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Lachsfang.

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10. Juni.

Einen ebenfalls sehr nahen Ausflug (eine halbe Meile) machte ich in Gesellschaft Herrn Bernhöfts und seiner Tochter nach dem Larselv (Lachsstrom) um dem Lachsfange beizuwohnen, der vom halben Juni bis halben Angust alle Wochen einmal statt findet. Er geschieht auf eine sehr einfache Art, Die Fische begeben sich nämlich zur Laichzeit in den Strom, und da wird dann dieser mit einigen leicht aufgeschichteten ungefähr drei Fuß hohen Steinwänden durchzogen, und ihnen dadurch der Rückweg zur See abgeschnitten. Kömmt nun der Tag, an welchem sie eingefangen werden sollen , so wird hinter jeder Steinwand noch ein Netz aufgezogen. — Man errichtet, in jedesmaliger Entfernung von achtzig bis hundert Schritten, drei bis vier solche Wehren, damit wenn die Fische der einen entschlüpfen, sie von den andern aufgefangen werden. Nun läßt man das Wasser so viel als möglich ab; — da schiessen die armen Fische hin und her, sie fühlen immer mehr die Abnahme des Wassers und drängen sich an die Schleussen, an deren Steinen sie sich anschlagen und verwunden. — Hier ist noch die tiefste Stelle des Wassers, die ist aber bald so mit denselben angefüllt, daß die Fischer, die da bereits aufgestellt sind, sie ganz bequem mit den Händen heraus fangen können.

Die Lachse haben eine ungewönliche Lebhaftigkeit und eine eben so ungewöhnliche Stärke und Schnellkraft. Der Fischer muß sie behende an Kopf und Schwanz zugleich erfassen, und sie an das Ufer schleudern, wo sie gleich von andern Leuten aufgefangen und tiefer in's Land hinein geworfen werden. — Geschähe dieß nur im Geringsten langsam oder nachlässig, würden ihnen viele derselben entschlüpfen. Es ist wunderbar, wie sich diese Thiere aus den Händen winden und in die Luft schnellen können. — Die Fischer müssen wollene Fäustlinge [Handschuhe, die blos den Daumen, sonst keine Finger haben.] anhaben, sonst könnten sie diese glatten Thiere gar nicht fassen: — Bei jedem Fange werden in einigen Stunden zwischen fünfhundert und tausend Stücken, das Stück 5 bis 15 Pfund schwer, erbeutet. — Denselben Tag, als ich zugegen war, wurden achthundert Fische gefangen. — Dieser Lachsfang hier ist von einem Kaufmanne zu Reikjavik gepachtet.

Die Fischer bekommen einen sehr großen Lohn, — die Hälfte des Fanges. Und doch sind sie damit unzufrieden und so wenig dankbar, daß sie selten ihre Arbeit ganz verrichten. So brachten sie z. B. den Antheil des Kaufmanns nur in den Hafen von Reikjavik, und waren viel zu träge die Fische vom Boote in sein Magazin, das höchstens 60—70 Schritte vom Hafen entfernt lag, zu tragen. Sie ließen ihm sagen, er möchte nur andere Leute senden, sie seien bereits zu sehr ermüdet. Natürlich helfen in einem solchen Falle keine Vorstellungen.

Wie in der ganzen Welt, wird auch in Island jede Gelegenheit gleich zu einem Schmause und zu einer Unterhaltung benützt. — Der Tag, an welchem wir dem Lachsfange beiwohnten, war einer der seltenen schönen Sommertage. Da wurde denn gleich von mehreren Kaufleuten verabredet, den Tag und den Fischfang durch ein Gabelfrühstück zu verherrlichen. Jeder steuerte etwas bei, und so kam ein reichhaltiges, elegantes Frühstück zu Stande, bei dem es ganz nach unserer Art zuging, den einzigen Umstand ausgenommen, daß wir uns aus Mangel an Tischen und Bänken, auf den Boden lagern mußten. Spanische und französische Weine, so wie kalter Punsch, waren im Ueberflusse vorhanden, und verbreiteten alsbald große Fröhlichkeit.

Ich sah bei dieser Gelegenheit eine neue Art, Butter-Schnitten mit Lammfleisch oder Käse mit sich zu führen. — Sie wurden schon zu Hause bereitet, mit den Fleisch- oder Käseschnitten belegt, und je zwei und zwei auf einander gethan — So verpackt konnten sie unbeschädigt überall hingebracht werden.

Ein vierter Ausflug, den ich machte, war noch kürzer; er führte mich nur 1/3 Meile von Reikjavik weg zu einer heißen Quelle, die etwas Schwefel enthält, und zu einem kalten Flüßchen, das diese heiße Quelle in sich aufnimmt. — Durch diesen glücklichen Verein findet man da jede wünschenswerthe Temperatur, vom Siedpunkte bis zur bedeutenden Kälte. Die Städter benützen aber auch diese schöne Gelegenheit, und zwar zu zweifachem Gebrauche, zum Waschen und zum Baden. Ersterer ist unstreitig der wichtigere, und deßhalb hat man auch eine hölzerne Hütte errichtet, um die armen Leute während dieser Arbeit gegen Sturm und Wetter zu schützen. Früher war diese Hütte auch mit einer guten Thür und mit Glasfenstern versehen, und der Schlüssel befand sich an einem bestimmten Orte in der Stadt, wo ihn Jedermann haben konnte. Allein da waren die Dienstleute oder Bäuerinen das zehntemal zu träge den Schlüssel abzuholen; sie sprengten gleich das Schloß auf und schlugen die Fenster ein, und so gleicht denn dieses Hüttchen jetzt nur mehr einer Ruine, die nur ganz wenig Schutz verleihen kann. — Daß doch die Menschen überall gleich, und nur dann gut sind, wenn sich ihnen nichts in den Weg stellt! — Und leider ist dann das Verdienst weniger ihnen, als den glücklichen Umständen zuzuschreiben. — Was das Kochen betrifft, so bringen viele Leute Kartoffeln oder Fische mit, die sie nur in die heiße Duelle zu legen brauchen, um sie gleich zubereitet zu finden.

Zum Baden wird diese Quelle weniger benützt, höchstens kommen einige Kinder oder Bauern in der Absicht dahin. — Als Heilmittel kennt man sie gar nicht.

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