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Rom.
ОглавлениеJe mehr man sich Rom nähert, desto einfacher und öder wird die Gegend; die Berge treten mehr zurück, und die immer größer werdenden Flächen bekommen ein ziemlich wüstes Ansehen. Städte und Dörfer werden so selten, als ob es nirgends Menschen gäbe. Die Straße ist ziemlich schmal, und weil die Gegend an vielen Orten sehr sumpfig, so sind jene Strecken gut gepflastert. Mehrere Meilen vor Rom passirten wir weder ein Dörfchen noch ein Städtchen. Endlich, drei Stunden bevor wir Rom erreichten, zeigte sich die Kuppel der Peterskirche; nach und nach tauchte eine Kirche, ein Gebäude um das andere empor, und die Stadt lag vor uns ausgebreitet.
Bedeutende Reste von Wasserleitungen, Ruinen und Denkmäler jeder Art verkündeten uns bei jedem Schritte, was für Schätze des Alterthums uns hier erwarteten. Ganz besonders gefiel mir das alte Stadtthor Lateran, durch welches wir hinein fuhren.
Als wir auf die Dogana kamen, war es schon sehr dunkel. Ich bekümmerte mich um mein Zimmer und legte mich für heute zu Bette.
Ich blieb fünfzehn Tage in Rom, und wandelte von früh Morgens bis spät Abends herum. In die Peterskirche ging ich beinahe täglich, auch den Vatikan besuchte ich einigemal.
Alle Plätze Rom's, deren es viele gibt, sind mit Brunnen und vorzüglich mit Obelisken geziert. Der schönste Platz ist der „del Popolo". Rechts an demselben erhebt sich terrassenförmig der „Monte Picino", mit Säulen, Statuen, Fontainen u.s.w. geschmückt, ein Lieblings-Spaziergang des Volkes. Auf diesem Berge, der zugleich zu einem herrlichen Garten gestaltet ist, hat man eine schöne Aussicht. Von hier nimmt sich die Lage Rom's viel schöner aus, als wenn man von Neapel kommt. Man überblickt die ganze Stadt, durchschnitten von der gelben Tiber und von einer bedeutenden Ebene umgeben. Den Hintergrund umschließen schöne Gebirge, an deren Abhängen Villen, Dörfer und Städtchen zerstreut liegen. Nur Eins ging mir ab, was ich jetzt überall zu sehen gewohnt war und ohne das ich mir beinahe keine Gegend vollkommen denken konnte: das Meer. Dafür sprechen von allen Seiten, wo man geht und steht, eine solche Masse von Altertümern an, daß man bald auf Meer und Gebirg und Alles vergißt, und nur in der Vergangenheit lebt.
Auf dem Platze „del Popolo" münden die drei Hauptstraßen Rom's aus, darunter die größte und schönste, „der Corso", auf welchem die meisten Palläste stehen.
Auf dem Platze der „Colonna" erhebt sich das prächtige Postgebäude von weißem Marmor. An demselben sind zwei Uhren angebracht; eine mit unserm Zifferblatte, die andere mit dem italienischen, beide werden Nachts beleuchtet, was eben so hübsch, als zweckmäßig ist. Auf diesem Platze steht die alte Säule des Antonin.
Die Dogana enthält an ihrer Façade die Säulen des Tempels von Antonius Pius. Ein altes, höchst ehrwürdiges Gebäude.
Alles eben Genannte sah ich nur im Vorübergehen, mein eigentlicher Weg führte mich in die Peterskirche. Den Eindruck, den dieses kolossale, einzige Werk auf mich machte, vermag ich nicht zu schildern. Ich weiß nur, daß ich am ersten Tage um neun Uhr früh hinein ging, und um drei Uhr Nachmittags herauskam.
Ich setzte mich vor die Mosaik-Bilder, unter die große Kuppel, den Baldachin, stellte mich vor die Statuen und Monumente, und konnte nichts als betrachten und bewundern.
Die Kosten des Baues und der Ausschmückung der Kirche sollen 45,852,000 Thaler betragen haben. An ihrer Stelle stand einst der Circus des Nero. Zwei Säulengänge mit vier Reihen Säulen und sechs und neunzig Statuen umfassen den Platz und führen zur Kirche.
Die Façade der Letzteren ist mit korinthischen Säulen geschmückt; auf dem Gesimse stehen Statuen, zwei und fünfzig Fuß hoch.
Die Vorhalle ist so mit Marmor, Sculpturarbeiten und Vergoldungen überfüllt, daß man da allein mehrere Stunden zubringen kann, um Alles zu betrachten. Ganz besonders nehmen die Riesenthore von Broncen, in getriebener Arbeit, die Aufmerksamkeit in Anspruch.
