Читать книгу Ein Heiliger kann jeder werden - Hubert Gaisbauer - Страница 24

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Meine Lebensaufgabe lässt sich mit folgenden drei Worten zusammenfassen:

Gott zu erkennen, ihn zu lieben und ihm das ganze Leben lang zu dienen.

Gottes Wille soll auch mein Wille sein, das ist der erste und oberste Grundsatz.

Und die anderen Dinge um mich herum? Wenn Gott sie mir gegeben hat, sind sie ein zusätzliches Geschenk. Sie sollen dem Menschen dazu dienen, sein Ziel zu erreichen. Jeder andere Gebrauch richtet sich gegen die natürliche Ordnung. Meine Einstellung zu ihnen beruht auf jenem goldenen Gesetz des Gleichmuts. Solche Gelassenheit ist keine natürliche Stumpfheit, wie sie manchen Charakteren eignet, sondern eine Tugend, sich von allem zu lösen, wenn Gott es so will. Ruhe, Ausgeglichenheit, Erhöhung des Geistes und tiefe Erkenntnis werden denen zuteil, die sich nicht um diese nichtigen Dinge sorgen. Wenn sie uns aber angeboten werden, sind sie ein kraftvoller Antrieb zu Gott hin.

Ich führe ein paar Beispiele an, die gut in Erinnerung zu halten sind.

Irdische Güter und Vermögen. Es gefiel dem Herrn, sie mir vorzuenthalten. Warum sollte ich deshalb klagen? Bei aller Sparsamkeit zwingt mich manchmal die harte Notwendigkeit, kleinere Schulden zu machen. Das ist mir peinlich und deprimiert mich. Soll es aber nicht. Gott ist es doch, der dies zulässt, und damit basta.

Ein scharfer Verstand und ein gutes Gedächtnis sind Geschenke Gottes. Ich brauche aber nicht traurig zu sein, wenn andere mehr davon besitzen. Die Ergebnisse bei den Examen und ein gutes Abschneiden liegen mir allerdings sehr am Herzen, ob ich will oder nicht. Wenn ich nun aber alles getan habe, was Gott von mir wollte, was kümmern mich dann gute oder schlechte Resultate?

Bei den religiösen Übungen gelingt mir manchmal überhaupt nichts. Mein Herz ist wie aus Stein, und ständig lasse ich mich ablenken, der Herr scheint sich verborgen zu haben. Traurigkeit und Enttäuschung überkommen mich – weg damit! Bleiben wir ruhig und froh, auch in solchen Umständen. Gott will es so, heißt der Trost.

Aus dem Geistlichen Tagebuch, während der Exerzitien zur Subdiakonatsweihe, Rom, April 1903

Ein Heiliger kann jeder werden

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