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2.5.3 Eitelkeit

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Die Eitelkeit ist dasjenige Wohlgefallen des Menschen an sich selbst, das sich auf vermeintliche Vorzüge vor anderen stützt und im Unterschied zum Stolz diese Vorzüge von den andern unbedingt anerkannt wissen will.171 Beispielsweise die Sorge um die Schönheit, um die geistige Vollkommenheit bzw. um das eigene Aussehen. Dabei sind die Grenzen zwischen der natürlichen Freude am eigenen Körper und der übertriebenen Sorge um die eigene Attraktivität fließend. Wir können als normale Eitelkeit die persönliche und die nationale Eitelkeit unterscheiden. Der überzogen eitle Mensch ist sehr stark von seinen vermeintlichen Vorzügen überzeugt und stellt sie häufig zur Schau. Übertriebene Eitelkeit ist eine Untugend. Das Gegenteil von Eitelkeit ist eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Person bzw. gegenüber Nationen. Man kann nun die Frage aufwerfen: „Ist Eitelkeit ein verwerfliches Laster oder eine fördernde Kraft?“172 Sie hat wohl von beidem etwas:

► Thesen: „Eine gewisse Eitelkeit ist menschlich“* . „Ohne die Eitelkeit wäre die Welt nur halb so schön“ (F. Löchner). Das gilt vor allem für bestimmte Künstler: „Musiker sind nicht eitel, sie bestehen aus Eitelkeit“ (K. Tucholsky). Treffend: „Eitle Fernsehjournalisten halten sich selbst für mindestens ebenso bedeutend wie ihre prominenten Interviewpartner“ (E. Probst). Aber: „Große Eigenschaften entschuldigen kleine Eigenheiten“ (Wiliam Penn). Für den Alltag gilt: „Wem sein Aussehen ganz egal ist, mit dem stimmt etwas nicht“ (unbekannt). Für das Besondere und Große gilt: „Glanz und Gloria, Triumph der Eitelkeit (O. Baumgartner-Amstad). Oder für den Sport gilt: „Medaillenspiegel: Attribut nationaler Eitelkeit“ (A. Eilers). Und: „Wenn der Ehrgeiz als Zwerg zur Welt kommt, nennt man ihn Eitelkeit“ (unbekannt).

Interessant ist auch folgende Meinung: „Der Mensch hat es so gern, wenn man über ihn spricht, dass ihn sogar eine Unterhaltung über seine Fehler entzückt“ (A. Maurois). Wie lässt sich übertriebene Eitelkeit erkennen? „Selbsterkenntnis behütet dich vor Eitelkeit“ (M. de Cervantes-Saavedra). Auch gilt: „Macht und Eitelkeit machen uns beredt“ (Ch. von Schweden). Außerdem: „Die Eitelkeit ist die Höflichkeits-Maske des Stolzen“ (F.W. Nietzsche). Etwas vermessen ist folgende Feststellung: „Eitelkeit ordnet Lebensglück gern der eigenen Intelligenz zu“ (M.M. Jung). Oft gilt im Leben: „Den größten Streich spiel uns immer noch die eigene Eitelkeit“ (E. Koch). Edle Menschen erkennen rechtzeitig die nötige Konsequenz: „Die Eitelkeit ist das erste, was der Weise ablegt“ (aus China).

► Antithesen: Übertriebene Eitelkeit kann als Untugend süchtig bzw. affig machen: „Eitelkeit ist eine persönliche Ruhmsucht“ (J.W. von Goethe). Auch: „Die Eitelkeit, der nimmersatte Geier, fällt nach verzehrtem Vorrat selbst sich an.“ (Shakespeare). „Wo die Eitelkeit anfängt, hört der Verstand auf“ (M. von Ebner-Eschenbach). Auch viel Geld kann zu überzogener Eitelkeit führen: „Ein schwerer Beutel macht leicht eitel“ (A. a Santa Clara). Dann ist die Überheblichkeit nicht weit: „Wer Eitelkeit zum Mittagbrot hat, bekommt Verachtung zum Abendbrot“ (B. Franklin).

Auch hier gilt: „Wer abhebt, benötigt einen guten Fallschirm.“* Eitelkeit findet sich insbesondere vor dem Spiegel: „Eitelkeit macht jeden Spiegel blind“ (A. Brie). Noch stärker ausgedrückt: „Für die Eitelkeit ist selbst die Pfütze ein wohlgefälliger Spiegel“ (A. Schopenhauer). Aber: „Wenn Menschen in Not sind, dann sinkt der Stellenwert der Eitelkeit enorm:“* „In der Not verdunstet viel Eitelkeit“ (M. Hinrich). Zum Nachdenken: „Die Strafe für Eitelkeit ist Schmeichelei“ (W. Raabe). „Mitunter wird mit übertriebener Eitelkeit bzw. mit Affigkeit versucht, Schwächen der eigenen Person zu übertünchen.“* Wird die überhöhte Eitelkeit verletzt, dann gibt es oft unangemessene Reaktionen: „Verletzte Eitelkeit hat hundert Krallen“ (aus Piemont). Oder: „Verletzte Eitelkeit infiziert sich oft mit Hassgefühlen“ (G. Uhlenbruck). Deshalb gilt auch hier: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ (Sprichwort).

► Synthese: „Wenn sich eine vornehme Frau für ihren Mann vor dem Spiegel schön macht oder der edle Mann eitel seine Fliege für den besonderen Abend zurechtlegt, dann sind diese Verhaltensweisen normal.“* Aber wir stoßen an eine Grenze, wo die Eitelkeit zur Affigkeit wird, die es für alle zu vermeiden gilt. „Männer, die Angst davor haben, dass man ihre gefärbten Haare ans Licht bringen könnte, waren mir schon immer suspekt.“* In der christlichen Theologie zählt die Eitelkeit zu den Hauptsünden, denn sie lenkt das Denken des Menschen von Gott ab und zu sich selbst hin. „Sehr eitle Menschen wollen vor allem sich selbst gefallen“* Dazu äußert sich ein Menschenkenner treffend:

„Man muss sich also eingestehen, dass die eitlen Menschen nicht sowohl Anderen gefallen wollen, als sich selbst, und dass sie so weit gehen, ihren Vorteil dabei zu vernachlässigen; denn es liegt ihnen oft daran, ihre Mitmenschen ungünstig, feindlich, neidisch, also schädlich gegen sich stimmen, nur um die Freude an sich selber, den Selbstgenuss, zu haben“

(F.W. Nietzsche)

Wer gar zu eitel ist, kann sogar zum Schöngeist oder zum Hagestolz werden. Die Betroffenen sollten sich dann nicht wundern: „Niemand hat aber Mitleid mit dem Schmerz der Eitelkeit“ (S. Johnson). Deshalb sollten wir Menschen rechtzeitig gegensteuern: „Tötet eure Eitelkeit, bevor sie euch umbringt“ (P.E. Schumacher). Das ist aber alles gar nicht so einfach, denn: „Eitelkeit ist darum so schwer abzulegen, weil man sie, unter allen Lastern allein, den ganzen Tag genießen kann“ (J. Paul).

Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

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