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Wen alle Jahre wieder die Putzwut packt …

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Jedes Jahr überfällt es mich wieder, genau vom 1. Advent bis zum Heiligen Abend. Weiß der Himmel, warum! Aber ich streife dann meine schneeweiße Rüschenschürze über, rücke die Möbel von den Wänden, um auf der Tapete dahinter Staub zu wischen, bügele eigenhändig Bett- und Tischwäsche, backe Unmengen Plätzchen, die man nur mit der Säge zerteilen kann, und möchte die Terrasse draußen vor dem Wohnzimmer bohnern. Außerdem schmücke ich das ganze Haus mit Tannenzweigen, die serbische Fichte im Hintergarten mit einer Lichterkette und Kurzschluss und den Türklopfer mit einem Mistelzweig, unter dem, einem alten Brauch zufolge, männliche Besucher auf die Knie zu fallen haben, um die Hausfrau zu küssen. Kurz und gut, ich bin ungenießbar.

Bis ich wieder zum normalen Leben zurückkehre, habe ich außerdem noch sämtliche Fenster geputzt, die Rahmen auf Hochglanz poliert, die Teppiche auf der Wiese im Schnee geklopft und auf meinem Schreibtisch jede Büroklammer einzeln feucht abgewischt.

In diesem Jahr habe ich sogar die ganze Wohnung umgestellt. Den echt antiken Eichenschrank wuchtete ich alleine von der linken Seite hinter der Tür auf die rechte Seite unter das Fenster und den Lieblingssessel meines Mannes umgekehrt. Der Schreibtisch vertauschte seinen Platz mit der Essecke, das Klavier blockierte die Bücherwand, und der Fernseher verschwand spurlos. Allerdings fand ich Letzteren später bei den Mädchen im Zimmer wieder, da die sich mit ihm während meiner Aktivitäten dorthin zurückgezogen hatten.

Als es dunkel wurde, brauchte ich nur noch das gespülte Geschirr in den Schrank zu räumen, bevor ich zur gewohnten Nachlässigkeit zurückkehren konnte. Kaum hatte ich einen Stoß Teller auf dem Arm, verlangte mein Mann nach seinen Pantoffeln, der Zeitung und dem Abendbrot. Bereitwillig stellte ich den Stapel links hinter die Tür auf den barocken Schrank und fuhr erschreckt zusammen, weil sich ein entsetzliches Getöse erhob, während der Tellerstapel ins Leere fiel.

Als mein Mann die vielen Scherben sah, warf er sich fassungslos in seinen Sessel und landete direkt vor dem Schrank auf dem Fußboden.

»Das Schlimme an dir ist«, sagte er, sich seine lädierte Kehrseite reibend, »dass du immer so übertreiben musst. Du wolltest doch diesmal alles ganz schlicht und einfach halten. Und nun ruhst du dich nicht eher aus, bis du wie jedes Jahr wieder schreiend unter dem Baum liegst.«

Ich weiß, ich weiß. Aber alle meine Freundinnen versichern mir, dass das zur Weihnachtszeit wirklich völlig normal sei für eine Hausfrau.

Männer vom Umtausch ausgeschlossen

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