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La Sposalizio

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Marianna Giulia Mazzola und Giovanni Battista Roncalli heirateten am 23. Jänner 1877 in Sotto il Monte. Dieser Tag war einst in Italien ein beliebter Hochzeitstermin, da feierte die Kirche die »Vermählung Mariens« mit dem heiligen Joseph. 1725 wurde dieser Gedenktag unter Papst Benedikt XIII. für die gesamte römisch-katholische Kirche eingeführt. Leider ist er im offiziellen Festkalender nicht mehr zu finden. Johannes XXIII. kam bei einer Audienz einmal auf den 23. Jänner und auf die »Vermählung« seiner Eltern zu sprechen: »An diesem Tag höre ich immer noch die Stimme meines Vaters, als er zu mir einmal sagte: ›Heute ist der Tag der Vermählung von Maria mit dem heiligen Joseph, heute ist auch der Tag der Vermählung von Battista Roncalli mit der jungen Frau Marianna Mazzola, der glücklichen und insgesamt guten Eltern von zwölf Kindern, sechs männlichen und sechs weiblichen.‹«

Die Hochzeitsreise von Battista und Marianna war ein Ausflug nach Bergamo und zurück, natürlich zu Fuß. Dass dies kein Spaziergang war, mag ein Tagebuch-Seufzer des Klerikers Angelo vom September 1900 illustrieren: »Gestern abends war ich müde, völlig erschöpft von der Fußreise von Bergamo nach Sotto il Monte, bei der man fast umkommt.«

Am Tag der Goldenen Hochzeit der Eltern, am 23. Jänner 1927, hielt sich Erzbischof Roncalli als Gast der päpstlichen Delegatur in Istanbul auf. Er verwendete gerne den alten Namen Konstantinopel, als er seinen Gratulationsbrief an das Jubelpaar schrieb: »Meine lieben Eltern! Als Ihr vor fünfzig Jahren so wie heute die armselige Kirche S. Maria in Sotto il Monte verließt, ein eben getrautes junges Paar, da konntet Ihr gewiss nicht ahnen, dass ein halbes Jahrhundert später eines Eurer Kinder, der älteste Sohn, Euch seine Glückwünsche zur Goldenen Hochzeit aus Konstantinopel schicken würde. […]

Für mich ist es eine Freude zu wissen, dass es eine Eurer Tröstungen an diesem Tag ist, von Eurem Sohn, der Bischof geworden ist, einen Segen zu erhalten, der Euch an den erinnert, den Ihr vor fünfzig Jahren von dem verehrten Pfarrer Rebuzzini erhieltet. Oh, wie ist dieser erste Segen vom Herrn bestätigt und mit himmlischen Gnaden erfüllt worden!«

Für religiöse Gespräche oder gar Unterweisungen dürfte Marianna bei ihrer Kinderschar nicht sehr viel Zeit gehabt haben; ihre Katechese war das wortlose, tägliche und treue Vorbild. Umso deutlicher blieben dann einzelne Erinnerungen lebendig, wie jene vom 21. November 18851 dem Fest Mariä Opferung, als die Mutter den vierjährigen Angelo zum Fenster der kleinen Wallfahrtskirche Madonna delle Caneve in die Höhe hob, damit er durch das Gitter das Bild der Muttergottes sehen konnte. Oft zitierte er im Wortlaut, was die Mutter damals sagte: »Guarda, Angelino, guarda la Madonna com’è bella. Io ti ho consacrato tutto a lei! – Schau, Angelino, schau die Madonna, wie schön die ist. Ihr habe ich dich ganz geweiht!«

Getreu dieser Weihe, die ja auch ein Versprechen war, erreichte sie, vielen Widerständen zum Trotz, auch von Seiten des Vaters, dass »ihr Angelino« sich auf den Weg zum Priestertum machen konnte.

Doch die Erziehung eines jungen Klerikers in den Seminarien des Tridentiner Konzils war eher eine Erziehung zur Loslösung aus den Familienbanden. Mutterliebe zu empfinden wurde zunehmend eine Sache der Sublimierung, was sich einerseits in einer verstärkten Marienverehrung ausdrückte, andererseits auch in der frühen Entdeckung eines weiblichen Gottes- und Christusbildes mit zärtlichen, mütterlichen Eigenschaften. In der umfangreichen und von großer innerer Bewegung getragenen Tagebuchnotiz vom Dezember 1902, während und nach den Exerzitien mit dem verehrten Spiritual P. Pitocchi, schreibt Angelo von Jesus als dem Herrn »mit der Sorge einer liebenden Mutter«, »er erwärmte mich an seiner Brust«, »er gönnt sich keinen Augenblick Ruhe, nicht bei Tag und nicht bei Nacht, und sorgt für mich, mehr noch als eine Mutter für ihr Kind.« Darin spiegelt sich gewiss auch die Erfahrung mit seiner ständig um das Wohl der Kinderschar besorgten Mutter. Im Seminar wurde eine starke Familienbindung nicht gefördert. Elternliebe galt eher als Pflicht der Zehn Gebote und weniger als Neigung. In der großen Gewissenserforschung bei den Exerzitien 1940 stellte er – nach immerhin schon sechsunddreißig Priesterjahren – nüchtern fest: »Übertriebene Anhänglichkeit an Familienmitglieder, die, wenn sie über die Grenzen der Nächstenliebe hinausgeht, zum Hindernis und zur Fessel wird. Das Gesetz des Apostolats und des Priestertums steht über dem Gesetz von ›Fleisch und Blut‹ […] alles soll mit Zurückhaltung geschehen, in wahrhaft priesterlichem Geist«. So war es Doktrin der Priesteraus-bildung im Geiste des Konzils von Trient. Manches an Schwierigkeiten, die der junge Kleriker Angelo mit seiner Familie und speziell mit seiner Mutter zeitweilig hatte, lässt sich damit erklären. Aber nicht alles. Im Sommer des Jahres 1900 war es zu einer gewissen Verstimmung gekommen, als sich Angelo »ein wenig gegen ihre Neugier ausgesprochen« hatte. »Sie redete mir zu, wie ich es von meiner Mutter nie erwartet hätte […], ich sei unhöflich und ohne Manieren, […] ich könnte sie nicht leiden und anderes mehr.« Zur Reue über die unbedachte Bemerkung kam für Angelo dann jener notwendige Schmerz, den jedes Kind erfährt, wenn es erkennen muss, dass Eltern schwache, fehlerhafte Menschen sind. »Als ich ihre Traurigkeit sah und, offen gesagt, ihre Schwäche […] war das ein Schlag, der mich mit Bitternis erfüllte.«

Ein Heiliger kann jeder werden

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