Die Pracht des Innern läßt sich weder schildern, noch mit irgend etwas Gesehenem vergleichen.
Die schönsten Mosaikbilder, Monumente, Statuen, Broncearbeiten, Vergoldungen, kurz was nur die Kunst zu erfinden vermochte, kann man hier in höchster Vollendung schauen. Oelgemälde allein sind hier ausgeschlossen. Alles ist Mosaik, selbst die Kuppel enthält statt der Fresken, Mosaik-Bilder. In den Nischen stehen ungeheure Statuen von weißem Marmor.
Unter der Kuppel, dem schönsten Theile der Kirche, steht der große Altar, an welchem nur der Papst Gottesdienst hält. Über ihn spannt sich ein riesiger Baldachin von Bronce, dessen Säulen gewunden und reich mit Arabesken verziert sind. Man brauchte dazu 186,392 Pfund Erz und um 40,000 Thaler Gold zur Vergoldung, der ganze Baldachin kostete über 150,000 Thaler. Die Kuppel wurde von Michael Angelo ausgeführt. Sie wird durch vier massive Pfeiler getragen, an deren jedem ein Balcon angebracht ist. Im Innern dieser Pfeiler sind Kapellen, in denen die Hauptreliquien aufbewahrt werden, die nur zu gewissen Zeiten dem Volke von den Balkonen herab gezeigt werden. Ich war zugegen, als man das Schweißtuch und ein Stück Holzes vom Kreuze Christi vorwies.
Die Kanzel steht ganz oben in der Kirche, und ist gleich dem Baldachin aus Bronce von Bernini verfertigt. Man verwendete dazu 219,161 Pf. Erz und 172,000 Thaler. Das Innere birgt die hölzerne Kanzel, auf welcher der heil. Petrus predigte. Gleich darneben steht eine gewundene Säule von weißem Marmor, die aus dem Tempel Salomon's zu Jerusalem seyn soll.
Die Löwen an dem Monumente Clemens des Dreizehnten sind von Canova, und die schönsten, die je gemeißelt wurden.
Und so weiter, und so weiter.
Ich war auch so glücklich, in die Katakomben unter der Peterskirche zu kommen, eine für Frauen schwer zu erlangende Begünstigung, die ich nur meiner Pilgereise nach Jerusalem verdankte. Diese Katakomben bestehen aus schönen gemauerten Gängen und Säulen, die aber kaum acht oder neun Fuß hoch sind. Eine Menge Sarkophage mit den Leichen von Kaisern und Päpsten stehen darin.
Das Dach der Kirche ist unermeßlich ausgedehnt; eine Menge von Kuppeln, Gebäuden und Behältnissen befindet sich da oben, sogar ein Brunnen mit beständig laufendem Wasser. Man hat eine prachtvolle weite Aussicht bis an das Meer und die Appenninen, und überblickt den ganzen Vatikan, der sich an die Kirche schließt und die Gärten des Papstes.
Ich stieg bis in den Knopf der großen Kuppel, wo man aber gar nichts sieht, da nicht die kleinste Öffnung, viel weniger ein Fensterchen in demselben angebracht ist. Man steigt wahrlich aus keiner andern Ursache in dieß enge, finstere Behältniß, als um sagen zu können: „Ich war auch da oben". Viel interessanter ist es, einen Blick aus den Fenstern und Gallerien, welche sich in der großen Kuppel befinden, in die Kirche zu werfen; da sieht man die ungeheure Höhe und Größe dieses Riesenwerkes, da erscheinen die Menschen, die unten herumwandeln, wie Kinderchen.
Den Platz vor der Peterskirche zieren zwei herrliche Springbrunnen, in deren Mitte erhebt sich ein prachtvoller Obelisk aus Heliopolis, der 992,789 Pfund schwer seyn soll. Neben diesem Obelisk sind zwei Platten, stellt man sich auf die eine oder die andere, so überblickt man alle Säulenreihen, wie in eine einzige zusammen geflossen.
Meiner Reise nach Jerusalem hatte ich ebenfalls zu verdanken, daß ich beim Papste eine Audienz bekam. S. Heiligkeit empfing mich in einem großen Saale, durch den man zur Sixtinischen Kapelle geht.
Der Pabst hat für sein hohes Alter von 78 Jahren noch eine recht gute Haltung und ein recht liebreiches Benehmen. Er stellte einige Fragen an mich, gab mir den Segen und ließ mir endlich den gestickten Pantoffel küssen. Mein zweiter Gang war in den Vatikan. Hier sah ich die vier ungeheuern Säle (Stanzen) Raphaels, die Treppe von Bramante und jene von Bernini, die Sixtinische Kapelle, worin sich Michael Angelo's größte Meisterwerke, lauter Fresken befinden. Die ungeheuere Wand hinter dem Hauptaltar versinnlicht uns das jüngste Gericht, die Decken enthalten die Propheten und Sybillen.
