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Abschied von der ländlichen Idylle

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Eigentlich waren wir ja ins Grüne gezogen, um uns und den Kindern Großstadtlärm und Autoabgase zu ersparen und um unseren Hunden den Traum vom eigenen Baum zu verwirklichen. Doch die viel gepriesene ländliche Ruhe erwies sich leider als Trugschluss.

Da wir kurz vor Weihnachten aufs Land gezogen waren, unterbrach in der ersten Zeit zwar höchstens hin und wieder ein Hofhund, der den Mond anjaulte, die abendliche Stille, wobei sich unsere Zugezogenen allerdings als Ärgernis erwiesen, da sie lautstark antworteten und somit alle Dorfbewohner im näheren Umkreis die halbe Nacht wach hielten.

Doch mit Beginn des Frühlings und mit den ersten Sonnenstrahlen änderte sich die Idylle vom dörflichen Frieden schlagartig. Kaum schoben sich ein paar zarte Grashalme mutig aus dem Boden, da rührte auch schon der erste Rasenmäher und säbelte sie wieder ab. Keine Kinderkrankheit wirkt so ansteckend wie das Rasenmähen. Von da an stand unser Wochenendkaffee bei schönem Wetter auf der Terrasse nur noch unter dem Zeichen dieser dröhnenden Ungeheuer, deren Aktivitäten sich als Echo von Garten zu Garten fortpflanzten, um die Tüchtigkeit seines jeweiligen Besitzers als Hobbygärtner unter Beweis zu stellen.

Leider nahm ich zu Anfang der Epidemie den Mund zu voll und bot meiner Familie an, unsere Wiese im Alleingang ausschließlich unter der Woche fachmännisch zu trimmen. »Ihr kriegt das Ding sowieso nicht in Gang, und wenn, dann mäht ihr euch womöglich noch die Zehen ab. Und kein Notarzt, der einen eigenen Garten hat und auf ihn hält, ist an einem sonnigen Wochenende bereit, euch diese wieder anzunähen.«

Und somit war mir der Rasenmäher zu erb und eigen. Julchens Mutter, die mit ihrer Familie bereits ein Jahr länger das Landleben genießt und der ich mein Leid klagte, tröstete, das sei noch gar nichts. Ich solle erst einmal den Sommer abwarten:

Abgesehen davon, dass ab Ende Mai Kühe und Schafe in unserer unmittelbaren Nachbarschaft draußen auf den Weiden von früh bis spät muhten und blökten, würden wir obendrein während der Erntezeit bereits um fünf Uhr morgens durch ratternde Trecker und scheppernde Milchkannen aus dem Schlaf gerissen. Und der Mähdrescher mit seinem ungeheuren Getöse und schrillen Pfeiftönen würde uns den letzten Nerv rauben.

Und nach der Ernte würde gepflügt und geeggt, wobei eine vorbeifahrende Egge ungefähr einen Krach mache, als würde ein dutzend Geister unablässig mit ihren Ketten rasseln. Und gedüngt. Selbstverständlich mit Naturdünger, und man könne oft stundenlang kein Fenster öffnen.

Erst im Winter, da werde es wieder ruhiger. Bis auf den Schneepflug, und der räume sowieso nicht in unserer Privatstraße.

Und langsam dämmert es mir, dass unsere Flucht in die ländliche Idylle vielleicht doch ein wenig übereilt war.

Männer vom Umtausch ausgeschlossen

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