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Hierauf folgt: „Ich bitte um dein Angesicht von meinem ganzen Herzen; erbarme dich meiner nach deinem Worte.“ Wir wissen, daß Moses um die Anschauung Gottes gebeten habe. Und vielleicht könnte man vermuthen, daß das Flehen dieses Propheten mit dem Gebete desselben verwandt wäre. Allein er weiß, daß Gott gesagt habe:762 „Kein Mensch wird mein Angesicht sehen und leben.“ Also begehrt er, es möchte ihm das gewährt werden, was, wie er weiß, dem Moses versagt wurde? Allein obschon er abermals früher war, als der Ausspruch im Evangelium, so weiß er dennoch, das diese Seligkeit dem Glauben vorbehalten sey, nach der Stelle:763 „Selig sind die, welche reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ Weil er also den Ausspruch im Gesetze kennt, daß nämlich Niemand Gott sehe und lebe, und hinsichtlich der Seligkeit im Evangelium nicht zweifelt, daß alle, welche reines Herzens sind, Gott schauen werden; hat er mit der Mäßigung der vollkommenen Bescheidenheit seinen sehnlichsten Wunsch ausgesprochen, indem er sagt: „Ich flehte um dein Angesicht von meinem ganzen Herzen.“ Er weiß, daß es jetzt für ihn unmöglich sey, das zu sehen, was kein Auge gesehen, und kein Ohr gehört hat, und was in keines Menschen Herz gekommen ist. Er weiß, daß die Herrlichkeit Gottes mit fleischlichen Augen nicht geschaut werden kann. Er weiß, ich will nicht sagen, daß dieses Licht des menschlichen Gesichtes bei dem Glanze der Engel verdunkelt werde, sondern daß auch nur den Glanz des Angesichtes des Moses die Augen des menschlichen Körpers nicht ertragen haben.

Abhandlungen über die Psalmen, Band 2

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