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Epidemie fünf Minuten vor den Feiertagen

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Wie allgemein bekannt, sind Kinderkrankheiten bei der Aufzucht des Nachwuchses eine unerlässliche Begleiterscheinung. Wenn nun zum Beispiel ein Kind etwas Ansteckendes bekommt, ist das zwar recht unerfreulich, doch noch lange kein Beinbruch. Ärgerlich wird es erst, wenn drei Kinder etwas Ansteckendes bekommen. Die absolute Spitze allerdings ist, wenn drei Kinder nacheinander etwas Ansteckendes bekommen, und das mit tödlicher Sicherheit immer kurz vor den Feiertagen. Neulich behauptete meine jüngste Tochter: »Ich habe Kopfschmerzen, mir tun die Ohrläppchen weh, und ich friere so.«

»Das bildest du dir bloß ein«, beruhigte ich sie, »bis Heiligabend sind es noch sechs Wochen.«

Mein Mann besah sich die Kleine und fand, dass sie ziemlich heiß sei und ins Bett gehöre. Das Fieberthermometer stieg auf 37,8 Grad. Ich machte Tee und besorgte Zwieback. Am nächsten Morgen rief mich meine Tochter ins Badezimmer und deutete entsetzt auf ihr Spiegelbild. Es zeigte eine vertrackte Ähnlichkeit mit Pucki, unserem Goldhamster selig, wenn er sich die Backentaschen voll gestopft hatte.

Unser Hausarzt diagnostizierte Mumps. Die Kleine wurde in ihr Zimmer verbannt, auf der oberen Etage die Seuchenflagge gehisst.

Während sie sich nun ihrer Genesung entgegenlangweilte, bekam das Gesicht ihrer älteren Schwester ebenfalls fatale Ähnlichkeit mit oben genanntem Nagetier. Ein weiteres Zimmer wurde Krankenstation.

Im Gegensatz zu unserer Jüngsten war die Große eine sehr unleidliche Patientin. Einmal wollte sie Saft, und als sie ihn bekam, wollte sie lieber Milch. Dann schwitzte sie so, dass ich ihr das Sommer-Babydoll anziehen musste. Zehn Minuten später klapperte sie mit den Zähnen und verlangte fünf weitere Wolldecken. Doch endlich genas auch sie.

Kaum hatte ich oben gründlich gelüftet und die Betten frisch bezogen, da klagte ihr Bruder: »Mir ist so schwindelig, und ich habe lauter Pünktchen vor den Augen.« Auch wenn ich glaubte, dass der Schwindel und die Pünktchen mit der Mathe-Arbeit zusammenhingen, die an diesem Morgen geschrieben werden sollte, steckte ich ihn vorsorglich ins Bett.

Er erholte sich aber schnell, und der Heilige Abend konnte störungsfrei über die Bühne gehen … bis auf die Kleinigkeit, dass mir meine Weisheitszähne furchtbar zu schaffen machten. Ein Anruf bei meiner Mutter erinnerte mich allerdings daran, dass ich diese bereits vor zehn Jahren hatte entfernen lassen, und auch daran, dass ich als Kind zwar Windpocken, Masern und Keuchhusten gehabt hatte, aber an Mumps, nee, an den konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern.

Männer vom Umtausch ausgeschlossen

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