Die Bildergallerie enthält viele Werke der vorzüglichsten Meister. Eben so die Gallerie der Vasen und Kandelaber.
Das Zimmer der Biga. Die Biga ist ein antiker Wagen von weißem Marmor, vor welchem zwei Pferde gespannt sind.
In der Gallerie der Statuen ist jene, die Nero als zitherspielenden Apoll darstellt, die schönste.
Im Saale der Büsten fesseln jene des Menelaus und des Jupiters die Aufmerksamkeit am meisten.
Das Kabinet des Laokoon sagt ohnehin, was es für ein Meisterwerk enthält, eben so das
Kabinet des Apollo von Belvedere. Diese Statue wurde zu Porto d'Anzio in den Bädern des Nero gefunden.
Im viereckigten Vestibule ist der berühmte Torso vom Belvedere aufgestellt, ein Bruchstück größter griechischer Kunst, nach dem sich zum Theile Michael Angelo bildete. Kein Fleisch wurde je in Steinen weicher nachgeformt, als das an diesem Meisterwerke.
In einer langen Gallerie hängen die Tapeten, zu welchen Raphael die meisten Zeichnungen verfertigte.
Der Vatikan enthält 10,000 Gemächer, 20 große Höfe, 8 große und gegen 200 kleinere Treppen.
Der Quirinalische Pallast, die Sommerresidenz des Papstes, liegt auf dem gleichnahmigen Hügel (Monte Cavallo), der wegen seiner gesunden und reinen Luft ganz mit Pallästen und schönen Häusern bedeckt ist.
Von den Privatpallästen und Gallerien sah ich die meisten. Die ausgezeichnetsten sind: der Pallast Colonna am Quirinal, der Pallast Barberini, in dessen Gallerie man das Bildniß der „Fornarina", der Geliebten Raphaels, von ihm selbst, und das Original-Porträt der Beatrice Cenci, von Guido Reni gemalt, findet.
Der Pallast Borghese ist der größte und schönste in Rom, er wird, seiner Klavierform, il Cembalo di Borghese genannt. Die Bildergallerie enthält 1600 Stücke, meistens ausgezeichnete Werke der größten Meister!
Der Pallast Farnese ist wegen seiner Architektur, der Pallast Stoppani wegen seines Baumeisters, Raphael, merkwürdig. Und so noch viele andere. Villen sah ich nur wenige! das Wetter war gewöhnlich sehr schlecht, es regnete fast täglich.
Die Villa Borghese besuchte ich an einem Sonntage, da geht es sehr lebhaft zu, denn in ihren schönen Park, der sich gleich außerhalb des Platzes „del Popolo" befindet, strömt Alles, zu Wagen, zu Pferde und zu Fuß, gerade so wie bei uns an einem schönen Frühlingstage Alles in den beliebten Prater eilt.
Ferner sah ich noch die Villa Medicis und die Villa Panfili, letztere hat einen außerordentlich großen Park.
Von den Kirchen besah ich mir die meisten. Ich ging zeitlich des Morgens aus, und besuchte bis gegen 11 Uhr gewöhnlich mehrere Kirchen, dann war es Zeit in die Gallerien zu gehen.
In die Hauptkirchen, nämlich die Basilika des heil. Johann von Lateran, des heil. Paulus, der heil. Maria Maggiore, des heil. Lorenzound des heil. Sebastian, begab ich mich in Begleitung eines Kirchenführers, der eigens zu diesem Zwecke angestellt ist. Wollte man die Pracht und den Reichthum derselben beschreiben, müßte man wahrlich ganze Bände damit anfüllen.
Die Kirche des heil. Johann von Lateran enthält den hölzernen Altar, an welchen der heil. Petrus Messe las, ferner die hölzerne Tafel, an welcher Jesus das letzte Abendmahl genoß, und die Köpfe der Heiligen, Petrus und Paulus. Nahe an dieser Kirche in einem eigenen Gebäude, befinden sich die Scala Santa (heilige Treppe), die von Jerusalem hieher gebracht und eingemauert wurde. Sie ist von weißem Marmor, mit Bretern überdeckt, und zählt 28 Stufen, die man nicht hinauf- oder herabgehen darf, sondern über die man mit den Knien rutschen muß. Neben dieser heil. Stiege ist eine andere gebaut, auf welcher man gehen darf.
Die Basilika des heil. Paulus liegt außerhalb des Paulus-Thores, in einer höchst ungesunden Gegend. Sie entstand erst kürzlich wieder neu aus ihrer Asche.
