Читать книгу Abhandlungen über die Psalmen, Band 2 - Hilarius von Poitiers - Страница 106
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ОглавлениеLasset uns also, wie bei menschlichen Erbschaften, den Theil, welcher besser und welcher nützlicher ist, erwählen. Wenn man schon hinsichtlich, der zeitlichen Erbschaften bei der Theilung mit den Miterben den bessern Theil und das bessere Erbe zu erhalten strebt, um wie viel größer muß die Sorgfalt seyn, mit welcher wir unsern Theil an dem himmlischen Erbe auswählen? Hundertfältiges verspricht der Herr, aber Hundertfältiges nicht für die Ewigkeit, sondern für die Gegenwart. Die Verleihung der ewigen Güter hingegen ist unermeßlich und unendlich; in dem bestimmten Ausdrucke des Hundertfachen aber ist das Maß des Gegenwärtigen begriffen. Allein ich zweifle, ob der Antheil des Petrus dieses Hundertfältige überstiegen habe. Wenigstens hat man, nach dem Gebote des Herrn, jetzt in dieser Welt, wenn man alle zeitlichen Dinge verläßt, ein hundertfaches Geschenk zu hoffen. Denn wir haben den zum Antheile, welcher sagt: „Und ich werde in ihnen wohnen.“ Der hundertfache Lohn besteht also hier darin, daß in diesem unserm irdischen Leibe Gott wohnt. Aber was sage ich: Wohnt ? Er sagt ja selbst:760 „Und ich will wandeln in ihnen.“ Offen für Gott und geräumig ist die Wohnung in einem treuen Herzen, auf daß er darin wohnen und wandeln kann. Aber was fügte der, welcher darin wohnt, welcher darin wandelt, noch als Drittes bei? „Und ich will ihr Gott seyn.“ Sehet, dieses ist der uns von Gott verheissene Theil, daß wir für Gott eine Wohnung sind, und daß er, indem er in uns wandelt, unser Besitz ist, wenn wir die Welt verlassen, wenn wir dem schnöden, irdischen Besitze entsagen, wenn wir die Erbschaft vergänglicher Dinge verachten, wenn wir lebendig von der Welt scheiden. Denn was ist dieses Belohnenswerthes, bei dem Tode und der durch das Scheiden der Seele herbeigeführten Auflösung der Leiber die Welt zu verlassen? Man muß sich mit Verachtung derselben von ihr loswinden. Man muß mit Vergessung ihrer Vergnügen sie nicht kennen. Wir müssen in ihr sterben, indem wir nicht für sie leben. Paulus weiß, daß er nicht mehr sich lebe, denn er sagt:761 „Ich lebe, doch nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“