Читать книгу Einmal morden ist nicht genug - Irene Scharenberg - Страница 5
ОглавлениеKapitel 2
Barnowski saß mit einem Morgenkaffee an seinem Schreibtisch und fuhr sich durch das volle schwarze Haar. Zuerst, als sein Chef dienstunfähig geworden war, hatte er überlegt, in Pielkötters wesentlich größeres Büro zu wechseln, aber als er die ersten persönlichen Sachen hinüberschaffen wollte, hatte ihn ein ungutes Gefühl davor zurückschrecken lassen. Er hatte das Bild von Gaby aus dem letzten Urlaub und seinen Ablagekorb, der statt aus Staatsbesitz aus einem Einrichtungshaus seines Vertrauens stammte, wieder an ihren alten Platz gestellt. Schließlich wollte er, auch wenn er sich das vor allzu langer Zeit nicht hätte träumen lassen, dass Pielkötter wieder zurückkam, Verstärkung durch Nadine Schönling hin oder her. Zweifellos war er mit der jungen Frau, die ihm nun endlich als Kommissaranwärterin zur Seite gestellt wurde, sehr gut zurechtgekommen, als sie während ihrer Ausbildung bei ihnen reingeschnuppert hatte. Allerdings würde sie Pielkötters Erfahrung nicht ersetzen können. Wo die Dame nur blieb? Eigentlich sollte sie um acht Uhr ihren Dienst antreten und nun zeigte die Uhr bereits achtundzwanzig nach. Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da klopfte es an seiner Tür.
»Ja, bitte!«, sagte er laut und fuhr sich schnell noch einmal durch das Haar.
Wenige Augenblicke später trat eine junge Frau ein, die er als Nadine Schönling erkannte, auch wenn sie sich sehr verändert hatte. Zu ihrem Vorteil, überlegte er, während er ihr ein strahlendes Lächeln schenkte. Dabei war sie schon vor ein paar Jahren recht attraktiv gewesen. Schmales Gesicht, hohe Wangenknochen und dann diese ausdrucksvollen braun-grünen Augen, die ihm aus einer modischen Oversize-Brille freundlich entgegenblickten. Das Schlaksige, an das er sich meinte erinnern zu können, war zugunsten von Rundungen an den richtigen Stellen verschwunden.
»Tut mir leid, dass ich so spät dran bin, Bernhard«, begrüßte sie ihn. »Der stellvertretende Polizeipräsident hat mich so lange aufgehalten. Übrigens, ich darf dich doch wohl noch beim Vornamen nennen? Auch wenn du jetzt noch etwas mehr mein Vorgesetzter bist als damals im Praktikum.«
»Klar, Mann!«, erwiderte er lachend, »ne, klar, Nadine, meine ich. Jedenfalls freue ich mich sehr, dass ich dich als Verstärkung bekomme.«
»Ich mich auch. Es ist meine erste Stelle als Anwärterin und da beruhigt es mich, dass ich den Laden hier schon ein wenig kenne.« Inzwischen stand sie vor seinem Schreibtisch und reichte ihm ihre Hand.
Barnowski schlug ein. »Auf gute Zusammenarbeit.«
»Gib es im Moment einen ungeklärten Mordfall, in den ich mich reinknien muss?«
»Nee, zum Glück nicht. Nur jede Menge Schreibkram, bei dem du mir helfen kannst.« Er stockte. »Allerdings kann sich das mit dem Mord schnell ändern.«
»Und an welchem Platz soll ich arbeiten?«
Barnowski zog die Stirn kurz in Falten. »Man hat dir also noch keinen Schreibtisch zugewiesen. Hm, Pielkötters Büro ist ja frei. Aber falls es dir lieber ist, stellen wir noch einen Schreibtisch hier bei mir unter. Wäre zwar etwas eng, aber wir rücken ja gerne zusammen.« Er lachte. »Außerdem weiß man nicht, ob Pielkötter vielleicht bald wiederkommt.«
»Ehrlich gesagt, wäre mir die beengte Variante lieber«, erwiderte sie. »Am Anfang habe ich bestimmt jede Menge Fragen und dann brauche ich nicht immer zu telefonieren oder zu dir zu laufen.«