Raumes ragt eine dunkle Höhle, die Bar, hervor - ein plumper Versuch, den Kopf eines Glattwals darzustellen. Sei es, wie es sei, da stehen nun die riesigen gewölbten Kieferknochen des Wals, so weit geöffnet, dass fast eine Kutsche darunter durchfahren könnte. Im Inneren befinden sich schäbige Regale mit alten Karaffen, Flaschen und Fläschchen; und in diesen Kiefern der raschen Zerstörung, genau wie ein weiterer verfluchter Jonas (so nannten sie ihn tatsächlich), tummelt sich ein kleiner, verwelkter, alter Mann, der den Matrosen für ihr Geld das Delirium und den Tod teuer verkauft.

Widerwärtig sind die Trinkgefäße, in die er sein Gift hineinschüttet. Obwohl es von außen wahrhaftige Zylinder sind, verjüngen sich die niederträchtigen grünen Gläser innen hinterlistig nach unten zu einem falschen Boden. Parallele Meridiane201, grob in das Glas gestochen, umgeben die Kelche dieser Strauchdiebe. Füllt man bis zu dieser Markierung, so kostet es nur einen Penny, bis dahin einen Penny mehr und so weiter bis zum vollen Glas - das Kap-Hoorn-Maß, das man für einen Schilling wegschlucken kann.

Als ich den Ort betrat, fand ich eine Anzahl junger Seeleute vor, die sich um einen Tisch versammelt hatten und bei gedämpftem Licht verschiedene Exemplare von Skrimshander202 untersuchten. Ich suchte den Eigentümer auf und teilte ihm mit, dass ich ein Zimmer wünschte, erhielt aber als Antwort, dass sein Haus voll sei - kein Bett wäre unbelegt.


Abbildung 13: Scrimshaw Scrimshaw aus dem Kiefer eines Schweinswals - Old State House Museum, Boston, Massachusetts, USA. (Gemeinfrei) (W)

“Aber halt", fügte er hinzu und schlug sich dabei gegen die Stirn, "sicher habt ihr doch nichts dagegen, die Decke eines Harpuniers zu teilen, oder wie? Ich schätz’ mal, ihr geht auf Walfang, also gewöhnt ihr euch besser an so was".

Ich teilte ihm mit, dass ich zwar niemals gerne zu zweit in einem Bett schliefe; es aber, falls ich es jemals doch tun sollte, davon abhinge, wer denn der Harpunier wäre, und dass, wenn er (der Wirt) wirklich keinen anderen Platz für mich hätte und der Harpunier nicht entschieden anstößig wäre, ich mich lieber mit der Hälfte der Decke eines anständigen Mannes zufriedengeben würde, als in einer so bitterkalten Nacht weiter durch eine fremde Stadt zu wandern.

"So hätt’ ich auch gedacht. Recht so, nehmt also Platz. Abendbrot? Ihr wollt Abendbrot? Das Essen ist bestimmt gleich fertig."

Ich nahm also auf einer alten hölzernen Sitzbank203 Platz, die über und über mit Schnitzereien bedeckt war, grade wie eine Parkbank auf der Battery. An dem einen Ende saß wiederkäuend eine alte Teerjacke und schmückte sie noch weiter mit seinem Klappmesser, vorgebeugt sitzend und den Raum zwischen seinen Beinen sorgsam bearbeitend. Er versuchte sich an einem Schiff unter vollen Segeln, machte aber nach meinem Dafürhalten keine großen Fortschritte.

Endlich wurden vier oder fünf von uns zu unserem Essen in einen benachbarten Raum gerufen. Es war kalt wie in Island - überhaupt kein Feuer - er könne sich das nicht leisten argumentierte der Gastwirt. Nichts als zwei trübe Talgkerzen, jede in einem Leichentuch204. Wir waren also gut beraten, unsere Affenjäckchen205 hoch zugeknöpft zu halten und Becher brühheißen Tees mit unseren halb erfrorenen Fingern an unsere Lippen zu halten. Jedoch war die Kost dann doch von der mehr reichhaltigen Art - nicht nur einfach Fleisch und Kartoffeln, sondern auch noch Knödel; gütiger Himmel! Knödel zum Abendessen! Einer der jungen Burschen, der in dem grünen Kutschermantel, widmete sich diesen Knödeln auf eine doch mehr abscheuliche Art und Weise.

“Mein bester Junge,“ sagte der Gastwirt, “so wirst du mit tödlicher Sicherheit Albdrücken bekommen.“

“Wirt,“ flüsterte ich, “der dort ist doch nicht der Harpunier, hm?“

“Oh, nein,“ erwiderte er mit einer Art diabolischer Freude, “der Harpunier ist ein mehr dunkelhäutiger Bursche. Er isst gar keine Knödel, niemals, - er isst nichts außer Steaks, und die mag er roh.“

“Den Teufel tut er“, sag’ ich, “Wo ist jetzt dieser Harpunier? Ist er hier?“

“Er wird in Kürze hier sein,“ war die Antwort.

Ich konnte mir nicht recht helfen, aber mit dem Gedanken an diesen “mehr dunkelhäutigen“ Harpunier begann ich mich doch etwas unbehaglich zu fühlen. Auf jeden Fall, hatte ich mich entschlossen, wenn es sich am Ende so ergeben würde, dass wir zusammen schlafen müssten, er sich als erster ausziehen und in die Laken steigen sollte, bevor ich das täte.

Als das Abendessen vorbei war, und die Gesellschaft sich wieder in den Barraum zerstreute, entschloss ich mich, da ich nicht so recht wusste, was ich sonst mit mir anfangen sollte, dazu, den Rest des Abends als Zuschauer zu verbringen.

Gegenwärtig war ein randalierender Lärm von draußen zu vernehmen. Der Wirt brüllte aufspringend, "Das ist die Mannschaft der Grampus. Ich sah sie auf der off’nen See am Morgen; ‘ne dreijähr’ge Reise, und ein volles Schiff. Hurra, Burschen; jetzt bekommen wir die neusten Nachrichten von den Fidschis206.“

Im Eingang war ein Stampfen von Seestiefeln zu hören; die Tür wurde aufgeschleudert, und eine wirklich überzeugend wilde Horde von Seeleuten strömte herein. Eingehüllt in ihre zotteligen Wachmäntel und mit ihren in Wollmützen, ganz geflickt und zerlumpt, eingewickelten Köpfen, mit den von Eiszapfen steifen Bärten, wirkten sie wie eine Bärenplage aus Labrador. Sie waren gerade von ihrem Schiff aus angelandet, und dies war das erste Haus, das sie betraten. Kein Wunder also, dass sie geradewegs in das Maul des Wals - die Bar - strömten - während der kleine, runzlige, alte Jonas, der dort fungierte, ihnen schon bald überschäumend randvoll ihre Becher austeilte. Einer klagte über eine schlimme Erkältung in seinem Schädel, woraufhin Jonas ihm einen pechähnlichen Trank aus Gin und Melasse mischte, von dem er schwor, er sei ein souveränes Heilmittel gegen alle Erkältungen und Katarrhe207, egal wie lange sie schon dauern oder ob sie vor der Küste Labradors oder auf der Wetterseite208 einer Eisinsel eingefangen worden seien.

