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Kein Drama in der Wanne

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Zum Jahreswechsel immer das gleiche Theater! Da traditionsgemäß der Karpfen – und hier wohlgemerkt der kurz vor der Zubereitung eigenhändig gemordete – als typischer Silvesterschmaus gilt, führen alle Väter seit Generationen einen schon von vornherein aussichtslosen Kampf um ihr Festmenü im familieneigenen Badezimmer, da der liebe Nachwuchs beim Einzug des Fisches in die Badewanne nicht nur ausruft: »Gott, ist der süß!«, sondern diesen auch noch mit Namen wie Oskar oder Eddi versieht. Und wer bringt schon gerne ein Lebewesen um die Ecke, das auf Ruf seines Namens freiwillig angeschwommen kommt.

So ist es ebenfalls traditionsgemäß Brauch, dass alle Mütter am Silvestermorgen noch mit Einkaufskörben durch die Straßen hetzen, um in letzter Minute ein weniger lebendiges Essen zusammenzukaufen. Auch in diesem Jahr fühle ich diesbezüglich besorgte Gedanken auf mich zukommen … doch die kluge Frau baut vor. Auf dem Markt erstehe ich einen zwei Kilogramm schweren Seeteufel, der Lotte heißt, aber mausetot und bereits abgehäutet ist, und verfrachte ihn in unsere Gefriertruhe.

Am Silvesterabend werde ich ihn mit durchwachsenem, geräuchertem Speck und frischen Knoblauchzehen spicken, salzen, pfeffern und mit zwei ganzen Tomaten und einer großen, in Ringe geschnittenen Zwiebel in einen Bräter legen, etwas Öl und Wasser und ein Glas Wein darüber gießen und bei 200 Grad im Backofen 20 Minuten gar dünsten. Dazu gibt es warmes französisches Weißbrot und einen trockenen weißen Chablis. Als Dessert kreiere ich einen Tag zuvor eine Charlotte mit Birnen, wobei ich den Wunsch des Vaters nach einer Charlotte mit Beinen leider nicht berücksichtigen kann. Dafür stelle ich zum Trost und zum Anstoßen um Mitternacht einen extratrockenen Sekt kalt.

Das Einzige, was mich an diesem Silvesteressen wurmt, ist, dass ich nun keine drei Karpfenschuppen habe, um sie in meine Geldbörse zu stecken, damit ich im neuen Jahr niemals in finanzielle Nöte gerate.

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Charlotte mit Birnen

Zutaten: 400 g Löffelbiskuit, ½ Stange Vanille, 5 Eier, 150 g feiner Zucker, 4 Blatt Gelatine, 1 Pckg. Crème fraîche, ½ 1 Milch, Saft einer Zitrone, 1 Dose Williamsbirnen (klein), Rum

Zubereitung: Eigelb und Zucker miteinander verschlagen. Vanillestange, Milch und Zitronensaft auf kleiner Flamme rühren, bis es sämig ist. Die Gelatine in Wasser aufweichen. Dann die Vanille-Milch mit der Zucker-Eier-Masse und der Gelatine verrühren. Die Biskuits leicht in Rum tränken, eine gut gebutterte hohe Form damit auslegen und an den Innenwänden rundherum aufstellen. Vorsichtig abwechselnd die Milch und die Birnen einfüllen. Dann mindestens sechs Stunden im Kühlschrank erkalten lassen. Anschließend stürzen und servieren.

Männer vom Umtausch ausgeschlossen

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