Читать книгу Einmal morden ist nicht genug - Irene Scharenberg - Страница 15
ОглавлениеKapitel 13
Barnowski saß seit einer Viertelstunde mit Nadine im Dienstwagen auf dem Parkplatz am Präsidium. Ihr Dienst war längst beendet, aber er verspürte nicht die geringste Lust, nach Hause zu gehen. Dort würde bestimmt dicke Luft herrschen. Wenn Gaby sich erst einmal was in den Kopf gesetzt hatte. Sie wollte den Trauschein unbedingt. Aber bitte nicht so. Er würde ihn sich nicht abtrotzen lassen. Wenn er schon in den Hafen der Ehe einschipperte, dann wollte er wirklich dahinterstehen und sich darauf freuen. Genau davon konnte im Moment keine Rede sein.
Er drehte sich zu Nadine um. »Hast du dich eigentlich ausdrücklich um die Stelle in Duisburg bemüht oder hat man dir keine andere Alternative angeboten?«
Sie lachte leise. »Nee, nee, ich bin freiwillig hier. Es gab noch andere Stellen, aber ich wollte unbedingt hierher.«
Barnowski wartete auf eine Begründung, aber Nadine blieb stumm. »Warum ausgerechnet Duisburg?«, fragte er nach einer Weile des Schweigens.
»Die Stadt ist besser als ihr Ruf«, antwortete sie und schien zu überlegen, wie sie das am besten ausdrücken konnte. »Sie hat einfach was. Oder besser alles auf einen Haufen: Kultur, Industrie und Natur. Dicht an dicht. Neulich habe ich in der Zeitung einen Artikel von unserem Oberbürgermeister gelesen. Duisburg ist überraschend anders, hat er erklärt, und dass der Kontrast von Industrie und Natur megaspannend sei. Damit hat er meiner Meinung nach vollkommen Recht.«
Barnowski trommelte mit den Fingern seiner Rechten auf dem Lenkrad herum. Ihn interessierte nicht im Geringsten, was Sören Link von sich gegeben hatte, er wollte etwas ganz anderes von seiner Kollegin hören.
»Wusstest du, dass die Stadt Zielpunkt der neuen Seidenstraße ist, auf der China mehrmals pro Woche Waren für Europa per Bahn zum Verteilort Duisburg transportiert?«
Barnowski brummte etwas Unverständliches, was normalerweise eher zu Pielkötter passte. Warum fiel Nadine nichts Besseres ein als China? Weiter weg ging es wohl nicht. Er wollte ... ja, was eigentlich? Aufmerksamkeit, zumindest ein paar verbale Streicheleinheiten.
»Aber am besten gefallen mir hier die Menschen«, fuhr sie fort.
Schon besser, dachte Barnowski.
»Diese Offenheit. Man gehört gleich dazu.«
»Auch auf dem Präsidium?«, fragte er, um noch Weiteres aus ihr herauszukitzeln, aber statt einer Antwort lachte sie nur. Warum waren Frauen so kompliziert? Weshalb drückte sie nicht einfach aus, wie sehr sie ihn als Kollegen schätzte und dass sie lieber wieder mit ihm zusammenarbeiten wollte als mit einem anderen.
»Ich muss los«, erklärte Nadine, »sonst bekomme ich diese Nacht wieder so wenig Schlaf wie gestern.«
Was hieß das? Gestern hatten sie doch ganz pünktlich Feierabend gemacht? Hatte sie etwa einen Freund, von dem er nichts wusste? Nachdenklich fuhr er sich durch das Haar. Komm runter von dem Trip, rief er sich zur Ordnung. Im Prinzip ging ihn das überhaupt nichts an. Im Prinzip.