Читать книгу Die Katze, die nicht sterben wollte - Schweden-Krimi - Ингер Фриманссон - Страница 7

2. KAPITEL

Оглавление

Die kleinen Kätzchen wuchsen schnell. Als sie noch kleiner waren, war alles einfacher gewesen. Er konnte noch wesentlich mehr bestimmen und sie mussten viel schlafen und gesäugt werden.

Mittlerweile machten sie kleine lustige Sprünge auf allen vieren. Es machte ihm Spaß ihnen zuzusehen und sie mit einer ausgerollten Kordel spielen zu lassen. Ihre Krallen waren warm und durchsichtig. Wenn er sie fest hielt, bissen sie ihn mit ihren rosa Gaumen in die Hand und hinterließen Milch und Haare.

Das eine hatte den gleichen hellen, grau getigerten Pelz wie die Katze, das andere war zerzaust und größer, aber dennoch etwas scheuer. Er hatte ihnen Namen gegeben, sie aber schon wieder vergessen. Ihm hatten sie es zu verdanken, dass sie auf der Welt waren. Aber die Katze hatte keine Ruhe, nahm ihre Jungen und verschwand. Tag für Tag musste er nach ihnen suchen, was ihn stresste und deprimierte.

Die Katze hatte er eines Abends vor vier Jahren bekommen. Damals arbeitete er für Holger, half ihm im Wald. Den ganzen Tag hatten sie mit ihren Motorsägen gearbeitet und das knatternde Geräusch hallte noch in seinem Kopf.

Es war der letzte Tag. Die Haut in seinen Handtellern war rissig und wund. Die Stiche der Kriebelmücken juckten überall. Holger parkte den Traktor und zog das Kuvert mit dem Geld aus der Tasche.

»Da wäre noch eine Sache«, sagte er und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.

Der Mann hatte etwas geahnt. Ein Schauer lief ihm über den Rücken und er musste plötzlich aufstoßen. Aber er stellte keine Fragen, sondern wartete nur.

Holger ging in den Schuppen und kehrte kurz darauf mit einer Schrotflinte zurück. Er rief zum Haus hinauf. Kaarina trat auf die Eingangstreppe hinaus, als hätte sie dort Wache gestanden. Im Arm hielt sie einen Schuhkarton, den sie mit äußerster Vorsicht trug, und ihr Gesicht war verschmiert und nass.

»Du kannst wieder reingehen!«, sagte Holger.

Daraufhin setzte sie den Karton auf der Erde ab, drehte sich um und lief hinein. Sie war korpulent und schwerfällig. Ihre plötzliche Schnelligkeit und die geschwollenen, geäderten Beine passten in seinen Augen nicht zusammen.

Holger reichte ihm die Waffe.

»Du weißt doch, wie man damit umgeht, oder? Du bist doch schon mit auf die Jagd gegangen.«

Er nickte. Es zog in seinen Hoden.

»Ich gehe jetzt rein!«, sagte Holger. »Du kannst sie hier abstellen. Lass einfach alles liegen, wenn du fertig bist. Lass den ganzen Mist liegen, ich kümmere mich darum, wenn du fertig bist.«

Ja. Das war jetzt vier Sommer her. Er hakte die Tage in seinem Kalender ab, malte sie mit dem Anilinstift aus. Die weißen Felder mit den Zahlen. Nummer acht im Juni.

Am Tag Nummer acht im Juni hob er den Deckel des Schuhkartons einen Spalt breit und hörte ein schwaches Maunzen. Nein, er wollte nicht mehr, wollte sie nicht sehen, nicht hören, den Karton sofort wieder schließen, aber eines der Tiere entwischte über den Rand.

Er hatte Angst, dass Holger es gesehen haben könnte, aber am Fenster rührte sich nichts, stattdessen hörte man gebrochene und gedämpfte Schreie. Er hörte auch Holger und das Poltern eines Stuhls, der umgeworfen wurde.

Das Kätzchen saß mit weit gespreizten Pfoten auf der Erde, das kleine platte Gesicht ihm regungslos zugewandt. Dann machte das Kätzchen einen Satz, schoss unter sein Hosenbein und bohrte die Krallen wie Heftzwecken in seine Wade. Breitbeinig und stumm stand er da. Aus dem Haus drang erneut ein Schrei der Frau.

Dann richtete er den Lauf der Flinte auf den Karton und drückte ab.

Er verließ den Hof zusammen mit dem Kätzchen, das sich an sein Bein klammerte. Es wuchs wie eine Rebe aus seiner Wade, er hatte einmal ein Bild einer solchen Rebe gesehen, von Trauben, die in einem Gewächshaus am Ufer des Vätterns gezogen wurden. Erst als er im Schutz der Bäume angelangt war, wagte er es, sich zu bücken und das Hosenbein hochzuziehen.

Es war ein hellgraues Kätzchen, verängstigt und warm. Das war sie. Das war die Katze. Und sie machte sein Zuhause zu ihrem.

Die Katze, die nicht sterben wollte - Schweden-Krimi

Подняться наверх