Читать книгу Die Katze, die nicht sterben wollte - Schweden-Krimi - Ингер Фриманссон - Страница 6

1. KAPITEL

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Die Straße war von einer Staubschicht bedeckt, von einem feinen Puder aus zermahlenem Schotter. Das gefiel ihm nicht, denn der Staub drang ihm in alle Poren und in die Nasenlöcher, setzte sich im Nasenschleim fest und trocknete ihn aus. Normalerweise wich er den Straßen aus, aber an zwei, drei Stellen war das nicht möglich, dort musste er eine Weile dem Straßenverlauf folgen. In den Straßengräben wuchsen Walderdbeeren, rotes Fruchtfleisch bedeckt von einer Schicht aus grauen Giften. In seinen Augen war es ein Verrat, von ihnen zu essen, man konnte krank davon werden, eine Geschwulst konnte sich in einem festsetzen, wild wuchern und einen umbringen.

Das war von der Natur so nicht gewollt. Die Natur hatte die Früchte der Erde zum Nutzen der Menschen erschaffen.

In der Ferne Motorengeräusche, ein dumpfes und wütendes Grollen, das lauter wurde. Er musste einen Schritt zurücktreten und blieb im Straßengraben stehen. Die Pflanzen schmiegten sich an seine Knöchel. Ein PKW, vermutlich ein japanisches Modell, er kannte sich mit den neuen Automarken nicht mehr so gut aus. Seit er mit den Autokennzeichen fertig war, hatte er jedes Interesse an Autos verloren. Er hatte mit 001 begonnen und sie in chronologischer Ordnung abgehakt, bis er schließlich 999 erreicht hatte. Damals war er in die umliegenden Ortschaften gegangen, hatte sich auf Parkplätzen herumgetrieben oder in die Nähe einer Autobahnauffahrt gesetzt und dort stundenlang mit seinem Block und den Stiften gehockt. Blaue Farbe für gerade Nummern, rote für ungerade. Fünf Jahre hatte es gedauert.

Danach war er im Wald geblieben.

Er blieb einen Moment stehen, schaute in beide Richtungen, lauschte und wartete den perfekten Augenblick ab, in dem der Abstand zu dem Wagen, der gerade vorbeigefahren war, und dem, der als Nächster kommen würde, exakt gleich lang war. Ganz genau konnte er ihn natürlich nicht bestimmen. Es war nur ein Gefühl, so als würden zwei Waagschalen regungslos auf gleicher Höhe verharren, Perfektion und Einklang. Einen Moment lang hielt er den Atem an und überquerte anschließend die Teerdecke mit acht langen Schritten.

Zwischen den Kiefernstämmen war es drückend heiß. Die Hitze fraß sich in seine Haut, presste Feuchtigkeit unter seinen Haaren hervor, seine Stirn glänzte und pochte. Plötzlich sah er seine Mutter vor sich und roch den Kartoffelgeruch in ihrer nassen, erdigen Schürze, sah sein Gesicht zwischen den Streifen vergraben und ihre Hand, die sich schwer um seinen Hinterkopf wölbte.

Nein, lass das, denk nicht.

Er musste die Katze und ihre Jungen suchen. Er hatte ihnen ein Nest in der Kommodenschublade eingerichtet, ohne dass es etwas genützt hätte. Am nächsten Morgen waren sie dennoch verschwunden. Drei Kätzchen lagen noch in den Lumpen, lebten aber nicht mehr. Die beiden anderen waren mit ihr verschwunden. Die Katze hatte sie im Maul davongetragen.

Die Katze, die nicht sterben wollte - Schweden-Krimi

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