Die Basilika Maria Maggiore, in welcher sich die heil. Thür befindet, hat den höchsten Glockenthurm in Rom, und über dem Portikus eine herrliche Loggia, von welcher aus der neu erwählte Papst dem Volke den ersten Segen ertheilt. In der Kapelle des Kruzifixes werden in einer silbernen Urne fünf Stückchen Holz von der Krippe Christi aufbewahrt.
St. Lorenzo, eine Miglie von der Stadt, ist eine sehr einfache Kirche. Hier befindet sich der Campo Santo der Stadt. Die Gräber sind mit großen Steinplatten bedeckt.
B. Sessoriana heißt auch die Kirche des heil. Kreuzes von Jerusalem, weil hier ein Stück des Kreuzes Christi aufbewahrt wird, so wie außerdem noch die Buchstaben I.N.R.I. nebst einigen Dornen und einem Nagel.
St. Sebastian vor der Stadt, eine der ältesten Kirchen Roms, steht auf den großen Katakomben, in welchen 174,000 Christen begraben wurden. — Die Katakomben sind einige Stockwerke tief und sehr weitläufig.
Alle letztgenannten Basiliken sind so menschenleer und stehen auf so öden Plätzen, daß man sich ordentlich fürchten müßte, sie allein zu besuchen.
Die schöne Kirche S. Maria in Trastavare kontrastirt seltsam mit dem Stadtviertel, in welchem sie liegt. Dieses, eines der unreinsten in Rom, wird von Trastaverinnen bewohnt, welche sich noch Abkömmlinge der Trojaner nennen.
St. Maria ad Martyres oder die Rotunda, das ehemalige Pantheon Agrippas, ist das besterhaltene Denkmal des alten Roms. Das Innere ist beinahe in seinem ursprünglichen Zustande. Rings herum laufen fünfzehn Altäre. In dieser Kirche liegt Raphael begraben. Die Rotunda hat kein Fenster, sondern erhält Licht und Luft durch eine Kreisöffnung in der Kuppel.
Die beste Übersicht über das alte Rom hat man vom Thurme des Senatorial-Pallastes, da sieht man vor sich ausgebreitet:
Den Berg Palatin, wo das älteste Rom lag;
das Kapitol im Mittelpunkte der Stadt;
den Berg Quirinalis (Monte Cavallo) mit der Sommer-Residenz des Papstes;
den Esquilin, den größten der Hügel;
den Avantin;
den Pincio, auf welchem mehrere schöne Villen und der herrliche Volksgarten liegen;
den Vatikan und endlich
den Monte Testaccio, der aus lauter gebrochenen Gefäßen entstand, welche die Römer hieher zusammen warfen.
Ferner besuchte ich noch den Ponte publicius, die älteste Brücke Roms, in deren Nähe Horatius Cocles seine Heldenthat ausführte.
Das Tullianische Gefängniß unter der Kirche des heil. Joseph von Falignani. Hier starb Jugurtha den Hungertod. Die Treppe hinauf heißt „die Seufzerstiege".
Das Kapitol, das leider schon ganz zerfallen ist; kaum bemerkt man noch geringe Reste einiger Tempel oder sonstiger Bauten.
Auch von den Gräbern der Scipionen sah ich nicht viel mehr als den Platz, die unterirdischen Gänge sind fast ganz zerstört.
Das Marsfeld ist theils mit Gebäuden bedeckt, theils zu Spaziergängen verwendet.
Das Grab des Zestius ist vollkommmen gut erhalten, eine Pyramide von großen Quadersteinen umschließt den Sarkophag. Besonders großartig und sehenswerth sind die Aquäducte, aus großen Steinblöcken, ohne Mörtel zusammengefügt. Sie werden nicht mehr benützt, da sie theils schon verfallen, theils die Quellen versiegt sind.
Die Thermen des Titus sind sehenswerth, obwohl außerordentlich verfallen. Hier wurde die berühmte Gruppe des Laokoon gefunden. Neben diesen Thermen befindet sich das große Wasserbehältniß der sieben Säle des Titus.
Eines der größten und besterhaltenen Gebäude aus der Vorzeit Roms ist das Amphitheater des Flavias oder das Kolosseum, im welchem einst die Kämpfe der Gladiatoren und der wilden Thiere gehalten wurden. Es faßte 87,000 Zuschauer. Noch jetzt sieht man vier Stockwerke. Am schönsten ist es, dasselbe bei Fackelschein zu besuchen; ich war so glücklich, mich an eine große Gesellschaft anschließen zu können, die diesen Kostenaufwand bestritt. In der Nähe des Kollosseums stehen der Triumphbogen des Titus, von weißem Marmor und voll der herrlichsten Sculpturen, die Triumphbogen des Septimus Severus, der Bogen des Janus und mehrere andere Denkmäler.
