Читать книгу Ein Heiliger kann jeder werden - Hubert Gaisbauer - Страница 6
ОглавлениеIm Hause Roncalli, das mehr Köpfe zählte als jedes andere Haus der Ortschaft, gab es täglich dreißig Mäuler zu stopfen.
Am Abend eines jeden Tages war es der alte Onkel Zaverio, das Haupt der Familie, der den Rosenkranz anstimmte; und alle antworteten und bildeten dabei einen vielstimmigen Chor, dessen Nachklang in der Erinnerung, nach so vielen Jahren, die dazwischen liegen, noch immer ans Herz rührt.
Der Kinder waren es zwanzig, Geschwister und Cousins zusammen, und zwar genau zehn Knaben und zehn Mädchen.
Von den Knaben, die die beiden Vettern Battista und Luigi Roncalli der Reihe nach bekamen, war Angelino der erste und wurde sofort, dank seiner spontanen Vorliebe für kirchliche Dinge und seines unschuldigen und ruhigen Aussehens und Gehabens, der Bevorzugte und blieb auch weiterhin Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit. Außerhalb des Hauses nannten die Altersgenossen Angelino Roncalli il chierichetto, den ›kleinen Geistlichen‹. Mit 8 Jahren wurde er zur heiligen Kommunion zugelassen, an einem kalten Morgen der Fastenzeit und ohne besondere Feierlichkeit. Zugegen waren nur die Knaben und Mädchen mit dem Pfarrer und dem Hilfsgeistlichen. Der Papst erinnert gerne an die große Einfachheit dieser Zeremonie und an die folgende Einzelheit, die in seinem Gedächtnis haften blieb: Nach der Zeremonie begaben sich die Erstkommunikanten in das Pfarrhaus, um sich einzeln in die Vereinigung des Gebetsapostolates einschreiben zu lassen; und der Pfarrer Rebuzzini vertraute gerade dem Angelino die Aufgabe an, die Namen seiner Schulkameraden in eine Liste einzutragen. Das war die erste Anwendung der Schreibkunst, an die er sich erinnert, das erste Blatt, dem unzählige folgen sollten in über einem halben Jahrhundert fleißiger Arbeit mit der Feder in der Hand.
Aus »Stichworte für eine Biographie
des Roncallipapstes«, verfasst von Johannes XXIII.
im ersten Jahr seines Pontifikats, diese
selbstbiographische Skizze wurde
leider nicht vollendet.