Читать книгу Verdorbene Jugend - Horst Riemenschneider - Страница 16
Die Berufsschule im ersten Lehrjahr
ОглавлениеMeine Lust zur Schule hatte sich bisher kaum geändert. Besonders „madig“ war es, wenn wir beim Meister Dietz Arbeitstechniken hatten. Ich hatte große Mühe, die Augen offen zu halten.
Ähnlich war es im Fach Technisches Zeichnen. Das hat mir außerdem gleich den Appetit auf den Beruf verdorben, obwohl die Sache an sich interessant war. Alle Zeichnungen mussten wir ohne Lineal ausführen. Und dann noch die Normschrift, eine Druckschrift, die eine vorgeschriebene Schräglage von 75 Grad nach rechts besitzen musste. Das durften wir dann in Hausaufgaben ausgiebig üben. Es gelang uns immer besser, gerade Linien zu ziehen. Das war aber dann auch nicht besonders schwer, weil wir kariertes Papier verwendeten, wo die Linien einen Abstand von fünf Millimetern hatten. Wir sollten das deshalb so lernen, damit wir dann später in einer Werkstatt ordentliche Skizzen anfertigen könnten.
Bis auf den Sport machte mir die Schule keine Freude. Der Sportlehrer nahm uns tüchtig heran. Besonders hart war das Lauftraining. Man merkte aber auch, dass unsere Laufleistungen besser wurden, obwohl das nur zwei Stunden in der Woche waren, an denen wir Sportunterricht und somit Lauftraining hatten. Zum Sportunterricht und zu anderen Gelegenheiten, stand ein großer Sportplatz zur Verfügung und bei schlechtem Wetter oder im Winter eine große Sportbaracke.
Die Leibesübungen, die wir ab und zu kurz während der Arbeitszeit durchführten, absolvierten wir auf einem großen gepflasterten Platz, der seitlich vor dem Sportplatz lag. Der Sportplatz lag außerdem längs im Tal, das die Hasel durchzog und in dem sich auch der Betrieb befand. Zwischen dem Sportplatz und der Hasel war ein hoher Damm aufgeschüttet. Das Flüsschen wurde hinter der am unteren Ende des Sportplatzes liegenden Sportbaracke zur Mitte des Tales geleitet und neben einem Tor verließ es den Betrieb.
Im Sommer gab es ein großes Sportfest, bei dem wir Lehrlinge mit Leibesübungen auftreten sollten. Dazu wurde natürlich tüchtig geübt, vor allem, dass wir Vordermann und Seitenrichtung einhalten konnten. Es gab dafür keine Markierungen. Als wir das fertig brachten und die Übungen ordentlich ausführten, wurde mit der betrieblichen Blaskapelle geübt, bis alles klappte.
Mit „Heizelmännchens Wachparade“ sind wir aufgelaufen, von dem großen gepflasterten Platz kommend, liefen wir erst zur Mitte der diesseitigen Schlackebahn, wo wir dann nach rechts abbogen. Wir liefen eine halbe Stadionrunde und wendeten uns danach zum Spielfeld. Diese Wendung war nahe der Mitte des Platzes, von wo wir uns dann strahlenförmig auf dem Sportfeld verteilten. In der folgenden Woche waren davon Bilder in der Betriebszeitung. Es war jedoch kaum einer von uns zu erkennen. Aber Freude hat es uns gemacht.
Am Schluss fand noch ein Fußballspiel von damals bedeutenden Mannschaften statt. Ich sah das erste Mal in meinem Leben das Spiel zwischen zwei guten Mannschaften. Die Spielernamen Kupfer und Kissinger sind mir noch in Erinnerung. Das Ergebnis nicht.