Der Schnaps stieg ihnen bald so in den Kopf, wie man es schon im Allgemeinen bei dieserart schlimmen Schluckspechten voraussetzen kann, die gerade von See gelandet sind, und alle fingen sie an, ausgesprochen patzig herumzutollen.

Ich stellte jedoch fest, dass sich einer von ihnen etwas abseits hielt, und obgleich er den Wunsch zu haben schien, die Heiterkeit seiner Schiffskameraden nicht durch sein eigenes nüchternes Gesicht zu verderben, unterließ er es doch im Großen und Ganzen, so viel Lärm wie der Rest zu machen. Dieser Mann interessierte mich sogleich; und da die Meeresgötter bestimmt hatten, dass er bald mein Schiffskamerad werden sollte (wenn auch nur ein ruhender Partner, so weit es diese Erzählung betrifft), werde ich an dieser Stelle eine kurze Beschreibung seiner Person versuchen. Er stand volle sechs Fuß209 hoch, mit edlen Schultern und einer Brust wie ein Kofferdamm210. Selten habe ich eine solche Kraft gesehen, wie in diesem Mann. Sein Gesicht war tief gebräunt und ganz verbrannt, was seine blendend weißen Zähne in einem verwirrenden Kontrast hervorstechen ließ; während in den tiefen Schatten seiner Augen einige Erinnerungen schwebten, die ihm wohl weniger Freude zu bereiten schienen. An seiner Stimme war sofort erkennbar, dass er ein Südstaatler war, und von seiner edlen Gestalt her dachte ich, er müsse einer dieser hochgewachsenen Bergbewohner vom Gebirgskamm des Alleganian Ridge211 in Virginia sein. Als die Ausgelassenheit seiner Gefährten zu ihrem Höhepunkt gekommen war, glitt dieser Mann unbeobachtet davon, und ich sah ihn nicht mehr, bis er mein Kamerad auf See wurde. Doch schon nach wenigen Minuten wurde er von seinen Schiffskameraden vermisst, und da er, wie es schien, aus irgendeinem Grund bei ihnen so ungemein beliebt war, erhoben sie den Ruf "Bulkington! Bulkington! wo ist Bulkington?" und rannten aus dem Haus, um ihn zu suchen.

Es war jetzt so gegen neun Uhr, und in dem Raum, der nach den erwähnten Feiern fast übernatürlich ruhig schien, begann ich mir zu einem kleinen Plan zu gratulieren, der mir kurz vor dem Eintritt der Seeleute eingefallen war.

Kein Mann mag es, zu zweit in einem Bett zu schlafen. Eigentlich würdet ihr viel lieber nicht bei eurem eigenen Bruder schlafen. Ich weiß nicht, wie ihr es seht, aber nach meiner Meinung bevorzugen es die meisten Leute, beim Schlafen ihre Privatsphäre zu genießen. Und wenn es darum geht, dass man bei einem unbekannten Fremden schläft, in einem fremden Gasthaus, in einer fremden Stadt, und dieser Fremde ist auch noch ein Harpunier, dann vervielfachen sich eure Einwände ins Unendliche. Es gab auch keinen weltlichen Grund, warum ich als Matrose mehr als jeder andere zu zweit in einem Bett schlafen sollte; denn Matrosen schlafen auf See nicht häufiger zu zweit in einem Bett, als es die Könige unter den Junggesellen an Land tun. Sie schlafen zwar alle zusammen in einer Wohnung, aber ihr habt eure eigene Hängematte, deckt euch mit eurer eigenen Decke zu und schlaft in eurer eigenen Haut.

Und je mehr ich über diesen Harpunier nachdachte, desto mehr verabscheute ich den Gedanken, bei ihm zu liegen. Man durfte wohl davon ausgehen, dass als Harpunier seine Leinen- oder Wollsachen nicht zu den saubersten und schon gar nicht zu den feinsten gehören würden. Ich bekam überall Zuckungen. Darüber hinaus war es spät geworden, und mein respektabler Harpunier sollte inzwischen zu Hause sein und ins Bett gehen wollen. Jetzt nehmen wir an, er würde um Mitternacht bei mir hereinplatzen - wie könnte ich wissen, aus was für einem abscheulichen Loch er gekommen war?

"Herr Wirt! Ich habe meine Ansicht geändert, was diesen Harpunier betrifft - ich werde nicht bei ihm schlafen. Ich denke, ich werde diese Bank dort drüben versuchen.“

"Ganz, wie ihr wünscht; und’s schmerzt mich, euch keine Tischdeck’ als Matratz’ anbieten zu können, und ‘s ist ‘ne Pest, wie rau die Plank’ hier ist,“ sagt er, und befühlt die Knorren und Kerben, "doch nur’n Moment, Skrimshander212; ich hab für euch ’nen Hobel hier in der Bar - wart’, und ich mach’s euch gemütlich genug.“ Indem holte er den Hobel hervor; und mit seinem alten, seidenen Taschentuch staubte er erst einmal die Bank ab, bevor er sich intensiv bemüht, mein Bett abzuhobeln, währenddessen er wie ein Affe grinste. Links und rechts flogen die Späne; bis der Hobel zuletzt an einem hartnäckigen Ast stecken blieb. Der Gastwirt verstauchte sich beinahe das Gelenk, und ich bat ihn, doch um des Himmels willen aufzuhören - das Bett sei weich genug, mir zu genügen, und ich wüsste nicht, wie all dies Hobeln mir aus einer Kiefernplanke ein Eiderdaunenbett schaffen solle. Also ging er, nachdem er unter einem weiteren Grinsen die Späne in die gewaltige Feuerstelle in der Mitte des Raumes geworfen hatte, wieder seinen Geschäften nach und ließ mich, in Gedanken versunken, allein.

Ich schätzte die Maße der Bank ab und fand heraus, dass sie wohl um einen Fuß213 zu kurz sei; doch konnte dem mit einem Stuhle abgeholfen werden. Allerdings war alles auch um einen Fuß zu enge, und die andere Bank in diesem Raum war um etwa vier Zoll214 höher als die gehobelte - sodass es kein bündiges Zusammenstellen dieser beiden gab. Sodann stellte ich die erste Bank längsseits der des einzigen freien Raumes an der Wand auf und ließ einen kleinen Zwischenraum zur Wand, um meinen Rücken darin zu bergen. Ich fand aber recht bald heraus, dass dort ein solcher Zug eiskalter Luft herrschte, der von der Fensterbrüstung auf mich herunterströmte, dass es dieser Plan wohl doch nicht sein würde, ganz besonders dann, als ich zusätzlich noch feststellte, dass eine weitere Luftströmung, die sich von der klapprigen Tür her genau an diesem Platz, wo ich mein Lager aufschlagen wollte, mit der vom Fenster herabfallenden vereinigte und dort kleine Wirbelwinde erzeugte.

