Читать книгу Einmal morden ist nicht genug - Irene Scharenberg - Страница 12
ОглавлениеKapitel 9
Hanno saß im Palazzo im Duisburger CityPalais. Normalerweise aß er nicht gerne allein in einem Restaurant. Und er war auch kein Fan von gehobener Küche, also alles jenseits von Burger, Döner und Currywurst. Trotzdem mochte er das Palazzo, besonders wenn er einen Tisch hinter der großen Glasfront bekam, die den Blick auf die Einkaufspassage freigab. Hier zogen so viele Leute vorbei, dass es nie langweilig wurde, selbst wenn man in dem Lokal allein an seinem Glas nippte oder sich ein Pastagericht schmecken ließ. Allerdings ging Hanno nur selten allein aus. Er war eher ein geselliger Typ, aber heute hatte eigentlich nur Shopping auf seinem Programm gestanden. Die Idee, hier einzukehren, war ihm ganz spontan gekommen und keiner seiner Bekannten hatte kurzfristig Zeit gehabt.
Max hatte heute Spätdienst und anschließend angeblich etwas Wichtiges vor. Genaues hatte ihm sein Kumpel nicht verraten. Überhaupt benahm sich Max seit Kurzem irgendwie komisch. Ob er vielleicht etwas ahnte? Hanno starrte auf die beiden Einkaufstaschen, die neben ihm auf dem Sessel standen und stellte die mit den sündhaft teuren Schuhen auf den Boden. Quatsch, wie sollte er? Wahrscheinlich war Hanno im Moment nur etwas nervös. Er schaute zu dem großen Bild über der langen Theke. Die Farben gefielen ihm. Vor allem passten sie gut zu der dunkelrot gestrichenen Wand. Das alles hat italienischen Stil, überlegte er, dabei war er noch niemals in Italien gewesen. Nun, das konnte sich ändern, auch wenn er zunächst einmal eine Fernreise ins Auge fasste.
Der Kellner unterbrach seine Gedanken und servierte ihm einen Aperol Spritz. Hanno probierte diesen Drink zum ersten Mal, aber er konnte ihm nichts abgewinnen. Zum Essen bestellte er lieber wie üblich ein Bier. Er stellte das Glas hin und fischte einen Reisekatalog aus der Plastiktüte, die links neben ihm stand. Bevor er darin herumblättern konnte, erregten zwei hübsche junge Passantinnen seine Aufmerksamkeit. Die Jacke der Frau, die kaum einen halben Meter an ihm vorbeilief, stand weit offen und gab den Blick auf eine enorme Oberweite und einen extrem ausgeschnittenen Pullover frei. Als Ausgleich zu der nackten Haut, dem kurzen Rock und den dünnen Seidenstrümpfen trug sie dicke Winterstiefel. Hanno lächelte sie durch die Scheibe an, aber die Tusse reagierte nicht, obwohl sie ihn anscheinend bemerkt hatte. Nun, auf den Bahamas oder einer anderen Insel in der Karibik würde es sicher jede Menge Mädels geben, die sich gerne von ihm einladen ließen.
Mit einer trotzigen Miene nahm er den Prospekt in die Hand und blätterte darin herum. Die meisten Hotels gehörten zu einer Preisklasse, die er sich bisher niemals hatte leisten können. Er hatte nicht einmal gewagt, von einem Aufenthalt in ihnen zu träumen. Als der Kellner das Filetto Mare & Monte servierte, hatte er drei Seiten eingeknickt. Auf ihnen wurde für hochpreisige Unterkünfte geworben, die nun durchaus für ihn infrage kamen.