Читать книгу Männer vom Umtausch ausgeschlossen - Inge Helm - Страница 7

Der Schwarm aus meinen Jugendtagen

Оглавление

Es ist wirklich hart, wenn man eines Tages aufwacht und feststellt, dass man schon eine ganze Weile aus der Mode ist, besonders was die Bewertung von Filmen angeht. Als neulich mein Lieblingsfilm aus den Fünfzigerjahren »Der große Caruso« mit Mario Lanza im Fernsehen gezeigt wurde, da trommelte ich die ganze Familie zusammen, um ihr bei Eierpunsch und Schmalzkringeln den Schwärm meiner Jugend zu präsentieren. Darauf behauptete mein Mann, er müsse unbedingt noch seinen Wagen waschen. Und während er eilig das Zimmer verließ, rief ich aufgebracht hinter ihm her: »So etwas hätte mir Mario nie angetan!«

»Welcher Mario denn?«, wollte meine jüngste Tochter neugierig wissen.

»Na, Mario Lanza eben«, sagte ich gereizt.

»Hört sich an wie jemand aus einem Prinz-Eisenherz-Film«, warf mein Sohn ein. »Ist das etwa der Große mit den breiten Schultern, der so tollkühn reitet und Janet Leigh aus den Fängen des schwarzen Ritters befreit?«

»Was für ein Ritter?«, fragte ich gedankenverloren.

»Du müsstest dich mal sehen«, tadelte meine Älteste respektlos, »richtig albern schaust du aus. Warum verdrehst du denn so komisch die Augen?«

»Dreimal darfst du raten«, hauchte ich verschämt.

»Hättest du den etwa gerne geheiratet?«, wollte ihre jüngere Schwester wissen.

»An so etwas habe ich damals überhaupt nicht gedacht«, protestierte ich.

»Und wieso hast du dann für ihn geschwärmt?«, hielt sie nüchtern dagegen.

»Ich werde versuchen, es euch zu erklären«, antwortete ich nachsichtig.

Schließlich war Mario Lanza ja kein Mensch wie du und ich gewesen. Er hätte zum Beispiel nie einen tropfenden Wasserhahn repariert und mich dabei angefaucht, bloß weil ich immer die Kombi- mit der Kneifzange verwechsele. Nie hätte er mit Grippe zu Bett gelegen und mich zu seinem stummen Diener ins Schlafzimmer abkommandiert. Außerdem war er stets frisch rasiert und hätte nie auch nur ein böses Wort über das angebrannte Essen verloren. Kurzum, er war ein wundervolles, unfehl- und unerreichbares Idol gewesen, und ich hatte es geliebt wie die ersten Nylons, das weiße Brautkleid und die ersten Schühchen meiner Kinder.

Ob diese überhaupt verstanden, was ich damit meinte? »Kaum«, sagten sie, »aber sehen wir uns doch erst einmal den Film an.«

Etwas später war ich dann seelisch einfach geplättet. Wie konnte dieser schmalzige, dicke, kleine Kerl nur mein Schwärm gewesen sein?

Mein Sohn wollte sich schieflachen und japste: »Und so was wäre um ein Haar unser Vater geworden!«

Meine älteste Tochter fand die ganze Singerei geradezu idiotisch und schämte sich für mich.

Da fiel ganz plötzlich der Sender aus, während der große Caruso mit seiner Zukünftigen dinierte, und meine jüngste Tochter dachte wenigstens noch etwas zu retten, indem sie sagte: »Also, das muss man diesem Italiener ja lassen. Wie der die Spagetti um die Gabel wickelte, das war echt einsame Spitze!«

Männer vom Umtausch ausgeschlossen

Подняться наверх