Hol’ doch der Teufel diesen Harpunier, dachte ich bei mir, - aber halt, kann ich ihm nicht die Nase zeigen - die Tür von innen verriegeln, in sein Bett springen und vorgeben, dass ich selbst vom bedrohlichsten Klopfen überhaupt nicht geweckt werden konnte? Das erschien mir als nicht einmal eine so ganz schlechte Idee; jedoch nach Sekunden des Durchdenkens verwarf ich sie wieder. Denn wer könnte sagen, was am nächsten Morgen geschehen würde, wenn der Harpunier dann im Eingang stünde und bereit wäre, mich niederzuschlagen, so früh ich auch immer aus den Federn spränge!

Dennoch, als ich mich nochmals umschaute und keine Möglichkeit sah, außer im Bett eines anderen Menschen eine erträgliche Nacht zu verbringen, wurde mir allmählich klar, dass ich vielleicht doch ungerechtfertigte Vorurteile gegen diesen mir noch unbekannten Harpunier hegte. So dachte ich bei mir, dass es womöglich besser sei, noch eine Weile zu warten; er würde ja bestimmt bald hereinschauen. Ich könnte ihn mir dann gut anschauen und vielleicht würden wir nach all dem ja auch die besten Bettkameraden - man kann es niemals vorher wissen.

Aber obgleich die anderen Gäste auch nach und nach alleine, zu zweit oder dritt ankamen und dann zu Bett gingen, war aber immer noch kein Anzeichen meines Harpuniers zu erkennen.

“Herr Wirt,“ sagte ich, “was für eine Sorte Bursche ist er - kehrt er stets zu solcher späten Stunde heim?“ Es war inzwischen bereits kurz vor zwölf Uhr.

Der Vermieter kicherte wieder mit seinem schmalen Lächeln und schien über etwas, das sich meinem Verständnis entzog, mächtig erfreut zu sein. “Nein,“ antwortete er "normalerweise ist er ein früher Vogel - früh zu Bette und früh wieder ‘raus - ja, er ist der Vogel, der den Wurm fängt. - Doch heute Nacht ist er wohl hausieren gegangen, versteht ihr, und ich kann nicht so recht begreifen, was in aller Welt ihn so lange aufhält, außer, nun ja, dass er seinen Kopf nicht verkaufen kann.“

“Kann seinen Kopf nicht verkaufen? - was für eine Schwindelei wollt ihr mir da aufbinden?“ rief ich in aufsteigendem Zorn aus. "Glaubt ihr ernsthaft, Wirt, mir erzählen zu können, dass dieser Harpunier an diesem gesegneten Samstagabend, oder besser Sonntagmorgen in diesem Städtchen unterwegs hausieren ist, um seinen Kopf zu verkaufen?“

“Das präzise ists,“ sagte der Gastwirt, "und ich sag’ ihm noch, hier kann er ihn nicht verkaufen, der Markt ist übersättigt.“

"Mit was?“ rief ich.

"Mit Köpfen, ums ganz klar zu sagen; und sind nicht überhaupt viel zu viele Köpfe in dieser Welt?“

"Ich sag’s euch, Wirt, was es ist,“ sagte ich darauf ziemlich ruhig, "ihr solltet besser aufhören, mir ein solches Garn vorzuspinnen - ich bin kein grüner Junge mehr.“

"Es könnte auch anders sein,“ meinte er, nahm ein Stöckchen hervor und schnitzte sich einen Zahnstocher, "aber ich schätze, dass ihr von ihm dunkel geröstet werdet, wenn dieser Harpunier hört, wie ihr hier seinen Kopf verleumdet.“

"Ich schlag ihn schon für ihn ein,“ fuhr ich wieder in einer jähen Leidenschaft über diesen unverantwortlichen Mischmasch aus dem Munde des Gastwirts auf.

"Ist schon eingeschlagen,“ antwortete er.

"Eingeschlagen,“ sagte ich - "zerschmettert, meint ihr?“

"Aber sicher, und das wird der kühle Grund sein, weshalb er ihn nicht verkaufen kann, schätz’ ich mal.“

Herr Wirt,“ sagte ich darauf und näherte mich ihm so kühl wie der Berg Hekla215 in einem Eissturm, - "Herr Wirt, hört einmal auf zu schnitzen. Wir beide müssen uns verstehen, und das muss auch unverzüglich geschehen. Ich komme hierher in euer Haus und möchte ein Bett; ihr antwortet mir, dass ich nur ein halbes bekommen kann; die andere Hälfte gehört bereits einem gewissen Harpunier. Und über diesen Harpunier, den ich noch nicht gesehen habe, erzählt ihr mir beharrlich die rätselhaftesten und ärgerlichsten Geschichten und neigt dazu, in mir ein unbehagliches Gefühl gegenüber dem Mann zu erwecken, den ihr mir als meinen Bettgenossen bestimmt habt - eine Art Verbindung, Wirt, die in höchstem Maße intim und vertraulich ist. Ich fordere euch nun hiermit auf, euch zu äußern und mir zu sagen, wer und was dieser Harpunier ist und ob ich mich in jeder Hinsicht sicher fühlen kann, wenn ich eine Nacht mit ihm verbringe. Und in erster Linie werdet ihr so gut sein, diese Geschichte über den Verkauf seines Kopfes zu widerrufen, die ich, wenn sie wahr sein sollte, als guten Beweis dafür werte, dass dieser Harpunier völlig verrückt ist und ich keine Lust habe, im Bett eines Verrückten zu schlafen; und ihr, Sir, ich meine euch, Wirt, wenn ihr versucht, mich bewusst zu einer solchen Tat zu bewegen, würdet euch damit einer strafrechtlichen Verfolgung aussetzen."

"Nun gut,“ sagte der Wirt, tief Atem holend, “das war aber mal ‘ne lange Rede für ‘nen Kerl, der mal hier und da ‘n biss’l rumkabbelt. Aber ruhig, nur ruhig, hier, dieser Harpunier, von dem ich euch erzählte, ist geradenwegs aus der Südsee angekommen, wo er eine Menge ‘balsamierter Neueelandköpfe216’ (rasend interessant, wisst ihr) eingekauft hat, alle bis auf einen hat er auch wieder verkauft, und mit dem ist er heute Nacht unterwegs, denn Morgen ist Sonntag und das würd’ denn wohl nicht angeh’n, wenn er am heiligen Sonntag menschliche Köpf’ auf der Straß’ verkauft, wo die and’ren Leute schon in die Kirchen geh’n. Er wollt’ es schon mal machen, doch hab’ ich ihn da grad’ noch halten können, bevor er mit vier Köpfen, die an ‘ner Schnur hing’n, aus der Tür wollt’, bei meiner Ehre, wie ‘ne Kette Zwübeln.“

Diese Kunde klärte die für mich anderenfalls unerklärlichen Geheimnisse auf und zeigte mir, dass der Gastwirt gar nicht versucht hatte, mich zu foppen - was sollte ich aber auf der anderen Seite von einem Harpunier halten, der die ganze Samstagnacht bis hinein in den heiligen Sabbat mit einem solch kannibalischen Geschäft, wie das, die Köpfe von toten Götzendienern zu verkaufen, befasst war?


