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8. Nachtrag 2016

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Viele berühmte Ökonomen bleiben arbeitsame und sogar produktive Wissenschaftler bis ins hohe Alter hinein. Aber auch in dieser Hinsicht treibt Ronald Coase es auf die Spitze, als er – gemeinsam mit dem Ko-Autor Ning Wang – im März 2012 im biblischen Alter von 101 Jahren ein aufsehenerregendes und ausgesprochen lesenswertes Buch über Chinas Reformprozess publiziert.[266]

Die Hauptthese des Buches besteht darin, dass Chinas Wandel zur Marktwirtschaft – entgegen zahlreicher Darstellungen – nicht auf eine Top-Down-Strategie der Kommunistischen Partei zurückzuführen ist, sondern stattdessen auf vier „marginalistische Revolutionen“, mit denen der Privatsektor von fesselnden Regulierungen befreit wurde. Diese Revolutionen betrafen den Agrarsektor, die Kommunalunternehmen, das Entstehen privater Unternehmen und schließlich die Einführung von experimentierfreudigen Sonderwirtschaftszonen. Die Pointe |166|dieses historischen Narrativs besteht darin, dass es nicht die strategische Weitsicht einer starken kommunistischen Führung war, die China ein welthistorisch einmaliges Wirtschaftswunder beschert hat, sondern vielmehr der politische Entschluss, entgegen der kommunistischen Ideologie schrittweise Rechtssicherheit und wirtschaftlichen Freiraum zu gewähren. Chinas Erfolg wird hier als ein Deregulierungs-Erfolg gedeutet, in den die Führung mehr oder weniger hineingestolpert ist, sobald sie damit anfing, partiell auf marktlichen Leistungswettbewerb zu setzen.

Im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit (insbesondere die Innovationsfähigkeit) Chinas bemängeln Coase und Wang, dass es dort bislang nicht gelungen sei, einen freien Markt für Ideen einzurichten. Sie sehen hierin die größte Hypothek für die Weiterentwicklung des Landes.

Abschließend hinzuweisen ist auf die autobiographische Auskunft des Nobelpreisträgers Ronald Coase[267], auf seine im gleichen Jahr veröffentlichte Aufsatzsammlung[268], auf den für 2016 angekündigten Kommentarband „The Elgar Companion to Ronald H. Coase“[269] sowie auf einen kurzen Aufsatz[270], der nachzeichnet, welche politischen Ansichten Coase vertreten hat.

Moderne Klassiker der Gesellschaftstheorie

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