Zum Mausoleum des Hadrian, der Engelsburg, jenseits der Tiber, führt die schöne, aus lauter Quadersteinen erbaute Engelsbrücke. Kaiser Hadrian ließ dieses große runde Gebäude als sein künftiges Grabmahl aufführen.
Es ist aus großen Steinmassen zusammengefügt, und dient jetzt als Fort und Staatsgefängniß.
Der Tempel des Markus Aurelius ist in die Dogana umgewandelt.
Der Tempel der Minerva Medica liegt in einem Weinberge und besteht aus einer großen Rotunde, deren oberer Theil eingestürzt ist.
Obelisken, alle aus Egypten hierher gebracht, zählt man auf den verschiedenen Plätzen Roms zwölf.
Noch muß ich der hundert und acht Fontainen erwähnen, die immerwährend frisches Wasser sprudeln. Die schönste und größte darunter ist die Fontana Trevi.
Weitere Ausflüge konnte ich des schlechten Wetters wegen nicht machen; nur nach Tivoli fuhr ich eines Nachmittags.
Die Straße dahin heißt die Tiburtinische. Nachdem man ungefähr sechs Miglien zurückgelegt, gelangt man zu einer Strecke, die ganz abscheulich nach Schwefel riecht, was von einem Flüßchen herrührt, welches aus der Solfatara kommt. Nach einer Fahrt von achtzehn Miglien erreichten wir die Stadt Tivoli, welche auf einem Abhange der Appeninnen mitten in Olivenwaldungen liegt, und an 7000 Einwohner zählt. Mit aufgespannten Regenschirm spazierte ich gegen Abend noch ein Bischen in der Stadt herum, die mir eben nicht sehr gut gefiel. Des andern Morgens ging ich früh aus dem Hause, und zuerst in den Tempel der Sybilla, welcher anf einem Felsen, dem Wasserfalle gegenüber steht. Hieraus besah ich die Grotte des Neptun, und endlich jene, durch welche der Anio fließt, und bei seinem Austritte aus derselben sich schäumend und brausend über eine hohe Felswand stürzt, und den schönen und reichen Wasserfall von Tivoli bildet. Am schönsten nimmt sich der Fall von der Brücke aus. Nebst mehreren kleinen niedlichen Kaskaden, sieht man auch viele Ueberreste von Altertümern; die bedeutendsten darunter sind die Ruinen der Villa des Mäcenas.
23. November 1842.
Um 6 Uhr Morgens trat ich mit einem Betturino meine Rückreise nach Florenz an.
Die schlechteste Witterung, Regen, Nebel und eine empfindliche Kälte — begleitete uns fast immerwährend. Das Reisen in Italien im späten Herbst oder in Winterszeit ist wirklich höchst unangenehm. Man hat gewöhnlich viel Regen und viel Kälte, und kommt man in ein Gasthaus, so freut man sich vergebens auf ein warmes Zimmer; erst wenn die Gäste schon da sind, wird etwas Feuer in den Kamin angemacht. Und so ein Kamitn-Feuer gibt in diesen naßkalten selten benützten Zimmern gar nicht aus, vorne versengt man sich, und rückwärts friert man. Die Fußböden bestehen aus Steinplatten, die man höchstens um den Speisetisch herum mit Strohmatten bedeckt findet.
Die Gegend bot uns heute nicht viel Schönes. Wir fuhren bis Ronciglione, neun deutsche Meilen, und sahen weder Dorf noch Stadt. Ronciglione hat ein trauriges Ansehen, obwohl es viele zweistöckige Häuser und eine breite Straße besitzt. Allein die Häuser sind alle sehr düster, und die Stadt scheint etwas menschenleer zu seyn. Wir blieben hier über Nacht.
Ich hatte, wie es in Italien gewöhnlich ist, mit dem Eigenthümer unsers Fuhrwerkes einem schriftlichen Kontrakt über die Fahrt, die Kost und das Nachtquartier geschlossen. Ich war damit sehr zufrieden, er hielt seine Verpflichtung genau. Man würde sich aber sehr irren, wenn man mehr als eine Mahlzeit zu erhalten hoffte; will man des Morgens oder des Mittags Etwas genießen, so muß man es sich auf eigene Rechnung geben lassen. Ich fand alles sehr theuer und schlecht.