Abbildung 14: Robley und eine Auswahl von Mokomokai (Gemeinfrei) (W) 217

"Verlasst euch drauf, Wirt, dieser Harpunier ist ein gefährlicher Mann.“

"Zahlt aber regelmäßig,“ war die Entgegnung. "Doch kommt, ‘s ist schon schrecklich spät, ihr solltet besser die Flossen drehen218 - ‘s is’ ‘n feines Bett: Sal und ich ha’m in dem Bett geschlafen, die Nacht, wo wir verheiratet wurden. Da’s mächtig viel Platz ‘in zum rumstrampeln für zweie, ‘s is’n allmächtig großes Bett, das. Schaut, bevor wir es aufgaben, tat Sal unseren Sam und den kleinen Johnny ans Fußende, doch hatt’ ich dann mal ein’s Nachts arge Träume und ranterte ‘rum, und irgendwie hab’ ich dann Sam auf’n Boden geschmissen, wo der sich beinahe’n Arm gebrochen hat. Nachher sagte Sal, das wär’ so nix. Kommt hier entlang, ich leucht’ euch im Handumdrehen," und während er das sagte, entzündete er eine Kerze, hielt sie in meine Richtung und zeigte an, dass er den Weg weisen würde. Ich jedoch stand unentschlossen da; und als er auf eine Uhr sah, die in einer Ecke stand, rief er aus "Ich schwör’, ‘s ist schon Sonntag, ihr werdet diesen Harpunier heut’ Nacht nicht sehen; wird wohl anderswo vor Anker gegangen sein - so kommt, hier entlang, kommt doch, so ja, kommt nur, wollt ihr?“

Ich dachte noch einen kleinen Moment über diese Umstände nach und dann gings treppauf und ich wurde in einen kleinen Raum geführt, kalt wie eine Muschel, und tatsächlich mit einem wunderbaren Bett ausgestattet, das fast groß genug war, dass vier Harpuniere gut nebeneinander schlafen konnten.

"Da,“ sagte der Wirt und stellte die Kerze auf eine närrische alte Seekiste, welche doppelten Dienst schob, sowohl als Waschtisch und auch noch als zentraler Tisch; "hier, machts euch nur recht gemütlich, und ‘ne Gute Nacht wünsch’ ich euch auch noch.“ Ich löste mich aus der Betrachtung des Bettes und drehte mich herum, doch da war er schon verschwunden.

Beim Abnehmen der Tagesdecke bückte ich mich über das Bett. Obschon nicht gerade das Eleganteste, hielt es der Prüfung doch einigermaßen stand. Ich fuhr jetzt fort mit der Betrachtung des Raumes; aber neben Bettstatt und zentralem Tisch konnte ich kein weiteres, zum Raum gehöriges Mobiliar entdecken, außer einem roh gezimmerten Regal, den vier Wänden und einem tapezierten Feuerschutz, auf dem ein Mann dargestellt war, der einen Wal harpunierte. An den Dingen, die nicht wirklich zu dem Raum gehörten, wären noch eine angelaschte Hängematte erwähnenswert, und ein auf den Boden geworfener großer Seesack, der zweifellos als Ersatz für einen Landkoffer dalag und die Garderobe des Harpuniers zu enthalten schien. Desgleichen befand sich auf dem Regal über dem Kamin ein Paket mit exotischen Fischhaken aus Knochen und am Kopfende des Bettes stand eine hohe Harpune.

Was aber ist das dort auf der Truhe? Ich nahm es auf und hielt es näher ans Licht, und fühlte, beroch es und versuchte auch sonst jede nur denkbare Möglichkeit, einen befriedigenden Eindruck davon zu gewinnen, was dies hier sein könnte. Ich kann es mit nichts anderem vergleichen als einer großen Fußmatte, die an den Rändern mit kleinen blinkenden Anhängern verziert ist, ähnlich wie die fleckigen Stachelschweinborsten rund um einen indianischen Mokassin. In der Mitte dieser Matte befand sich ein Loch oder ein Schlitz, wie man es auch bei südamerikanischen Ponchos sieht. Könnte es aber möglich sein, dass irgendein nüchterner Harpunier in eine Fußmatte steigt und in einer solchen Verkleidung durch die Straßen einer christlichen Stadt paradiert? Nur, um es mal zu versuchen, probierte ich es geschwind an und es zog mich herunter wie ein Wäschekorb, wobei es sich eigenartig zottig und dick anfühlte, und, so dachte ich, auch ein wenig feucht, als ob der mysteriöse Harpunier es an einem regnerischen Tag getragen hätte. Ich stand derart bekleidet auf, und ging zu einem Stück Glas, welches als Spiegel gegen die Wand gelehnt war, - einen solchen Anblick hatte ich noch niemals in meinem Leben gesehen. Ich befreite mich in so großer Hast davon, dass ich mir grad auch noch eine Schramme im Genick dabei holte.

Ich setzte mich also an einer Seite des Bettes nieder und begann über diesen mit Köpfen hausierenden Harpunier und seine Fußmatte nachzusinnen. Nachdem ich einige Zeit mit Denken auf der Bettkante verbracht hatte, stand ich auf und zog mein Affenjäckchen aus, woraufhin ich weiterhin nachdenklich in der Mitte des Raumes stand. Dann zog ich meinen Kittel aus und dachte in Unterhemdsärmeln noch etwas weiter nach. Aber so halb ausgezogen wurde es mir doch etwas kalt, und spät wars auch schon, da mir fiel wieder ein, was der Gastwirt darüber gesagt hatte, dass der Harpunier wohl die Nacht nicht mehr heimkommen würde, also machte ich also kein großes Aufhebens mehr, sprang aus meiner Hose und den Stiefeln, blies die Kerze aus, tummelte mich in’s Bett und empfahl mich der Obhut des Himmels.

Ob diese Matratze nun mit Maiskolben oder zerbrochenem Geschirr gefüllt war, lässt sich jetzt nicht mehr genau sagen, aber ich habe mich reichlich herumgewälzt und konnte deshalb längere Zeit nicht schlafen. Zuletzt fiel ich in ein leichtes Dösen und hatte dann doch schon eine gute Strecke Weges auf der Straße ins Land des Nickens219 zurückgelegt, als schwere Fußtritte vom Durchgang her ertönten und ein leichtes Schimmern den Raum von unter der Tür her erhellte.

