Читать книгу Schick mich, ich bin schnell! - Ilja Behnisch - Страница 9
ОглавлениеFreiwillig mit einem Mann weniger
Gäbe es eine »Fairplay-Medaille in Schluchz«, sie ginge unter anderem an den SSV Markranstädt II, dessen Trainer in einem Spiel beim SV Süptitz freiwillig einen Mann vom Feld nahm. Und das alles nur, um den ersatzgeschwächten Gastgebern die Selbsteinwechslung ihres Trainers zu ersparen.
»Ich habe mitgekriegt, dass sich der Kollege für eine Einwechslung bereit macht. Wir kennen uns schon länger und ich dachte mir, es muss nicht sein, dass er im fortgeschrittenen Alter noch seine Knochen hinhalten muss«, erklärte Markranstädts Übungsleiter hinterher und auch, dass der Spieler, der den Platz im Sinne des Fairplay verlassen musste, die »Entscheidung mitgetragen habe«.
Klingt ein bisschen so, als würde die Bankangestellte, während sie in den Lauf einer Pistole blickt und eifrig alles Bargeld, das die Kassen hergeben, in eine Plastiktüte verpackt, die Entscheidung des Bankräubers »mittragen«, sich jetzt mal eben auf die bequem-brutale Art und Weise in Richtung Altersvorsorge zu orientieren. Ganz abgesehen davon, dass man sich als Sportler, und sei es als Trainer, der wohl aus guten Gründen überlegt, sich selbst einzuwechseln, von niemandem sagen lassen möchte, es sei doch besser, die eigenen Knochen zu schonen. Was wiederum so wäre, als würde die Bankangestellte dem Bankräuber die Waffe abnehmen und sich selbst damit bedrohen, weil ihm, dem Kriminellen, die Nervosität doch anzusehen sei. Wo bleibt da noch der Stolz auf das Erreichte? Und kommt Qualität nicht von quälen?
Den Sieg nahmen die Markranstädter übrigens trotzdem mit. Fairplay heißt schließlich nicht Selbstaufgabe.