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Die Appelle und die Arbeitszeit

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In einer jeden Woche hatten wir zwei Appelle. Einen Wochenanfangsappell und einen Wochenschlussappell. Zu diesen Appellen mussten wir uns in den großen Festsaal begeben. Alle vier Lehrjahre waren dann zugegen. Im 4. Lehrjahr waren jene, die 3 ½ Jahre lernen mussten.

Der Wochenanfangsappell dauerte in der Regel eine halbe Stunde und der Schlussappell eine viertel Stunde. Die Appelle dienten zur Entwicklung und Festigung der nationalsozialistischen Ideologie. So lang wie die Appelle waren, wurde geredet. Einer dieser Redner, der oft auftrat, hieß Weisheit. Seine Reden waren besonders unbeliebt und langweilig.

Für uns war es wichtig, pünktlich beim Appell zu sein. Am Wochenanfangsappell war das weiter kein Problem. Mussten wir sonst fünf Minuten vor Arbeitsbeginn in der Werkstatt sein, wurden wir ebenso fünf Minuten vor Appellbeginn im großen Saal erwartet. Da gab es kein Ausweichen und wenn geschludert, keine Ausrede. Beim Wochenanfangsappell wurde die „Wochenlosung“ bekannt gegeben, die dann in das Werkbuch, auch Berichtsheft genannt, im Kopf eines jeden Wochenblattes eingetragen werden musste. Da ärgerten wir uns über lange Losungen und freuten uns natürlich über kurze.

Mussten wir von der Lehrwerkstatt aus zum Wochenschlussappell, war das kein Problem. Am Sonnabendvormittag, so gegen zehn Uhr, wurde ein großer Teil von uns zum Maschinenputzen in andere Werkstätten beordert. Meistens war das im Werkzeugbau, der in einem großen und neuen Gebäude untergebracht war. Hier mussten wir uns sputen, rechtzeitig fertig zu werden, damit wir unsere Putzgeräte an der betreffenden Werkzeugausgabe abgeben und unsere Werkzeugmarken zurückerhalten konnten. Klappte das nicht so richtig, weil der Werkzeugausgeber gerade nicht zugegen war, konnte es passieren, dass man zum Schlussappell im 100-Meter-Tempo sausen musste.

Es gab zwei unterschiedliche Arbeitszeiten. Für Lehrlinge unter 16 Jahren galt eine wöchentliche Arbeitszeit von 47 ¾ Stunden. Täglich waren das 8 Stunden und 35 Minuten, wobei die Sonnabendszeit vier Stunden und 50 Minuten betrug. War man 16 Jahre geworden, stieg die wöchentliche Arbeitszeit auf 54 Stunden, wobei neun Stunden und 50 Minuten, außer Sonnabends, täglich geleistet werden mussten. Sonnabends wieder vier Stunden und 50 Minuten.

Meine persönliche Arbeitszeit betrug im ersten und im zweiten Lehrjahr bis zum 8. Januar 1942 47 ¾ Stunden. Danach kamen dann die langen Tage, die kein Ende nehmen wollten. Bei der 54-Stundenwoche war am Nachmittag von 15 : 50 bis 16 : 00 eine Vesperpause, bei der man nur am Arbeitsplatz ein paar Krumen hinunter muffelte.

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