Gott schütze mich, dachte ich bei mir, das muss der Harpunier sein, der höllische Kopfhändler. Ich aber lag vollkommen ruhig da, fest entschlossen, kein Wort zu sagen, bis ich angesprochen würde. Ein Licht in einer Hand haltend und in der anderen den beschriebenen Neuseelandkopf, betrat der Fremde den Raum, und ohne auf das Bett zu schauen, stellte er die Kerze ein gutes Stück weit von mir entfernt auf dem Boden in einer Ecke ab, und begann dann, von mir abgewandt, an den verknoteten Verschnürungen des großen Sackes, von dem ich vorher berichtete, dass er sich hier im Raume befände, herumzuwerkeln. Ich war ganz neugierig, sein Gesicht zu sehen, jedoch hielt er es noch für den Zeitraum von mir abgewandt, den er benötigte, um die Verknotungen an der Öffnung des Sacks zu lösen. Dies endlich beendet, drehte er sich um - als, guter Himmel! Welch ein Anblick! Was für ein Gesicht! Es war von dunkelpurpurfarbig, gelblichem Farbton, hier und da von großen, schwärzlichen Quadraten beklebt. Ja, genau so hatte ich ihn mir vorgestellt, er ist ein furchtbarer Bettgenosse; er war in einen Kampf verwickelt, wurde scheußlich geschnitten, und jetzt war er hier, grad vom Chirurgen. Doch in diesem Augenblick drehte er den Kopf so ins Licht, dass ich klar erkennen konnte, dass diese schwarzen Quadrate auf seinen Wangen keine Klebepflaster sein konnten. Es waren Flecken der einen oder anderen Art. Zuerst wusste ich nichts Rechtes damit anzufangen, doch dann kam mich eine Ahnung der Wahrheit an. Ich erinnerte mich an eine Geschichte über einen Weißen - auch ein Waljäger - der, unter die Kannibalen gefallen, von ihnen tätowiert worden war. Ich schlussfolgerte also, dass dieser Harpunier im Laufe seiner fernen Reisen wohl ein ähnliches Abenteuer erlebt haben musste. Und was ist das schon, dachte ich bei mir! Es ist ja lediglich sein Äußeres, und ein Mensch kann gewiss in jeder Hautfarbe ehrlich sein. Aber dann, dachte ich wieder, was ist mit seiner merkwürdigen Gesichtsfarbe, diejenige, die unabhängig von den schwarzen Quadraten der Tätowierung darum herum liegt. Zwar könnte es auch eine gute tropische Gesichtsbräune sein, doch hatte ich noch nie von einem weißen Mann gehört, den die heiße Sonne dunkelpurpurrot-gelblich gefärbt hätte. Nun gut, ich war noch nie in diesen südlichen Meeren, und vielleicht verursacht die Sonne dort solche außergewöhnlichen Effekte auf der Haut. Und während mir alle diese Gedanken in Blitzesschnelle durch den Kopf gingen, bemerkte mich der Harpunier immer noch nicht. Doch dann, nachdem er beim Öffnen des Sackes mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, fuhr er damit fort, darin herumzufummeln, um endlich eine Art Tomahawk und einen Beutel aus Seehundsfell mit Haaren daran daraus hervorzubringen. Diese Dinge auf der Kiste niederlegend nahm er dann den Neuseelandkopf - ein Teil, wahrlich garstig genug - und stopfte ihn in den Sack. Nun nahm er den Hut ab - ein neuer Kastorhut220 - und ich war nahe daran, meinem erneuten Erstaunen lauthals Luft zu machen.

Es war nicht ein Haar auf seinem Schädel - keines, das der Rede wert gewesen sei - nichts, bis auf einen winzigen Skalpknoten auf seiner Stirne aufgedreht. Sein kahler, purpurner Schädel sah nun für mich und den Rest der Welt wie ein stockfleckiger Totenkopf aus. Hätte jetzt nicht der Fremde zwischen mir und der Tür gestanden, ich wäre aufgesprungen und zur Tür hinausgeflohen, schneller, als ich jemals zum Essen gerannt bin.

Wie es sich so darstellte, dachte ich ernsthaft darüber nach, durch das Fenster zu entkommen, doch befanden wir uns hinten in der zweiten Etage. Ich bin gewiss kein Feigling, aber was sollte ich mit diesem mit Köpfen handelnden, purpurfarbigen Halunken anfangen, schoss es mir alles gleichzeitig durch den Kopf. Unwissenheit ist die Mutter der Angst, und da ich über den Fremden völlig verblüfft und verwirrt war, gestehe ich, dass ich mich jetzt so sehr vor ihm fürchtete, als wäre er der Teufel selbst gewesen, der auf diese Weise mitten in der Nacht in mein Zimmer eingebrochen war. Tatsächlich aber war ich inzwischen in einer solch großen Angst befangen, dass es mir sogar die Sprache verschlagen hatte, und ich ihn nicht einmal mehr hätte ansprechen können, um eine befriedigende Erklärung für die ihn betreffenden, mir unerklärlichen Dinge, zu verlangen.

In der Zwischenzeit fuhr er weiter damit fort, sich auszuziehen, und zeigte dabei zuletzt seine Brust und seine Arme. Und so wahr ich lebe, diese normalerweise bedeckten Teile seines Körpers waren ebenfalls, so wie sein Gesicht, gleichfalls von diesen schwarzen Quadraten gescheckt. Er schien dem Dreißigjährigen Krieg221 entsprungen, und von dort mit einem Klebepflasterkostüm entkommen zu sein. Mehr noch, seine Beine waren derart bemalt, als ob Banden dunkelgrüner Frösche die Stämme junger Palmen hinauflaufen würden. Es war nun ganz klar, dass es sich bei ihm um einen dieser bedauernswerten Wilden handeln musste, die in der Südsee an Bord eines Walfängers gebracht worden waren und auf diesem Wege in unserem christlichen Land landeten. Ich zitterte bei dem Gedanken daran. Ein Händler mit Köpfen auch noch zudem - vielleicht sogar der Kopf seines eigenen Bruders. Er könnte - um Himmels willen, - einen Gefallen an dem meinigen bekommen! Seht euch nur einmal diesen Tomahawk an!

Aber da gab es keine Zeit zum Zittern, weil der Wilde nun zu etwas überging, dass nicht nur meine Aufmerksamkeit komplett in Anspruch nahm, sondern mich auch sonst vollkommen davon überzeugte, dass er tatsächlich ein Heide sein musste. Er ging zu seinem schweren Grego222, Wrapall223, oder auch Dreadnought224, den er zuvor an einen Stuhl gehängt hatte, tastete in den Taschen herum und brachte schließlich ein seltsames, kleines, deformiertes Gebilde mit einem Buckel auf dem Rücken hervor, das genau die Farbe eines drei Tage alten Gorillababys hatte. Als ich mich des einbalsamierten Kopfes erinnerte, dachte ich zuerst fast, dass es sich bei diesem schwarzen Männchen um ein echtes Baby handelte, das auf ähnliche Weise konserviert wurde. Aber als ich erkannte, dass es keineswegs gelenkig war, und doch sehr an poliertes Ebenholz erinnerte, entschloss ich mich, doch lieber zu glauben, dass es nur einfach ein hölzernes Idol sein müsse, als was es sich hinterher in der Tat herausstellte. Denn jetzt ging der Wilde zum leeren Kamin hinauf, entfernt die tapezierte Feuerschutzplatte und stellt diese kleine bucklige Gestalt wie eine Art Kegel zwischen die beiden Feuerböcke. Die Kamineinfassungen und alle Ziegelsteine im Inneren waren so sehr verrußt, dass ich dachte, dieser Kamin sei ein sehr passender kleiner Schrein oder Kapelle für sein Gorillagötzenbild.

