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Direktor Lange

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Der Berufsausbildung stand Direktor Lange vor. Er wurde von allen gefürchtet. Er regte sich mächtig auf, wenn er von einem Lehrling nicht ordentlich gegrüßt wurde. „Ordentlich“ gegrüßt bedeutete vor allem, dass bei dem Faschistengruß der rechte erhobene Arm gestreckt war und die ebenfalls gestreckte Hand mit der Handfläche nach unten sich in Augenhöhe befand. Hatte der Herr Direktor daran etwas auszusetzen, gab es Theater. Entweder, er kommandierte gleich: „Hinlegen! – Sprung auf, marsch, marsch!“ und wiederholte das ein paar mal oder er erfragte den Namen, forderte, dass man sich wegen des Grüßens beim Meister meldete und ließ den betreffenden sich dann auf den Boden legen.

Nachdem man Frankreich niedergerungen hatte, Holland und Belgien auch, konnte es passieren, dass er einen jungen Belgier anschnauzte, denn von denen hatte man vor allem Fachkräfte als Fremdarbeiter hereingeholt, die dann entsprechende Abzeichen tragen mussten. So gab es im Betrieb mehrere Nationalitäten.

Im Lehrlingsheim hatten wir regelmäßig Appelle, bei denen verschiedene Sachen, wie Schuhe, Wäsche und andere Bekleidung sowie die Spinde, kontrolliert wurden. Eines Tages hieß es, dass Direktor Lange uns besuchen und auch Appelle durchführen werde. So kam er in unsere Stube. Robert Kleingünter war noch da. Lange betrachtete die Betten und wollte dann Hüsings Spind sehen. An Hüsings Spindordnung fand er nichts, was er bemängeln konnte. So griff er nach der Zahnbürste, die aus dem Zahnputzglas oben herausragte. In einer Hand hatte er den Stiel der Zahnbürste erfasst und mit dem Daumen der anderen Hand fuhr er über die Borsten. „Die Bürste ist doch ganz trocken. Wann haben sie sich das letzte Mal die Zähne geputzt?“ fragte er. „Gestern Abend“, antwortete Hüsing. – „Das stimmt nicht.“ – „Doch“, erwiderte Hüsing. So ging der Streit ein paar mal hin und her. Schließlich beharrte Lange darauf, dass das Zähneputzen am Morgen das wichtigste sei. Das verneinte aber Hüsing und so ging der Streit hin und her. Lange blickte Haider an und wollte von ihm die Bestätigung seiner Ansicht erfahren. Doch Haider sagte: „Da irren sie sich, Herr Direktor. Was der Lehrling sagt, stimmt.“ Da ging Lange auf die Palme. Nun wurde der Streit zwischen Haider und Lange fortgesetzt, während sie unsere Stube verließen.

Ich glaube, dass dieses Vorkommnis dem Haider die Stellung gekostet hat. Er wurde später, etwa im Februar 1941, abgelöst. Aber Lange schleppte weiter seinen Fettwanst über den Betriebshof. Haider berichtete uns danach, dass Lange nicht zu überzeugen war und auch nicht eingesehen hätte, dass er eine unhygienische Handlung mit seinem Daumen vollführt hätte. Der rechthaberische Lange trieb weiter sein Unwesen.

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