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Schwein gehabt

Es ist doch so: Woche für Woche funktionieren wir brav. Wir lächeln nett und heucheln Verständnis, wenn uns der Chef mal wieder erklärt, warum wir etwas falsch gemacht hätten. Dabei versteht er nur nicht, dass die Dinge nicht unbedingt falsch sein müssen, nur weil man sie nicht so macht, wie er das will.

Wir machen den Abwasch und bringen den Müll raus, weil unsere Frauen das so wollen. Als würde sich Porzellan in Staub auflösen, wenn man es länger als zwei Stunden mit Speiseresten zugedeckt in der Spüle stehen lässt. Als würde aus Müll außerhalb des eigenen Haushalts irgendetwas anderes sein als – Müll.

Wir brodeln still in uns hinein, wenn der Typ an der Supermarktkasse mal wieder vollkommen überrascht davon zu sein scheint, dass er auch diesmal bezahlen muss. Dann kramt er eine halbe Ewigkeit durch seine tausend Sachen nach der Geldbörse, und dann reicht das Bargeld nicht und er bezahlt mit der EC-Karte, die er aber natürlich nicht in der Geldbörse hat, sondern in diesem Extrafach seines Rucksacks, wegen der Sicherheit und so, aber welches Extrafach der vielen Extrafächer das nun genau ist, das muss man auch erst mal herausfinden. Und statt dem Typen mal ordentlich die Meinung zu geigen, sagen wir »schon okay«, wenn er sich zu uns umdreht und einfach nur »sorry« sagt.

Beim Fußball ist das zum Glück alles anders. Denn der Fußball ist vieles, und vieles davon ist wunderbar, und unter anderem ist der Fußball auch zum Fluchen da. Dann öffnen wir die Druckventile, und alles entweicht, der ganze Stress, die ganze Wut der Woche. Ein Klassiker des Fußball-Fluchens ist der Ausflug ins Tierreich. Besonders beliebt dabei: So ziemlich jeder Verweis darauf, dass so quasi alle, die auch nur entfernt etwas mit dem gegnerischen Team zu tun haben, eine Verwandtschaft zum gemeinen Schwein besitzen.

Anders verhielt es sich einst im Thüringischen. Schließlich waren es da tatsächlich (Wild-)Schweine, die während der Partie des SV Diamantene Aue Ringleben gegen die SG Seehausen auf den Platz liefen und Leib und Leben in Gefahr zu bringen drohten. Auslöser der Aufregung war eine sogenannte »Drückjagd«, die die örtlichen Jäger zeitgleich zur Partie veranstalteten und in deren Folge vereinzelte Tiere in vollkommen unvorhergesehene Richtungen und eben auch auf den örtlichen Fußballplatz liefen. Kein Problem für die Jäger, dachten sich die Jäger, ballerten das Wildvieh gleich auf dem Platz über den Haufen und sprachen hinterher im heroischen Duktus ihrer Profession von »Gefahrenabwehr«. Die Jagdbehörde wiederum sprach von »äußerst unglücklichen Umständen«. Die Fanlager beider Seiten waren sich einig: Schwein gehabt.

Schick mich, ich bin schnell!

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