Читать книгу Die Katze, die nicht sterben wollte - Schweden-Krimi - Ингер Фриманссон - Страница 9
4. KAPITEL
ОглавлениеKaarina war bei den Hühnern, es roch nach Eiern und altem Kot.
»Du hast mich erschreckt!«, sagte sie, aber ihre Stimme klang weich, nicht angespannt. Sie hatte ihn noch nie angeschrien.
»Wo ist Holger?«, fragte er.
Sie zeigte zum Haus.
»Was tust du?«
»Eier einsammeln.«
Er trat zu ihr hinein, die Luft war stickig. Spreu wirbelte im Lichtstreif.
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich die Eier einsammle«, kicherte sie.
»Ich weiß.«
Die Schwere ihrer Brüste, er hielt sie, wog sie in seiner Hand. Kaarina lehnte an der warmen Stallwand, ihre Hände, die Hitze stieg ihm bis in die Ohrenspitzen. Er schob den weichen Stoff der Kleider zur Seite, suchte und zog, hörte ihre keuchenden, kurzen Schreie und ihr Stöhnen. Als er an Holger dachte und das Geräusch seiner Holzschuhe innerlich heraufbeschwor, als er ganz intensiv daran dachte, dass Holgers sonnengebräuntes Gesicht über sie fiel wie ein Schatten, dass es kalt werden würde und alle Laute verstummten und erstickt würden . . .
Das dachte er und wurde steif, suchte und schob sich hinein.
In ihr brennend heißes, glühendes Versteck.
Er nahm den Weg über den Friedhof. Die Sonne stach ihm in den Nacken.
»Eines Tages werde ich fort sein, eines Tages wirst du allein sein.«
Jetzt war er allein.
Er hatte ihr einfach nicht zugehört. Seine Mutter hatte die Worte am Ende so oft wiederholt, dass sie schließlich ihre Bedeutung verloren hatten.
Er wusste, dass sie unter dem Stein lag, der ihren Namen trug. Sie hatte alles vorher geregelt. Zum Beispiel die Sache mit der Taube. Eine Taube aus Alabaster sollte auf der Grabsteinkante sitzen und ruhen, den Kopf unter den Flügel gesteckt.
»Dann kannst du dir immer vorstellen, das wäre ich. Sonst ist es vielleicht ein bisschen schwer zu verstehen.«
Der junge Pfarrer aus Stockholm meinte, solcher Krimskrams sei auf dem Friedhof verboten und dass es eine Verordnung gebe, die für alle schwedischen Friedhöfe gelte, eine Verordnung aus dem Ministerium für Kommunalverwaltung. Er bekam es dann mit Pfarrer Augustsson zu tun.
»Papperlapapp! Man kann eine Sondergenehmigung bekommen. Wenn eines unserer Gemeindemitglieder eine Alabastertaube haben möchte, dann soll es die Taube auch bekommen. Dagegen hat unser Herrgott bestimmt nichts einzuwenden.«
Die Taube hatte begonnen, eine etwas andere Farbe anzunehmen, war irgendwie schmutzig geworden. Er hatte begriffen, dass dies an der schmutzigen Luft liegen musste. Sie kam aus Deutschland, aus dem Ruhrgebiet. Er hatte stets eine Nagelbürste dabei und jedes Mal, wenn er ihr Grab besuchte, feuchtete er die Bürste an und schrubbte den Alabaster, bis ihm die Finger wehtaten.