Ich verdrehte nun meine Augen kräftig auf das halbverborgene Bild und fühlte mich zwischenzeitlich eher unwohl - um zu erkennen, was als Nächstes folgen würde. Zuerst nahm er etwa eine doppelte Handvoll Späne aus seiner Gregotasche und legte sie vorsichtig vor das Götzenbild; dann legte er ein Stück Schiffszwieback darauf und entzündete die Späne mit der Flamme der Lampe zu einem Opferfeuer. Gegenwärtig, nach etlichen hastigen Zugriffen ins Feuer und noch hastigeren Rückzügen seiner Finger (wobei er sie anscheinend recht stark versengte), gelang es ihm endlich, den Keks herauszuziehen; dann blies er die Hitze und die Asche ein wenig ab und machte dem kleinen Neger ein höfliches Angebot. Aber der kleine Teufel schien diese trockene Art von Kost überhaupt nicht zu mögen; denn er bewegte seine Lippen überhaupt kein bisschen. All diese seltsamen Eskapaden wurden von noch merkwürdigeren, kehligen Geräuschen des Gläubigen begleitet, der in einem Singsang zu beten oder irgendeine heidnische Psalmodie zu singen schien, wobei sein Gesicht auf die unnatürlichste Weise zuckte. Als dann das Feuer endlich gelöscht war, nahm er das Götzenbild ganz ungezwungen wieder auf und steckte es so nachlässig wieder in seine Gregotasche, als wäre er ein Jagdsportler, der eine tote Waldschnepfe einsackt.

Durch all diese merkwürdigen Vorgänge wurde mein Unbehagen nur noch verstärkt, und als ich sah, dass er nun deutliche Hinweise zeigte, seine Vorbereitungen zu beenden und drohte zu mir ins Bett zu springen, dachte ich, es sei jetzt oder nie, bevor das Licht gelöscht war, die allerhöchste Zeit, den Bann zu brechen, durch den ich schon so lange gefesselt war.

Aber die Zeit, die ich damit verbrachte, darüber nachzudenken, was ich sagen sollte, war verhängnisvoll. Er nahm seinen Tomahawk vom Tisch, untersuchte kurz seinen Kopf und hielt ihn dann ins Licht, mit dem Mund am Griff, und paffte große Wolken von Tabakrauch aus. Im nächsten Augenblick wurde das Licht ausgelöscht, und dieser wilde Kannibale, den Tomahawk zwischen den Zähnen, sprang zu mir ins Bett. Ich schrie auf, unfähig mich zu beherrschen; und mit einem plötzlichen Grunzen des Erstaunens begann er mich zu betasten.

Etwas herausstotternd, - ich wusste nicht, was -, rollte ich mich von ihm fort an die Wand und beschwor ihn, wer oder was auch immer er sein mochte, sich ruhig zu verhalten, und mich aufstehen und die Lampe wieder anzünden zu lassen. Doch seine gutturalen Antworten überzeugten mich blitzschnell davon, dass er meine Botschaft nur sehr schlecht verstand.

"Wer de Deibel bissu?“ - kam dann zuletzt aus ihm heraus - “red, do, sons bringi di um, do.“Und indem er so sprach, begann der entzündete Tomahawk über mir in der Dunkelheit zu glühen.

"Wirt, um Gottes Willen, Peter Coffin!“ schrie ich, "Gastwirt! Nachtwache! Coffin! All ihr Engel! Schützt mich!“

"Red’do! Sag-a-mia wer-du-bis-du, odda vadammich, i-bring-di um,” knurrte der Kannibale erneut, während er mit seinem schrecklichen Tomahawk die heiße Tabakasche um mich herum verstreute, bis ich dachte, meine Nachtwäsche würde in Brand geraten. Doch dann kam, dem Himmel sei Dank, in diesem Moment der Wirt mit einem Licht in der Hand in den Raum, und ich stürzte aus dem Bett heraus auf ihn zu.

"Keine Bange, jetzt,“ sagte er, schon wieder grinsend, "Queequeg hier würd’ euch kein Haar auf dem Kopf krümmen.“

"Hört auf, zu grinsen,“ schrie ich, "und warum habt ihr mir nicht gesagt, dass dieser höllische Harpunier hier ein Kannibale sei?“

"Dacht’ ihr wüsstet’s; sachte ich euch nich’ dasser mit Köppen im Ort herumhandeln tät? - aber nehmt die Flossen wieder runter, jetzt, und geht wieder zu Bette. Queequeg, schau hier, vastehsse mi, I vaschteh di - dissa Mann, der da, der schlaft hiera, vastehsse mi?“ -

"I vaschteh all“ - grunzte Queequeg aufrecht im Bett sitzend, und paffte weiter an seiner Pfeife.

"Do, kumm rinn,“ fügte er mit dem Tomahawk auf mich weisend hinzu, und räumte das Bettzeug auf eine Seite. Dies tat er auf eine durchaus nicht nur höfliche, sondern auch wirklich freundliche und hilfsbereite Art und Weise. Ich sah einen Moment auf ihn. Trotz all seiner Tätowierungen schien er doch ein sauberer, wohlgestalteter Kannibale zu sein. Was für ein Gewese ich darum gemacht habe, dachte ich bei mir - der Mann ist ein menschliches Wesen, so wie ich eines bin; er hat genau so viel Grund mich zu fürchten, wie ich ihn. Besser bei einem nüchternen Kannibalen schlafen, als bei einem betrunkenen Christen.

"Wirt,“ sagte ich, "sagt ihm doch, er möge seinen Tomahawk dort, oder seine Pfeife, oder wie man‘s auch immer nennen will, verstauen, und er soll in Kürze aufhören zu rauchen. Ich kanns auch nicht gut vertragen, wenn bei mir im Bett geraucht wird. Es ist nämlich gefährlich. Ich bin, nebenbei gesagt, auch nicht versichert.“

Nachdem dies alles Queequeg erklärt wurde, willigte er augenblicklich ein und bat mich zum wiederholten Male höflichst ins Bett - rollte daraufhin auf eine Seite, so weit, dass man sagen konnte, wir würden einander nicht einmal am Beine berühren.

"Gute Nacht, Herr Wirt,“ sagte ich noch, "ihr könnt gehen.“

Ich rollte mich zusammen, und, so kann ich wohl behaupten, habe niemals in meinem Leben besser geschlafen.

