Читать книгу Einmal morden ist nicht genug - Irene Scharenberg - Страница 13

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Kapitel 11

Pielkötter fühlte sich leicht benommen, was sicher nicht nur an zwei Gläsern Bier und dem Whisky nach dem Essen lag. Im Moment strömte einfach zu viel auf ihn ein. Heute Morgen noch war er auf Norderney gewesen und nun saß er in seinem Reihenhaus im Duisburger Norden mit seiner Familie und Jan Hendriks neuem Freund zusammen. Mühsam versuchte er, ein Gähnen zu unterdrücken. Er hatte sich natürlich sehr über die hübsche Collage aus Fotografien mit Motiven vom Hafen, Tiger & Turtle und Landschaftspark seines Sohns gefreut, die ihn an seiner Haustür empfangen hatte, besonders über den Titel »Herzlich willkommen in Duisburg«. Auch hatte ihn sehr gerührt, dass Marianne sein Lieblingsessen, Semmelknödel mit Rotkohl, gekocht hatte. Inzwischen jedoch war er einfach nur müde. Zudem zerrte Thilo Baumgartner, Jan Hendriks neuer Lebenspartner an seinen Nerven. Das lag nicht nur daran, dass er heute Abend einfach lieber nur vertraute Menschen um sich gehabt hätte, sondern an dessen etwas unsensibler Art. Schon nach wenigen Minuten hatte er gut verstanden, warum Marianne sich nach dem ersten Treffen ziemlich schockiert über Thilo geäußert hatte. Sein Sohn hatte bereits mehrere Male signalisiert, dass sie besser aufbrechen sollten, aber Baumgartner hatte überhaupt nicht darauf reagiert.

»Ich bin so froh, dass sich alles zum Guten gewendet hat«, erklärte Jan Hendrik zum zweiten Mal an diesem Abend. »Mutter hat die OP prima überstanden, und für dich gibt es hoffnungsvolle Perspektiven, dass du deine Arbeit wieder aufnehmen kannst«, wandte er sich direkt an ihn. »Und jetzt habt ihr etwas Ruhe verdient und ...«

Baumgartner ließ ihn nicht ausreden. »Ja, darauf trinken wir«, posaunte er. Ehe jemand etwas erwidern konnte, ergriff er die Whiskyflasche und schickte sich an, alle Gläser zu füllen.

»Für mich bitte nicht, ich bin jetzt schon etwas hinüber«, protestierte Pielkötter und warf ihm einen missbilligenden Blick zu.

»Und ich muss noch fahren«, erklärte Jan Hendrik. »Außerdem sollten wir jetzt endlich gehen.«

»Aber Sie geben mir doch wohl keinen Korb?« Thilo fixierte Marianne.

»Ich mag keinen Whisky«, antwortete sie, und Pielkötter glaubte herauszuhören, dass sie Thilos Art nicht mochte.

Wie anders dagegen war Jan Hendriks erster Lebenspartner Sebastian gewesen. Bei ihren gemeinsamen Treffen hatte er sich wohlgefühlt, nachdem er seine anfänglichen Vorurteile endlich abgebaut hatte. Marianne hatte Sebastian ja von Anfang an gemocht. Warum nur hatte er sterben müssen, weil er sich für eine gute Sache eingesetzt hatte, während dieser Fatzke ...?

»Ich habe einen sehr anstrengenden Tag hinter mir und ich muss jetzt ins Bett«, verkündete Pielkötter. »Es tut mir leid, aber ihr müsst den restlichen Abend ohne mich verbringen.« Nachdem er das ausgesprochen hatte, fühlte er sich hin und her gerissen. Einerseits empfand er es als total richtig, diesen aufdringlichen Thilo in die Schranken zu weisen, andererseits hätte er sich einen netteren Abschied von Marianne und Jan Hendrik gewünscht. Vielleicht hätte er seine Frau sogar noch dazu überreden können, diese erste Nacht im eigenen Bett gemeinsam zu verbringen.

»Wir wollten gerade aufbrechen«, erklärte Jan Hendrik, wobei er sich einen wütenden Blick seines Partners einfing.

»Und ich schließe mich an«, sagte Marianne.

Mist, dachte Pielkötter. Den Ausklang dieses Abends hatte er sich wirklich anders vorgestellt. Okay, er konnte gut nachvollziehen, warum sein Sohn sich aus Selbstschutz mit einem Typen abgab, der so gar keine Ähnlichkeit mit seinem ermordeten Lebenspartner hatte. Wahrscheinlich hatte er unbewusst Angst, sich mit jemanden einzulassen, der ihm genauso weh tun konnte wie Sebastian. Pielkötter sah allerdings nicht ein, warum er darunter leiden sollte.

Einmal morden ist nicht genug

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