24. November 1842.
Heute fuhren wir zum Theil durch recht freundliche aber nur sehr spärlich bevölkerte Gegenden. Erst des Nachmittags kamen wir in ein Paar Städte, nämlich nach Viterbo mit l3,000 Seelen, das in einer fruchtbaren Ebene liegt, und nach Montesiascone, welches auf einem hohen Hügel gebaut und im Hintergrunde von schönen Gebirgen umgeben ist, deren Wein zu den berühmten gehört. In der Nähe von Montesiascone, am Fuße des Hügels liegt ein kleiner See, weiter entfernt ein ziemlich großer, der Lago die Balsana, an dessen Ende das gleichnahmige Städtchen, einst die Hauptstadt der Volsker, sichtbar ist. In ihrer Mitte erhebt sich eine alte Burg, um welche herum gleich einem Kranze mehrere sehr hohe und äußerst alte Häuser stehen.
Nun mußten wir über einen tüchtigen Berg, was bei den schrecklichen Regengüssen keine Kleinigkeit war. Nur mit Hülfe einer doppelten Vorspann gelangten wir glücklich über die verdorbenen Wege in das Dörfchen Lorenzo, wo wir unser Nachtquartier aufschlugen. Wir befanden uns bereits auf den Vorgebirgen der Appeninnen.
25. November 1842.
Wir fuhren nur noch wenige Stunden auf päpstlichem Gebiet. Der Fluß Centio bildet die Grenze zwischen dem Kirchenstaate und Toscana. Ein großer Theil der Gegend umher verräth einen vulkanischen Ursprung, wir sahen mehrere Grotten und Höhlen, von Lava ähnlichen durchbrochenem Steine, Basalt-Säulen u.s.w.
Bei Ponte ceatino steht ein schönes Gebäude, die Dogana von Toskana. Die Gegend ist etwas milder Natur, hohe und niedrige Gebirge erblickt man, so weit das Auge reicht. Das Städtchen Radicofani liegt auf dem Plateau eines bedeutenden Berges und ist mit Steinen und Felsblöcken umgeben. Eine Citadelle oder alte Burg ragt romantisch über das Städtchen empor, und von mancher Berg- oder Hügelspitze sehen alte Thürme oder Vesten herab. Das niedere Gebirge hat hier einen ganz eigenthümlichen Charakter, es ist überall in Riffe und Spalten getheilt, als wäre es erst kürzlich dem Wasser entstiegen.
Mehrere Stunden fuhren wir beinahe wie in einem Wolkenbruche, das Wasser floß in Bächen an der Straße, dazu stürmte der Wind auf unsern Wagen ein, daß wir wahrhaftig schon fürchteten, nicht umgeworfen, wohl aber umgeblasen zu werden. Zum Glücke sind die Straßen im Toscanischen besser, als im römischen Gebiete, und über die Flüsse führen fest gemauerte Brücken.
26. November 1842.
Heute hatten unsere armen Thiere einen bösen Tag. Beständig bergauf, bergab, an schrecklichen Abgründen vorüber, führte der Weg lange durch eine einsame und unfruchtbare Gegend, bis sich endlich eine halbe Stunde vor dem Dorfe Buonconvento die Scene änderte, und ein großes Hügelland mit schönen Ebenen, mit der herrlichen Stadt Siena, vielen großen und kleinen Ortschaften, mit Meierhöfen oder schönen Bauernhäusern und einzelnen, auf Hügeln stehenden Kirchen, vor uns entfaltete. Ueberall zeigte sich Wohlstand und Kultur.
Die meisten Mädchen und Weiber sahen wir mit dem Flechten der Strohbänder beschäftiget. Hier trägt alles Strohhüte, die Männer so gut wie die Weiber und Kinder. Um 5 Uhr Abends erreichten wir endlich Siena.
Unsere armen Pferde waren von den bösen Wegen über die Appenninen so erschöpft, daß uns der Fuhrmann ersuchte, hier einen Rasttag halten zu dürfen. Mir war diese Unterbrechung der Reise höchst willkommen, denn Siena verdient schon eine genaue Besichtigung.
27. November 1842.
Die Stadt hat 16,000 Einwohner. Eine lange, schöne Straße schneidet sie beinahe in zwei Hälften. Die übrigen Gassen sind klein, unregelmäßig und sehr schmutzig. Der Platz „del Campo" ist sehr groß; einige Palläste, im gothischen Style erbaut, geben ihm ein gar schönes Ansehen. In seiner Mitte steht eine Granitsäule, auf welcher Romulus und Remus, von der Wölfin gesäugt, in Metall vorgestellt sind. Ähnliche Säulen, nur minder hübsch, sah ich in dieser Stadt mehrere. In Rom, wo sie gewiß mehr an ihren Platz gewesen wären, fand ich keine einzige. — Die Häuser in den Gassen Sienas haben alle ein düsteres Ansehen, viele darunter sind wie Festungen gebaut, von lauter Quadersteinen und mit Schießscharten versehen.
