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Die Hauptsache

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Wir sollten möglichst viele Arbeitstechniken am Schraubstock erlernen. Die Mädchen und Hüsing sind nach sechs, sowie acht Wochen in andere Abteilungen gekommen. Sie sollten nur einmal die Nase in die Arbeit stecken, damit sie auch Achtung vor dem Mann an der Werkbank oder der Maschine bekommen.

Das hatte man bei uns Technischen Zeichnern ebenfalls vor. Damit wir uns besser die Fertigung eines Werkstückes vorstellen könnten, mussten wir den Grundlehrgang Metall vollständig absolvieren. Zuerst war natürlich das Feilen das Wichtigste. Aber dann kamen andere Dinge an die Reihe, die größtenteils dazwischen erfolgten. Nicht alles ging am Schraubstock. Wenn also ein Platz zum Bohren, Schleifen oder so frei wurde, spannte man das zu bearbeitende Werkstück aus und wechselte an den betreffenden Platz. So haben wir alle möglichen Arbeitstechniken erlernt. Hatte man beim Feilen mit großen Blasen in der rechten Hand zu tun, schlugen wir uns beim Meißeln immer schön auf die Finger der linken Hand oder auf deren Daumen. Wir glaubten erst nicht, dass man beim Meißeln nicht auf den Meißelkopf blicken darf, sondern nur auf die Schneide. Die Lehrausbilder bestätigten uns, dass sie sehen würden, wo wir hinschauen. Bald hatten wir das auch heraus mit dem Meißeln und es ging an andere Techniken.

In unsere eben und winklig gefeilten U-Stähle wurden Löcher in die Stegflächen gebohrt und dann Gewinde hinein geschnitten. Auch das Sägen mit der Handsäge lernten wir, als wir Winkel aussägten, aus denen die Werkzeugmacherlehrlinge später rechte Winkel durch Feilen herstellen mussten. Bestimmte Teile benötigten wir selbst, um dann in dem schon einmal genannten Flachstück, in das ein quadratisches Loch eingebracht war, ein verschiebbares Vierkant einzupassen.

Wir erlernten den Umgang mit dem Reifkloben und vor allem mit dem Feilkloben, mit Hilfe dessen wir von Hand einen Körner wirbeln mussten. Den Reifkloben benutzt man um Fasen zu feilen oder dünneres Material zu sägen. Das Wirbeln ist eine anstrengende Arbeit. Dazu führt man mit einer Hand eine Feile und mit der anderen das runde Werkstück, was auf einem eingekerbten abgebogenen Winkel aufliegt, der in den Schraubstock eingespannt ist.

Bei dem Körner musste erst das Material von zehn Millimeter Durchmesser auf neun Millimeter heruntergewirbelt werden. Dabei war das Werkstück während des Hin- und Herdrehens ein Stück weiter zu drehen. Mit der Schieblehre konnte man kontrollieren, ob man das Werkstück während des Wirbelns gleichmäßig gedreht hatte. War der Durchmesser erreicht, wurde der kegelige Teil zur Körnerspitze hin und auch der kurze Kopfteil mit Fase gewirbelt.

Das Härten erlernten wir etwas später. Wir wurden immer sicherer beim Führen der Werkzeuge. Natürlich war es mitunter hart, mit einer großen Blase in der Hand das Feilenheft zu führen. Da nutzte man jede Gelegenheit, um auszuspannen. Eine gute Gelegenheit dazu war längeres Messen mit der Schieblehre oder das Prüfen mit dem Haarlineal oder dem Winkel.

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