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Kraut gegen blauen Dunst

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Als ich aus der Stadt früher als beabsichtigt zurückkam, sah ich schon vom Gartentor aus meine älteste Tochter Zigaretten paffend in ihrem geöffneten Zimmerfenster hängen. Allerdings flog bei meinem unerwarteten Anblick der verbotene Glimmstängel im hohen Bogen nach draußen. Während ich die Treppe nach oben stieg, überlegte ich: Wenn ich es ihr verbiete, wird die Sache noch interessanter, und sie raucht heimlich weiter. Nichts fördert ein Laster so sehr wie ein mütterliches Verbot, und nichts macht mehr Spaß, als es zu ignorieren. Also grub ich aus dem reichen Schatz familiärer Schauergeschichten die vom Großvater aus, der sich ein chronisches Magenleiden holte, weil er nach dem Krieg Tabak im Garten anbaute und vor lauter Gier grün rauchte. Und ich berichtete dramatisch, wie ich auf der Straße Kippen sammelte, um ihm zum Geburtstag eine große Freude zu bereiten.

»Igitt«, schüttelte sie sich, »hat er die etwa geraucht?«

»Nee«, sagte ich, »die Oma hat sie zu seinem großen Leidwesen alle ins Klo geschüttet… aber er hätte, so süchtig war er.«

Auch der klassische Spruch: »Wer raucht, der trinkt« wurde ohne Schamröte von mir zitiert.

»Ja ja«, unterbrach mich da meine Tochter, »den Spruch kenne ich. Wer lügt, der klaut, wer raucht, der hascht, und so weiter«, leierte sie her. Aber sie rauche schließlich nur eine in der Pause und eine nach den Schularbeiten bei ihrer Freundin.

»Siehste«, sagte ich penetrant, »erst rauchst du eine, dann zwei, dann fünf oder noch mehr. Und schon bist du abhängig und suchst immer neue Anlässe, um dir eine anzustecken.«

»Nein«, sagte sie, »bei mir nicht!« Sie habe nämlich Charakter, und wenn sie nicht wolle, dann brauche sie auch nicht…

Ich gab nicht auf: »Dann besuche ich mit dir eine frühere Kollegin. Die sitzt mit fünfzig und Raucherbein im Rollstuhl, kann nicht mehr arbeiten und qualmt und qualmt.«

»Na ja«, sagte meine Tochter da nachdenklich, »vielleicht ist ihr jetzt sowieso alles egal. Aber mit fünfzig habe ich das Rauchen längst aufgegeben.«

Ich machte ihr einen Vorschlag: »Du bekommst pro zigarettenlose Woche drei Mark.« Blitzartig rechnete sie nach, und von Stund an war Rauchen für sie erledigt.

Zwei Monate später hatte sie sechs Pfund zugenommen. »Wie kommt denn das?«, fragte ich erstaunt.

»Na ja«, antwortete sie sauer, »von dem gesparten Geld kaufe ich immer Schokolade, damit ich besser über die Zigaretten wegkomme.«

Und während ich noch überlegte, dass mich das Nichtrauchen meiner Tochter auch noch neue Klamotten kosten würde, verliebte sie sich in einen Primaner, der auf schlanke Gazellen stand und Pfeife rauchte. »Dagegen«, fiel mir mein Mann in den Rücken, »ist – außer Tabak – leider kein Kraut gewachsen«, und er zog genüsslich an seiner Pfeife.

Männer vom Umtausch ausgeschlossen

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