Das schönste Gebäude ist der Dom. Ich kam aus der Stadt der Kirchen, und fand diesen Bau dennoch so überraschend, daß ich lange betrachtend vor ihm stehen blieb. Er gilt in der That für eines der schönsten Bauwerke Italiens. Auf einer kleinen Anhöhe, inmitten eines großen Platzes stehend, ist er von außen und innen mit schwarzem und weißem Marmor bekleidet. Besonders schön machen sich die hohen Wölbungen der Fensternischen, die von mehreren Säulen getragen werden. In der Sakristei sind die Freskogemälde nicht nur der richtigen Zeichnung, sondern auch der Frische der Farben wegen, ja nicht zu übersehen.
Man schreibt die Arbeit Raphael, die Frische der Farben der Erde von Siena zu. Die Chorbücher, welche in dieser Sakristei aufbewahrt werden, enthalten die schönsten Miniatur-Gemälde auf Pergament.
Im Hospital, gleich in der Nähe, sind einige Krankensäle ebenfalls mit so herrlichen Fresken bedeckt, die aus derselben Zeit zu stammen scheinen.
Man rühmt ganz besonders die Grazie und Schönheit des hiesigen weiblichen Geschlechtes. Da heute gerade Sonntag war, ging ich zur Hauptmesse, um die graziösen Schönheiten zu sehen, — fand aber deren nicht mehr und nicht weniger, wie in jeder andern Stadt. Grazie und Schönheit sind gar seltene Gäste. —
Nachmittags besuchte ich die Promenade, den Prato di Lizza. Ich fand sehr wenig Menschen. Von den Wällen der Stadt hat man eine schöne Aussicht.
28. November 1842.
Die Gegend bleibt nun immer schön. Das Gebirge verflacht sich mehr und mehr, die Thäler erweitern sich, und nur hin und wieder erheben sich Hügel mit Bäumen, Wiesen und Feldern bedeckt. Im Toscanischen sieht man viele Cypressen, die mir, seit ich Konstantinopel und Smyrna verließ, nicht mehr zu Gesichte kamen. Das Land scheint bedeutend bevölkert; man sieht viele Ortschaften.
Um 5 Uhr Abends fuhren wir in Florenz ein, doch erst nach anderthalb Stunden stieg ich im Gasthofe der Witwe Mocalli ab. Bis man mit dem Besichtigen der Pässe, dem Durchsuchen der Effekten und allen dergleichen Geschäften fertig wird, vergeht immer eine lange Zeit.
Die Gegend von Florenz ist äußerst lieblich, aber nicht erhaben. Der prächtige Arno durchströmt die Stadt; vier steinerne Brücken, von denen eine gedeckt und beiderseits mit Buden versehen ist, führen über ihn. Florenz zählt 8000 Häuser mit 90,000 Einwohnern. Das Äußere der hiesigen Palläste ist höchst originell. Meistens aus großen, dunkelgefärbten Quadersteinen erbaut, gleichen sie beinahe Festungen, und machen einen wahrhaft erhabenen Eindruck.
Die Kathedrale soll die schönste Kirche der Christenheit seyn, ich fand sie zu einfach, ganz besonders im Innern. Die Wände sind nur mit Kalk übertüncht, die Fenster mit gemalten Gläsern versehen, was außerordentliche Dunkelheit hervorbringt. Am besten gefielen mir die Thüren der Sakristei mit den berühmten Kunstwerken des Luca del Robbia, und der reich geschmückte, großartige Hochaltar.
Neben dem Dome steht das Battisterio, ein einstmaliger Tempel des Mars, mit acht ausgezeichnet schönen erzenen Thüren, von denen Michael Angelo sagte, sie seien würdig, das Paradies zu schließen.
Der Campanile ist mit färbigem Marmor belegt, und sieht, obwohl er schon fünfhundert Jahre zählt, noch so schön und neu aus, als wäre er kürzlich geendet worden.
Die übrigen bedeutenden Kirchen sind folgende: St. Lorenzo, inwendig ebenfalls ganz weiß mit grau angestrichenen Säulen. Sie enthält schöne Öhlgemälde, die Kapelle der Mediceer, ein prachtvolles Werk, mit den edelsten Steinarten ausgelegt, und die Monumente mehrerer Glieder des ebengenannten Fürstenhauses. St. Croce, eine schöne und freundliche Kirche, voll von Monumenten der berühmtesten Männer. Man nennt sie auch das italienische Pantheon. Die Bildhauerarbeiten sind vortrefflich, die Gemälde hübsch. Hier ruht Michael Angelo. Unter einer Seitenkapelle hat die Familie Buonaparte eine Gruft. In einer andern verschlossenen, ziemlich großen Seitenkapelle stehen vorzügliche Monumente von weißem Marmor.