186 Speier: Matrosenslang für ein Walfangschiff. (M)

187 Neu-England Hexen: Menschen, die während der Hexenprozesse von Salem, Massachusetts, 1692 und 1693 der Hexerei angeklagt wurden. (M) Die Hexenprozesse von Salem (Salem witch trials) im Jahr 1692 bildeten den Beginn einer Reihe von Verhaftungen, Anklagen und Hinrichtungen wegen Hexerei in Neuengland. Die Hexenverfolgung begann in dem Village Salem (heute größtenteils zu Danvers gehörend), nahe der Stadt Salem. In ihrem Verlauf wurden 20 Beschuldigte hingerichtet, 55 Menschen unter Folter zu Falschaussagen gebracht, 150 Verdächtigte inhaftiert und weitere 200 Menschen der Hexerei beschuldigt. Die Anschuldigungen dehnten sich innerhalb weniger Monate auf die umliegenden Gemeinden Andover, Amesbury, Salisbury, Haverhill, Topsfield, Ipswich, Rowley, Gloucester, Manchester, Malden, Charlestown, Billerica, Beverly, Reading, Woburn, Lynn, Marblehead und Boston aus. Hexenverfolgung hatte es bis dahin in den nordamerikanischen Kolonien, anders als in Europa, nur vereinzelt gegeben. (W)

188 Schwarzes Meer: ein Meer zwischen Südosteuropa und der Türkei. (M) Das Schwarze Meer ist ein zwischen Südosteuropa, Osteuropa und Vorderasien gelegenes Binnenmeer, das über den Bosporus und die Dardanellen mit dem östlichen Mittelmeer verbunden ist. Es ist bis 2212 m tief und hat (ohne das Asowsche Meer) eine Fläche von etwa 436.400 km2. Der Rauminhalt des Schwarzen Meeres beträgt 547.000 km3. Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt 1253 Meter. (W)

189 Die vier Grundelemente: Erde, Wasser, Luft und Feuer. (M) Nach der Vier-Elemente-Lehre besteht alles Sein in bestimmten Mischungsverhältnissen aus den vier Grundelementen bzw. "Essenzen“ oder "Wurzelkräften“ "Erde“, "Wasser“, "Luft“ und "Feuer“ als Prinzipien des Festen, Flüssigen, Gasförmigen und Glühend Verzehrenden. (W)

190 Verfluchte Heide: ein Gebiet unbewirtschafteten Bodens, das wie durch eine Schlacht verwüstet wurde. In Shakespeares “Macbeth”, 1. Akt. 3. Szene, treffen sich die drei Hexen auf einer "verfluchten Heide". (M)

191 Hyperborea: arktisch. In der griechischen Mythologie war Hyperborea ein vollkommenes Land im hohen Norden. (M) Hyperborea (griechisch Ὑπερβορέα) ist ein sagenhaftes, von den antiken griechischen Geografen und Mythografen weit im Norden lokalisiertes paradiesisches Land. Seinen Bewohnern, den Hyperboreern (Ὑπερβόρε(ι)οι Hyperboreioi), wurde eine besonders enge Verbindung mit dem Gott Apollon und dessen Kult zugeschrieben. (W) Siehe auch Abbildung 11: Weltkarte nach Herodot auf Seite 11.

192 Kap-Hoorner: ein Schiff, das stark genug für die schwierige Reise um das Kap ist. (M)

193 Lanze: eine lange Waffe zum Stoßen, mit einer Stange als Griff und einer scharfen Metallspitze. (M)

194 Harpune: eine lange Waffe mit Widerhaken am stählernen, scharfen und spitzen Ende, die an ein Seil gebunden ist und auf Beute wie einen Wal geworfen wird. (M)

195 Nathan Swain: Nathaniel Swain (1727-1781), ein Nachkomme einer der bemerkenswerten Walfangfamilien von Nantucket. (M)

196 javanische See: in Indonesien, in der Nähe der Insel Java. (M) Java, indonesisch Jawa (nach alter Schreibweise Djawa) ist eine der vier Großen Sundainseln der Republik Indonesien neben den weiteren Hauptinseln Sumatra, Borneo (Kalimantan) und Sulawesi. SieheAbbildung 12: die Insel Java, rot.

197 Kap von Blanco: Cabo Blanco, ein Fischerdorf im Norden Perus. (M) Cabo Blanco ist ein Fischerdorf im Nordwesten Perus, 3 km nordwestlich von El Alto, Talara, Piura. Es war in der Vergangenheit unter Großwildfischern berühmt und ist heute ein bekannter Surfbreak. Das Dorf hat seinen Namen von den hellen, nahe gelegenen Bergen. Ein Surfbreak (auch Break, Shorebreak oder Big Wave Break) ist ein permanentes (oder halbpermanentes) Hindernis wie ein Korallenriff, ein Felsen, eine Untiefe oder eine Landzunge, das eine Welle zum Brechen bringt und eine Tonnenwelle oder eine andere Welle bildet, die gesurft werden kann, bevor sie schließlich zusammenbricht. Die Topografie des Meeresbodens bestimmt die Form der Welle und die Art des Wellenbruchs. Da Untiefen sich in Größe und Lage verändern können, was sich auf den Brechvorgang auswirkt, sind Engagement und Geschicklichkeit erforderlich, um gute Brecher zu finden. Einige Surfbreaks sind ziemlich gefährlich, da der Surfer mit einem Riff oder Felsen unter Wasser kollidieren kann. Surfbreaks werden von den Surfern möglicherweise vehement verteidigt, da menschliche Aktivitäten und Konstruktionen unbeabsichtigte und unvorhersehbare Folgen haben können, die entweder positiv oder negativ oder unbekannt sind. (W)

198 vierzig Fuß: das ist 12,19 m. (D. Ü.)

199 Plicht: ein geschlossener Raum unterhalb der Wasserlinie eines Schiffes. (M) Eine Plicht (umgangssprachlich auch: Cockpit, früher: Kokpit) ist bei eingedeckten Segel- und Motorbooten der Teil an Deck eines Bootes mit Steuerstand und Sitzgelegenheiten im nicht eingedeckten Teil, in dem sich die Mannschaft und die Fahrgäste während der Fahrt aufhalten. (W)

200 Eckverankert, d.h. fest am Boden verankert. (M)

201 Meridiane: hier gemeint als horizontale Linien, obwohl ein Meridian eine Längslinie ist, die vom Nord- zum Südpol verläuft. (M)

202 Skrimshander: Scrimshaw, mit Schnitzereien verzierte Walknochen. (M) Scrimshaw ist eine Miniatur-Ritz- und Gravurtechnik in tierische Materialien, wie Elfenbein, Horn oder Knochen. Zum Teil kommen auch Kunststoffe zum Einsatz. Der Begriff Scrimshaw stammt aus der Ära der Walfänger, die sich im 18. und 19. Jahrhundert mit der Verzierung von Walknochen und -zähnen auf Reisen und auch daheim ihre freie Zeit vertrieben. Sie "scrimmten“ am liebsten auf den Zähnen des Pottwals, die beim Walfang als Abfallprodukt anfielen. Die meisten Arbeiten auf Pottwalzähnen und Walknochen stammen von nordamerikanischen Walfängern. Auch die Stoßzähne von Walrössern wurden häufig mit Scrimshaw verziert. (W)

