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Eine Fahrradtour

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Ich kann nicht genau sagen, ob die Fahrradtour nach dem Städtchen Römhild vor oder nach den Ferien statt fand. Jedenfalls durften alle, die ein Fahrrad besaßen, bei dieser Tour mitfahren, egal in welchem Lehrjahr sie gerade waren. Ich hatte kein Fahrrad und hätte mir auch keines kaufen können. Der Betrieb verkaufte damals noch Fahrräder zum Preis um die 70 bis 80 Reichsmark. An diesen Fahrrädern war die Bezeichnung BSW, was die alte Betriebsbezeichnung war und Berlin-Suhler-Waffenwerk bedeutete. So ein Fahrrad hatte ich mir gewünscht, aber mein Weihnachtsmann hatte kein Geld und verzichten hatte ich inzwischen gelernt.

Bald war auch die Möglichkeit nicht mehr gegeben, ein solches Fahrrad zu erstehen. Doch irgendwie hatte ich herausbekommen, dass bei Tante Lotte ein Damenfahrrad herumstand. Ich ging also dahin und fragte, ob sie mir das leihen würde. Mit zögern und zaudern stimmte sie zu. Sie benötigte es dringender, als zu einer Fahrradtour. Nun konnte ich doch mitfahren.

An dem vorgesehenen Sonnabendnachmittag ging es los. Vor Themar hatte ich einen Platten. Haider beorderte einen zweijährigen Lehrling zu mir, der den Weg kannte und der etwas mehr Ahnung vom Flicken hatte als ich. Die Panne erwischte mich bei der Abfahrt nach Themar. Wir fuhren nicht sehr schnell, denn Haider hielt das Tempo so, dass man gefahrlos anhalten konnte. Als wir in Themar ankamen, wartete noch ein weiterer zweijähriger Lehrling auf uns. Zu dritt ging es dann die Straße in Richtung Römhild hoch. Die Gleichberge, die durch einen Sattel verbunden sind, waren links von unserer Fahrtroute zu sehen. Bald waren wir in Römhild. Unser Ziel war das Kinderheim in dieser Stadt.

Es war wohl so, dass man zwischen beiden Heimen Verbindung hielt. Die Heimkinder hatten dadurch bessere Möglichkeiten, einen guten und gefragten Beruf zu erlernen. Ich erfuhr, dass Robert Kleingünter, unser Stubenältester, auch aus diesem Heim stammte. Geboren war er aber in Österreich.

Das schönste war aber, dass in diesem Heim ein kleines Schwimmbad war. Wir konnten uns nach Herzenslust im Wasser tummeln. Das war die schönste Badegelegenheit die ich jemals hatte. Wir konnten bis zum Dunkeln im Wasser bleiben. Übernachtet haben wir auf einem Dachboden von einem Nebengebäude des Heimes. Früh ging es gleich mit einem kühnen Sprung ins Wasser. Am Nachmittag traten wir die Heimfahrt an, die ohne Probleme vonstatten ging.

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