Читать книгу Einmal morden ist nicht genug - Irene Scharenberg - Страница 10

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Kapitel 7

Pielkötter stand an Deck der Fähre und beobachtete, wie die Rampe hochgefahren wurde. Nachdenklich schaute er zu der Insel hinüber, die sich langsam entfernte. In den Wochen während seiner Reha auf Norderney hatte er so viel erlebt und jetzt freute er sich auf seine Familie und sein Zuhause. Seinen Vorgesetzten hatte er sofort nach dem Arzttermin über seine Rückkehr ins Polizeipräsidium informiert. Nun war noch sein Mitarbeiter Barnowski an der Reihe. Was der wohl dazu sagen würde, dass er bald wieder mit ihm zusammen seinen Dienst versehen würde? Hoffentlich verlief dieses Gespräch erfreulicher als das mit Marianne. Inzwischen versuchte er allerdings, sich nur an das zu erinnern, was ihm Hoffnung für die Zukunft gab.

Pielkötter saß schon im Zug nach Duisburg, als er die Nummer seines Untergebenen wählte. Barnowski saß offensichtlich an seinem Schreibtisch, denn er meldete sich sofort. »Barnowski, Kriminalpolizei Duisburg.«

»Pielkötter hier.« Er räusperte sich. »Es gibt Neuigkeiten.«

»Ich hoffe, die sind gut, Chef.« Barnowski versuchte, scherzhaft zu klingen, aber auf Pielkötter wirkte es eher angespannt.

»Zumindest nicht schlecht. Ich bin heute Morgen entlassen worden und werde wieder eingegliedert. Wie das genau aussehen wird, erfahre ich erst, nachdem ich beim Arzt in Duisburg war.«

»Ja ... also ... das freut mich natürlich für Sie«, brachte Barnowski mühsam hervor.

Pielkötters Finger drückten den Kugelschreiber, mit dem er ein Kreuzworträtsel gelöst hatte, als wolle er ihn zerquetschen. Etwas mehr Begeisterung hätte er sich schon von seinem Mitarbeiter gewünscht und nach den bisherigen Telefonaten hatte er das auch erwartet. Was war in Duisburg los? Hatte man Barnowski etwa in Aussicht gestellt, ihn zu befördern und ihm seinen Posten zu übertragen?

»Das kommt jetzt etwas überraschend«, fuhr Barnowski fort. »Nun ja, weil man mir gerade eine Verstärkung zugeteilt hat, habe ich ehrlich gesagt nicht mit Ihrer baldigen Rückkehr gerechnet.«

»Verstärkung?«, fragte Pielkötter irritiert.

»Ja, und zwar Nadine Schönling, unsere ehemalige Praktikantin.«

»Aha!«

»Nadine Schönling, die es in dem Fall Erwin Lützow geschafft hat, unserem oberknauserigen Lochhausner einen Durchsuchungsbeschluss abzutrotzen. Na ja, abtrotzen trifft die Sache vielleicht nicht ganz. Sie hat einmal nett gelächelt, ihm zwei entzückende Augenaufschläge gegönnt und schon lag ihr unser Herr Staatsanwalt zu Füßen.«

»Wenn ich hier auf Norderney jemanden garantiert nicht vermisst habe, dann ist das Lochhausner.«

»Das glaube ich Ihnen gerne. Ach ja, ich habe noch nicht erzählt, dass die Nadine es inzwischen zur Kommissaranwärterin gebracht hat.«

»So, so, die Nadine.« In Pielkötters Stimme war ein Hauch Ironie nicht zu überhören.

»Ich hab die ja schon damals während ihres Praktikums geduzt.«

»Aber nicht in meinem Beisein«, wandte Pielkötter ein. Bahnte sich da etwa was an, und Barnowski hatte Angst, er könnte bei seiner Rückkehr dazwischenfunken? Unwillkürlich schüttelte er den Kopf. Was malte er sich da aus? Barnowski war seit Langem in festen Händen. Sogar Heiratspläne standen im Raum, wenn er an ein Telefonat dachte, das er von Norderney aus mit seinem Mitarbeiter geführt hatte.

»Chef, jetzt machen Sie doch mal halblang«, erwiderte Barnowski, als hätte er seine Gedanken erraten. »Die Frau Schönling ist wirklich ganz schön clever, und ich war froh, dass man sie mir zur Unterstützung geschickt hat. Zumal ich nicht wissen konnte, ob Sie bald zurückkehren würden. Außerdem …« Abrupt stoppte Barnowski seinen Redefluss. »Aber eigentlich will ich mich jetzt nicht darüber auslassen, dass die Nadine viel zu spät in unsere Abteilung geschickt worden und das ja nun überflüssig ist ...«

»Sondern?«

»Also, ich freue mich wirklich, dass Sie zurückkommen.«

»Schon okay. Ich kann verstehen, dass Sie jetzt nicht mit dieser Nachricht gerechnet haben. Übrigens macht es durchaus Sinn, dass Nadine Schönling unser Team verstärkt, weil ich vorerst noch nicht voll einsatzfähig bin.«

»Im Moment gibt es zum Glück keinen neuen Fall.« Barnowskis Stimme klang inzwischen erleichtert. »Aktenaufarbeiten ist also angesagt.«

»Das kann sich schnell ändern«, erklärte Pielkötter. »Ich melde mich wieder nach dem Arztbesuch in Duisburg.«

Einmal morden ist nicht genug

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