203 Sitzbank: eine Holzbank mit hohem Rücken und Armlehnen. (M)

204 Leichentuch: das Tuch, in das ein Leichnam zur Bestattung eingewickelt wird, hier metaphorisch verwendet, um auf erstarrten Kerzentalg hinzuweisen. (M)

205 Affenjäckchen: kurze, eng anliegende Jacken, “monkey jackets”, die traditionell von Matrosen getragen werden. (M)

206 Fidschis: die Fidschi-Inseln im Südpazifik. (M) Fidschi, offiziell Republik Fidschi (auf Fidschi: Viti bzw. Matanitu ko Viti; englisch Fiji bzw. Republic of Fiji), ist ein Inselstaat im Südpazifik nördlich von Neuseeland und östlich von Australien. Fidschi ist seit 1970 unabhängig und seit 1987 eine Republik mit der Hauptstadt Suva auf der Insel Viti Levu. Seit der demokratischen Wahl am 17. September 2014 ist Fidschi eine parlamentarische Demokratie. Der vorherige Premierminister Frank Bainimarama gewann 59,20 Prozent der Stimmen und wurde damit wiedergewählt. Fidschis jüngere Geschichte wurde dominiert durch den Konflikt zwischen der indigenen fidschianischen Mehrheit und der indischstämmigen Minderheit des Landes. (W)

207 Katarrh: eine Ansammlung von Schleim in der Nase oder im Rachen. (M)

208 Die Wetterseite: die Seite, die nicht vor dem Wetter geschützt ist. (M)

209 sechs Fuß: das ist 1,83 m. (D. Ü.)

210 Kofferdamm: ein wasserdichter Damm, der zum Bau oder zur Reparatur von Unterwasserobjekten wie einer Brücke oder einem Boot verwendet wird. (M) Ein Kofferdamm beziehungsweise Fangedamm oder in manchen Gegenden auch Fangdamm ist im Wasserbau eine provisorische Barriere oder ein provisorischer Damm, um für die Bauzeit bestimmte Bereiche des Baufeldes trockenlegen zu können. Dabei ist der Begriff Kofferdamm eigentlich die falsche Übersetzung (Falscher Freund) des englischen Begriffs "coffer dam“, der korrekt übersetzt Fangedamm bedeutet. (W)

211 Alleganian Ridge: Allegheny Mountain, ein Bergrücken in den Appalachen. (M) Der Allegheny Mountain (geschrieben Alleghany Mountain in Virginia) ist ein großer Gebirgskamm in der südlichen Bergkette der Allegheny Mountains, Teil der Appalachen Berge. Er bildet entlang eines Teils seines Verlaufs die östliche kontinentale Wasserscheide und dient auch als Teil der Staatsgrenze zwischen Virginia und West Virginia. (W)

212 Skrimshander: jemand der Scrimshaw herstellt.(M) Siehe Fußnote 202 auf Seite 13. (D. Ü.)

213 ein Fuß: das ist 30,48 cm. (D. Ü.)

214 vier Zoll: das ist 10,16 cm. (D. Ü.)

215 Der Berg Hekla: Die Hekla, ein Vulkanberg in Island, der 1845 ausgebrochen war, sechs Jahre vor der Veröffentlichung von Moby-Dick. (M) Die Hekla, (isländisch für Haube) ist ein 1491 m hoher Vulkan im Süden Islands, auf dem Gemeindegebiet von Rangárþing ytra. Die Hekla ist der Zentralvulkan einer 40 km langen Vulkanspalte und mindestens 6600 Jahre alt. Der Berg gehört zu den drei aktivsten Vulkanen Islands. Der Vulkan befand sich in einer längeren Ruhepause, bis er plötzlich am 2. September 1845 wieder von sich reden machte. (W)

216 Neuseelandköpfe: Mokomokai, die erhaltenen Köpfe von tätowierten Maori-Stammesangehörigen, die in den 1820er-Jahren gegen Waren eingetauscht wurden. (M) Mokomokai (auch Toi Moko genannt) sind konservierte Köpfe von Māori, den Ureinwohnern Neuseelands, deren Gesichter mit Tā moko-Tätowierungen verziert wurden. Sie waren während der Musketenkriege des frühen 19. Jahrhunderts wertvolle Handelsware. Siehe Abbildung 14: Robley und eine Auswahl von Mokomokai auf Seite 17. (W)

217 Robley: Horatio Gordon Robley war ein britischer Offizier und Künstler, der während der Neuseelandkriege der 1860er-Jahre in Neuseeland diente. Er war an Ethnologie interessiert und von der Kunst des Tätowierens fasziniert. Er war ein talentierter Illustrator und schrieb das 1896 veröffentlichte Werk über Moko Moko; or Maori Tattooing. Nach seiner Rückkehr nach England baute er eine Sammlung von 35–40 Mokomokai auf, die er später der neuseeländischen Regierung zum Kauf anbot. Als diese ablehnte, erwarb das American Museum of Natural History den größten Teil der Sammlung. (W)

218 Fluken drehen: in diesem Fall ins Bett gehen. Ein Wal "dreht Fluken", wenn er den Kopf leicht anhebt, dann geradewegs auf Nahrungssuche abtaucht, wobei sein Schwanz oder "Fluken" das Letzte ist, was man während seines Tauchgangs sieht. (M)

219 Land des Nickens: dahin wo man geht, wenn man schläft. (M)

220 Kastorhut: ein Zylinder aus verfilztem Biberfell. (M) Ein beaver hat, Kastorhut von castor, lat. Biber, ist ein aus Biberhaar gefertigter Filzhut. Der vom 17. Jahrhundert bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts von Männern und Frauen getragene Hut war ein Vorläufer des Zylinders. (W)

221 Dreißigjähriger Krieg: ein Krieg, der zwischen Deutschland und verschiedenen anderen europäischen Mächten in den Jahren 1618 bis 1648 geführt wurde. (M) Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein Konflikt um die Hegemonie im Heiligen Römischen Reich und in Europa, der als Religionskrieg begann und als Territorialkrieg endete. In diesem Krieg entluden sich auf europäischer Ebene der habsburgisch-französische Gegensatz und auf Reichsebene der Gegensatz zwischen dem Kaiser und der Katholischen Liga einerseits und der Protestantischen Union andererseits. Gemeinsam mit ihren jeweiligen Verbündeten trugen die habsburgischen Mächte Österreich und Spanien neben ihren territorialen auch ihre dynastischen Interessenkonflikte mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden vorwiegend auf dem Boden des Reiches aus. (W)

222 Grego: eine Kapuzenjacke. (M)

223 Wrapall: der schwere Mantel eines Matrosen. (M)

224 Dreadnought: ein schwerer Mantel. (M)

Moby-Dick

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