St. Anunziatti ist reich an den herrlichsten Fresken; besonders schön sind jene, welche sich im Vorhofe der Kirche rings an den Wänden befinden, und mit einer Glasgallerie umgeben sind. Im Innern gleich links die kostbare Kapelle der heil. Jungfrau dell' Anunziata, worin der Altar, die ungeheuern Kandelaber, die Engel, die Draperie, kurz Alles von reinem Silber ist. Überdieß enthält diese reich dekorirte Kirche noch schöne Bilder und viel Marmor.
St. Michele ist von außen mit sehr schönen Statuen geschmückt. Im Innern findet man mehrere Werthvolle Gemälde, und einen besonders schönen Altar unter einem Baldachin, beide von weißem Marmor, nach gothischem Geschmack.
St. Spirito enthält viele Bildhauerwerke, besonders einen Christus von weißem Marmor.
Alle diese Kirchen sind der gemalten Fenster wegen etwas dunkel.
Unter den Pallästen sind die vorzüglichsten: Der Pallast Pitti, auf einer kleinen Anhöhe. Er macht den großartigsten Eindruck. Von lauter Granitfelsenstücken zusammen gefügt, scheint er für die Ewigkeit erbaut. Ich muß sagen, von allen Pallästen, die ich sah, gefiel mir dieser am besten, so etwas Außerordentliches wird man wohl nirgend mehr finden. Überhaupt sprechen mich die Gebäude in Florenz ganz vorzüglich an, sie haben nach meiner Meinung einen viel eigenthümlichern und ehrwürdigern Charakter, wie die Palläste des neueren Rom.
Die Bildergallerie zählt 500 Stücke, beinahe lauter Meisterwerke, darunter Raphaels Madonna della Sedia. Nebst den Gemälden stehen noch in jedem Saale Prachtstücke von Tischen aus den edelsten Steinarten.
Hinter dem Pallaste erhebt sich etwas terrassenartig der Garten Boboli. Er enthält viele Statuen, welche mit vielem Geschmacke in herrlichen Alleen, Bosketten oder auf schönen freien Plätzen vertheilt sind. Die Aussicht von den höhern Punkten ist herrlich.
Der Pallast degli Uffici, am Arno, ist durch seine Großartigkeit und die eigenthümliche Bauart höchst imposant. In zwanzig Sälen und Kabineten und drei ungeheuren Gängen dieses Gebäudes sind die größten Kunstschätze der Welt vereint.
Die Tribuna enthält die Venus von Medicis, die bei Tivoli gefunden wurde, und von Cleomenes, einem Sohne des Apollodor von Athen, verfertigt worden ist. Ihr gegenüber steht Apollino.
Im Saale der Maler-Portraits steht in der Mitte die berühmte mediceische Vase.
Das Kabinet der Edelsteine besitzt den größten und schönsten Onix, den man kennt.
Der Palazzo vecchio gleicht einem festen Schlosse. Der große Hof, um welchen hohe Säulengänge laufen, ist mit Sculpturen und Malereien überfüllt. In der Mitte steht ein schöner Springbrunnen. Den Eingang zieren zwei berühmte Statuen, die eine den Herkules, die andere den David vorstellend. Unweit derselben befindet sich der herrliche Springbrunnen des Ammanato, von Seepferden gezogen, und von Tritonen umgeben.
Im Pallaste Gherardeska ist auf einem Basrelief die schauderhafte Geschichte des Ugolino dargestellt.
Der Pallast Strozzi darf nicht übergangen werden; er zählt schon 360 Jahre, und sieht dennoch aus, als wäre er eben erst vollendet worden.
In der Speccola zeigt man den menschlichen Körper mit seinen Krankheiten, in Wachs geformt, von demselben Künstler, von welchem ein gleiches Kabinet zu Wien (im Josephinum) existirt. Im hiesigen Naturalienkabinet sind nicht nur ausgestopfte Thiere, sondern auch deren Skelette aufgestellt.
Die Werkstätte der harten Steine, in welcher die herrlichsten Bilder, Tischplatten u.s.w. von florentinischem Marmor zusammengesetzt werden, unterlasse man ja nicht zu besuchen. Hier werden wundervolle Arbeiten geliefert. Ich sah da Blumen und Früchte zusammengesetzt, die dem zartesten Pinsel Ehre gemacht hätten. Der ungeheure Tisch im Pallaste degli Uffici soll 40,000 Ducati gekostet haben. 25 Menschen arbeiteten 20 Jahre daran; er ist gleichfalls aus Florentiner Mosaik zusammengefügt. Mir gefiel er nicht außerordentlich, er ist vor Reichthum in der Komposition ganz überladen.
Von den Umgebungen sah ich nur die Milchmeiereien des Großherzogs, ein angenehmer Spaziergang am Arno mit schönen Alleen und Wiesen.