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Gans Gerda kommt nicht in den Bräter

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Vor nicht allzu langer Zeit kam meine jüngste Tochter zu St. Martin mit einem Stoß Lose nach Hause und bestand darauf, dass ich ein oder zwei davon nähme. In einem schwachen Augenblick erwarb ich gleich zehn Stück nach dem Motto: Wir gewinnen ja sowieso nie etwas! Aus diesem Grund wollte ich die Lose eigentlich auch daheim lassen, als wir zum traditionellen Martinsumzug gingen.

Aber dann schlug mein Herz doch schneller, als auf dem Schulhof anschließend die Gewinnnummern vorgelesen wurden, und ich zog die Lose verschämt aus der Hosentasche. Und ehe wir es uns versahen, waren wir stolze Besitzer einer schneeweißen, schnatternden Gans-in-Holzkiste, die wir nur noch beim Hausmeister der Schule abzuholen brauchten.

Bis ich mich von dem Schock erholt hatte, stand die Kiste bereits im Kofferraum unseres Wagens. Und während meine Tochter beglückt ihren Weckmann an das Federvieh verfütterte, wusste mein Mann mich davon zu überzeugen, wie köstlich so ein knuspriger Gänsebraten doch sei, dabei tunlichst vergessend, wer derselben dann den Hals umdrehen sollte.

So wurde die Gans erst einmal Gerda getauft, innerhalb von zwölf Stunden zehnmal gefüttert, sämtlichen Nachbarskindern vorgestellt, schließlich gebadet und mit meinem Badelaken abfrottiert. Als die Oma anrief, durfte Gerda sogar in den Hörer schnattern, und abends wollte sie unbedingt in meinem Bett schlafen.

Am zweiten Tag regierte sie bereits das ganze Haus. Sie klaute den Hunden die fettesten Brocken, flatterte, von ihnen gejagt, in den Geschirrschrank, dass es nur so schepperte, und legte auf unsere kostbare Brücke leider keine Eier, sondern Schlimmeres. Jeden Besucher der Kinder biss sie in den Hintern, und am vierten Tag musste ich meinen Nachwuchs energisch darauf hinweisen, dass Gerda gefüttert, gebadet und Gassi geführt werden sollte.

Von Stund an waren alle mit Taubheit geschlagen, und ich fand es an der Zeit, dass Gerda in den Bräter gehöre. Mein Mann sollte endlich seines Amtes walten. Der gab jedoch zu bedenken, dass eine Gans ein ebenso guter Kamerad für die Kinder sei wie die Hunde und mindestens dreimal so wachsam. Und wenn man sich etwas Mühe gäbe, dann würde sie ihm bald die Zeitung und die Pantoffeln bringen, und außerdem hielte sie immer nachts die Füße so schön warm. Worauf ich sagte: »Warum hast du dann keine geheiratet?«

Doch mein Mann ist zu schlau, um auch nur im Traum daran zu denken, mir darauf zu antworten.

Männer vom Umtausch ausgeschlossen

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