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2.5.4 Wollust

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Wollust ist die extreme Form sexueller Lust, nämlich als sinnliche Begierde mit erotischen Fantasien. Das aktive Handeln des Menschen zur wilden Steigerung der sexuellen Befriedigung ist dabei eingeschlossen. „Moderne Technik eröffnet viele Wege, sündiges Verhalten zu befriedigen“ (F. Löchner). „Die Wollust liebt die Mittel nicht den Zweck“ (H. von Hofmannsthal). Und: „Die Wollust ist die Katastrophe des Genusses“ (E.M. Cioran). Die Wollust zählt im Christentum als Untugend zu den 7 Todsünden. Das Gegenteil der Lust ist die Unlust, das Gegenteil von Wollust ist die Keuschheit als Enthaltsamkeit: „Wo Lust schrumpft, wächst Sitte“ (M.M. Jung). Wir wollen zunächst zwischen Lust und Wollust unterscheiden:

► Die Lust als Glücksgefühl ist etwas ganz Normales: „Es ist eine Lust zu leben“ (U. von Hutten). Die Lust ist ein Antrieb, der auf die Befriedigung eines stark empfundenen Bedürfnisses oder Mangels ausgerichtet ist. Die Lust war schon in der Antike, im Mittelalter und in der neueren Zeit ein interessierendes Thema.173 „Die Lust ist Ursprung und Ziel des glücklichen Lebens“ (Epikur). Sie ist mit heftigen, zeitlich begrenzten Glücksgefühlen (z. B. Liebe, Sex, Lustgefühl, Begierde), Freude (z. B. Sport, Arbeit) bzw. Genuss (z. B. beim Essen, Trinken) verbunden.

Träumen wir nur? „Alle Lust der Welt ist ein Traum nur“ (F. Petrarca). „Wo die Lust anfängt, hört der Spaß auf“, sagt P. Mommertz. Auch: „Lust verkürzt den Weg“ (W. Shakespeare). Ebenfalls gilt: „Lust findet Zeit“ (W. Puzicha). Und: „Je seltener das Angenehme, desto größer die Lust (Epiktet). Ohne Lust bewältigen wir unser Leben nicht: „Lust ist der beste Motor“ (M. Hinrich). Auch gilt für den Sex: „Phantasie ist der größte Lustgewinn“ (D. Wieser). Ähnlich ausgedrückt: „Lust steigert sich an Lust“ (K. Tucholsky). Der französische Philosoph Honoré de Balzac wirft die Frage auf: „Vielleicht ist die Liebe nur Dankbarkeit für die Lust?“ Als Formen der Lust sind Lebenslust und sexuelle Lust zu unterscheiden. Hier eine treffende Beschreibung der sexuellen Lust:

„Dein herrlicher Körper treibt mich zum Wahnsinn. Ich begehre dich heftig, möchte noch mehr; du machst mich verrückter mit jeder Berührung. Ich liebe dich, brauche dich, will dich so sehr“

(H.C. Neuert)

► Gott hat uns aber im Umgang mit der Lust Grenzen gesetzt: „Du sollst nicht gelüsten deines Nächsten Weibes“ (5 Mose, 5,21) und „Du sollst nicht ehebrechen“ (5 Mose, 5,18). Wenn wir meinen, diese Gebote locker umgehen zu können, um sich beim Ehebruch voll der Wollust hinzugeben, dann täuschen wir uns gewaltig, denn die Folgen von Ehebruch können heftig sein: „Wer Lust begehrt, begehrt Leid“ (Buddha). Auch: „In den Katakomben der Lust wohnt auch der Frust“ (F. Löchner). „Wer Laster hat, ist in ständiger Gefahr, von ihnen überfahren zu werden“ (W. Lörzer). Aber es gilt ebenfalls: „Standhaftigkeit bedarf der Versuchungen“ (A. Saheb). Und vor allem: „Wollust nährt Sünde“ (Sprichwort). Nicht nur die Tinte in meinem Füllfederhalter sträubt sich dagegen, von den schrecklichen Ereignissen eines Lustmordes174 oder von der Kinderpornographie zu berichten. Darüber hinaus kokettiert mancher mit den Geboten Gottes: „Gib mir Keuschheit und Enthaltsamkeit – aber jetzt noch nicht“ (Augustus Aurelius). Oder in ganz anderer Sicht urteilend: „Ein Eunuch hat es leicht zu moralisieren.“* Die extremen Beurteilungen reichen von der himmelsträchtigen Liebe bis zur niederträchtigen Wollust. Sie wird auch als schönste Todsünde bezeichnet.175

► Synthese: „Gott hat uns u. a. auch die sexuelle Lust geschenkt, damit wir mit unserem Ehepartner glücklich sind, mit ihm in der Liebe Spaß haben und für Nachwuchs sorgen können. Die sexuelle Lust mit dem Ehepartner immer wieder neu zu erleben gehört zu den schönsten Geschenken, die uns Gott gegeben hat.“* Diese Lust ist so wundervoll, dass man sie nicht in Worte kleiden kann; man glaubt, kurze Zeit irgendwie im Paradies zu sein. Aber Gott hat uns hinsichtlich außerehelicher Partnerschaften strenge Grenzen gesetzt. Der Umgang damit ist allerdings nicht einfach, wie es die vielen negativen Ereignisse in unserer heutigen Gesellschaft und in der Welt deutlich zeigen. Der Ehebruch aus dem Motiv bloßer Wollust ist heute nicht selten. Der Ehebruch ist heute leider weit verbreitet und wenn nicht die Angst vor Aids gegeben wäre, hätten wir noch mehr von diesen Verfehlungen. Ehebruch bringt in vielen Fällen tiefes Leid, das den betroffenen Partner seelisch zugrunde richten kann. Deshalb gibt es hier definitiv keine liberalen Kompromisslösungen: „Eheliche Treue ist unverzichtbar, denn Ehe ist nicht teilbar mit anderen Menschen.“*

Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

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