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Kapitel 23

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„Was fangen wir denn so lange mit unserer Zeit an, während Franca in der Reha ist?“, fragte Cécile ein paar Tage nach ihren Wellnessbesuchen bei der Vorbereitung des Frühstücks in „Les Genets“. „Ich denke, es wäre unfair, wenn ich euch die Schönheiten der Provence ohne unsere italienische Freundin zeigte … Wo willst du denn hin?“

„Ich fahre schnell hinunter in die Boulangerie und hole uns ein paar ofenwarme Croissants. Mir ist heute so danach.“ Marie lief nach oben und kam mit ihrem Portemonnaie zurück. „Ich nehm mal schnell deinen Wagen, Julie, merci und salut. Ich bin gleich zurück.“

Zehn Minuten später stand sie völlig aufgelöst wieder in der Küche und knallte einen Flyer auf den Tisch.

„Und wo sind die Croissants?“ Die Freundinnen sahen sie gespannt an.

Marie machte eine abwehrende Handbewegung. „Ich habe etwas viel Besseres mitgebracht! Kennt ihr den Chansonnier Michel Sardou?“

„Was für eine Frage“, strahlte Cécile, „er war der Schwarm meiner Jugendtage.“

„Und meiner erst!“ Marie war ganz aus dem Häuschen.

„Ich habe auch für ihn geschwärmt“, pflichtete Julie verträumt bei.

„Und ich habe leider noch nie etwas von ihm gehört“, sagte Eleni bekümmert.

„Auch nicht von seinem populärsten Chanson ‚La maladie d’amour‘?“ Cécile summte leise die Melodie. ‚,Elle court, elle court, la maladie d’amour , das ist die Geschichte der Liebessehnsucht, die in die Herzen der Kinder von sieben bis siebzig rennt, ob sie nun blondes oder graues Haar haben.“

„Und wie sie gerannt ist, nicht wahr, Marie, die Liebessehnsucht. Auch Franca kann ein Lied davon singen.“ Julie lachte.

„Nur kein Neid“, sagte Marie spitz. „Mein Lieblingslied war und ist noch immer jenes von dem erwachsenen Kind, das seinen Eltern erklärt, dass es sie liebt, aber nun trotzdem gehen muss. Es fliegt sozusagen davon. Da kommen mir jedes Mal die Tränen … Mes chers parents, je vous aime, mais je pars, je vole … Apropos … das könnte man heute auch auf uns umdichten, die wir unsere großen Kinder verlassen haben, obwohl wir sie sehr lieben, aber in die Provence davongeflogen sind … ‚Mes chers enfants , ich liebe euch, aber ich muss gehen, ich fliege davon‘ … oder so ähnlich. Ach, bevor ich es vergesse, Michel Sardou tritt heute im Théâtre des Halles in Avignon zu einem Sonderkonzert auf. Was sagt ihr nun?“ Sie schaute die Freundinnen triumphierend an.

„Mädels, da fahren wir natürlich hin!“, rief Cécile begeistert und eilte zum Telefon, um besonders gute Plätze reservieren zu lassen.

„Himmel, was ziehe ich bloß an?“ Marie ließ sich in gespielter Verzweiflung auf die Bank am Tisch sinken.

„Du hast doch noch den schicken Hosenanzug, den du an deinem fünfundsechzigsten Geburtstag getragen hast“, versuchte Julie zu helfen.

„Das schon“, Marie schaute etwas ratlos drein, „nur dazu passen ausschließlich die nachtblauen Pumps mit den zehn Zentimeter hohen High Heels. Und das sind reine Sitzschuhe. Auf denen kann ich nur noch mit Hilfe gehen.“

„Nimm den Rollator von Franca mit“, schlug Eleni vor, während die anderen mit einem Lachkrampf kämpften.

„Spinnst du? Der passt doch farblich überhaupt nicht zu diesem Outfit!“

Julie stutzte einen Moment, dann sagte sie salbungsvoll und mit erhobenem Zeigefinger: „Das ist nun mal so, wenn man älter wird. Plötzlich werden Menschen, die unser Alter erreicht haben, krank, einige können nicht mehr auf hohen Hacken gehen, andere sterben sogar, und manche sieht auch nix mehr ohne Brille. Das muss man mit Haltung nehmen, du eitles Gänschen.“

„Ja doch“, Marie schaute die Freundin giftig an, „und andere hören nicht mehr so gut. Vergiss heute Abend nicht dein Hörgerät einzusetzen, du taubes Nüsschen, damit du auch wirklich alles von dem wunderbaren Sardou-Abend mitbekommst.“

„Ich freue mich auf jeden Fall ihn und seine Chansons endlich kennenzulernen, ihr albernen Hühnchen“, sagte Eleni zufrieden.

„Wo sind wir denn hier?“ Cécile erhob sich. „Doch nicht auf ‚unserer kleinen Farm‘ aus den Sechzigern. Wir sollten in Vorfreude auf den heutigen Abend einen Schluck trinken, ihr Zicken. Ich glaube, wir haben noch ein oder zwei kleine Fläschchen …“

„Piccolöchen!“, warf Marie aufgekratzt ein.

„… ‚Vin de champagne‘ im Kühlschrank“, vollendete Cécile ihren Satz.

Die Lavendelgang Gesamtausgabe

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