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Ich bin dann mal weg

Es gibt diese Momente, in denen man einfach nur noch weg will. Wenn man beim Kaffekränzchen bei den Schwiegereltern ohne Absicht ins Fettnäpfchen getreten ist, weil man sich über die hässliche Skulptur in Nachbars Garten lustig gemacht hat, natürlich ganz ohne zu ahnen, dass besagtes Kunstwerk aus den motivierten, in ungezählten Volkshochschulkurs-Stunden geschulten Händen der Schwiegermutter in spe stammt und ihren Selbstfindungsprozess als Frau beschreibt.

Wenn man in der Uni und vor dem bis auf den letzten Platz gefüllten Seminar ein Referat hält und stolz dieses eine Fremdwort benutzt, von dem man sich eigentlich immer ganz sicher war, zu wissen, was es bedeutet, nur um jetzt, vor den Freunden und dieser einen, der schönsten Kommilitonin ausgerechnet vom beisitzenden Professor zu erfahren, dass eben jenes Fremdwort leider eine ganz andere Bedeutung habe und eher in der Intimhygiene zu verorten sei und nicht etwa im gesellschaftlichen Kontext königlicher Herrscha shäuser des Mittelalters.

Aber Größe zeigt man ja generell selten, wenn alles in Richtung Jackpot läuft. Größe zeigt man im Angesicht der Niederlage. Wenn einem der Sturm durch den vermeintlich schützenden Schirm Hagelkörner ins Gesicht schleudert. Wenn einem der Kuckuck für die Zwangsräumung schon an der Stirn klebt. Oder wenn man zur Halbzeit mit 1:6 zurückliegt und einfach keinen Bock mehr hat, sich für die »Flaschen leer« vor sich in den Dreck zu werfen. Insofern: Halleluja, Chris D., Torwart und Kapitän des SC Rot-Weiss Singen.

Der hatte im Spiel der Kreisliga B, Bodensee, gegen den FC Öhningen-Gaienhofen bereits nach 45 Minuten genug gesehen, seine Sachen und die Siebenmeilenstiefel gepackt und sich Richtung schützender vier Wände verabschiedet. Blöd für die Mannschaftskameraden, dass die angesichts des spielerischen Offenbarungseides zu dem Zeitpunkt bereits dreimal gewechselt hatten und den Rest der Partie zu zehnt bestreiten mussten. Aber wer Zeichen setzen will, muss Kollateralschäden einfach in Kauf nehmen. Denn Größe zeigt man auch, indem man einfach nur mal eben sagt: Macht euren Scheiß doch alleine! Wenn man einfach nur noch weg will, und dann einfach nur noch weg ist.

Schick mich, ich bin schnell!

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