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1. Kapitel: Gott, der einzige Gott

1.

Billig ist es, das erste und wichtigste Kapitel mit Gott dem Schöpfer zu beginnen, der Himmel und Erde gemacht hat und alles, was in ihnen ist; mit ihm, den jene gotteslästerlich als eine Frucht des Hysterema bezeichnen. Wir wollen zeigen, daß weder über ihm etwas ist, noch nach ihm, daß er nicht von jemand angetrieben, sondern nach seinem Ratschluß und freien Willen alles gemacht hat, da er allein Gott ist, allein Herr, allein Schöpfer, allein Vater, allein in sich alles enthaltend und für alles die Ursache des Daseins.

2.

Wie könnte über ihm ein andres Pleroma, oder ein andrer Anfang, eine andre Macht, ein andrer Gott sein, da doch Gott als die Fülle all dieser Dinge in seiner Unendlichkeit sie alle umfassen muß und von niemand umfaßt werden kann! Sollte aber etwas außer ihm sein, dann ist er nicht mehr die Fülle aller Dinge, noch umfaßt er alles. Dem Pleroma oder dem über alles erhabenen Gott wird nämlich das fehlen, was außer ihm sein soll. Wenn aber etwas fehlt oder jemandem genommen ist, dann ist dies schon nicht mehr das Pleroma oder die Fülle. Auch eine Grenze, Mitte und Ende wird es an denen haben, die außer ihm sind. Wenn es aber dort aufhört, wo etwas unter ihm ist, dann wird es dort anfangen, wo etwas über ihm ist. Ebenso müßte er auch von den übrigen Seiten notwendigerweise dasselbe erleiden und von dem, was außer ihm ist, umklammert, begrenzt und eingeschlossen werden; denn das, was nach unten begrenzt, die Grenze bildet, umschließt und umgibt den, der begrenzt wird. Ebenso ist wiederum nach ihnen der Allvater, den sie auch den Vorseienden und Voranfang nennen, samt ihrem Pleroma und der gute Gott des Markion in irgend etwas enthalten und eingeschlossen und von außen von irgend einer Macht umgeben, die notwendigerweise größer ist als er. Was nämlich umschließt, ist größer als das Umschlossene; was aber größer ist, ist auch als Herr stärker und mächtiger; was aber größer und stärker und mächtiger ist, das muß Gott sein.

3.

Da nämlich nach ihrer Ansicht noch etwas anderes existiert, das außerhalb des Pleroma sein soll, wohinein die obere Kraft bei ihrer Irrfahrt hinabgestiegen sein soll, so ist nur zweierlei möglich: Entweder schließt das Äußere ein und das Pleroma wird umschlossen. Sonst würde es nicht außerhalb des Pleroma sein. Wenn nämlich außerhalb des Pleroma noch etwas existiert, dann muß in seinem Innern das Pleroma enthalten sein, und das Pleroma wird von ihm umschlossen. Unter dem Pleroma aber verstehen sie den ersten Gott. Oder das Pleroma und das Andere sind von einander in unendlicher Entfernung getrennt. Dann aber muß noch ein Drittes existieren, welches das Pleroma und das Andere in unendlicher Entfernung auseinander hält. Dieses Dritte wird dann die beiden andern umgrenzen und umfassen und muß also größer sein als jene, da es die beiden wie in seinem Schoße enthält, und dann geht das mit dem Umfassen und Umfaßtwerden so ins Unendliche weiter. Denn wenn dieses Dritte bei dem Oberen beginnt und bei dem Unteren aufhört, dann muß es auch von den Seiten begrenzt werden und bei etwas anderem anfangen und aufhören, und das oben wie das unten wird wieder irgendwo seinen Anfang und sein Ende haben müssen und so fort ins Unendliche, so dass ihre Spekulation niemals stehen bleibt bei dem einen Gott, sondern immer weiter sich von dem wahren Gott entfernt und aus diesem Anlaß sich in das Nichtseiende verliert, indem mehr gesucht wurde, als wirklich ist.

4.

Ähnlich läßt sich das Gesagte auch auf die Markioniten anwenden. Denn seine beiden Götter müssen auch von einem unendlichen Zwischenräume umfaßt und begrenzt werden, der beide von einander trennt. So ist man gezwungen, nach jeder Richtung viele Götter anzunehmen, die in unendlicher Entfernung von einander abstehen und sich gegenseitig begrenzen. Mit demselben Rechte, wie sie behaupten, daß über dem Schöpfer des Himmels und der Erde noch ein Pleroma oder Gott sei, kann man über dem einen Pleroma noch ein anderes und wieder anderes errichten, und über dem einen Bythos noch ein anderes und ebenso zu seinen Seiten; und so geht das ins Unendliche weiter, und immer andere Pleromata und andere Bythos ist man gezwungen zu erdenken und darf niemals haltmachen, sondern immer andere noch suchen außer den schon erwähnten. Auch wird es ungewiß sein, ob das, was wir unten nennen, auch unten ist und nicht vielmehr oben, und umgekehrt ob das, was wir oben nennen, oben oder unten ist. Und keine festen Grenzen gibt es für unser Denken, und notwendig schweift es ab in unendliche Welten und unbegrenzte Götter.

5.

Unter diesen Voraussetzungen müßte jeder Gott mit dem Seinigen zufrieden sein und dürfte sich nicht neugierig um die andern kümmern. Sonst würde er ungerecht und habgierig werden und damit aufhören, Gott zu sein. Jede Schöpfung wird dann ihren Schöpfer verherrlichen, mit ihm zufrieden sein und einen andern nicht anerkennen. Andernfalls würde sie als abtrünnig gerechtesterweise von allen gerichtet werden und die geziemende Strafe empfangen. Denn entweder muß einer sein, der alles umfaßt und in seinem Gebiete alles nach seinem Willen gemacht hat, — oder es gibt viele und unbestimmte Schöpfer und Götter, die sich nach allen Richtungen gegenseitig begrenzen, und alle andern werden von außen wieder von einem andern, und zwar großem umfaßt; und dann muß man bekennen, daß jeder von ihnen in seinem Gebiet gleichsam eingeschlossen verbleibt, sodaß keiner von diesen Gott über alles ist. Wenn also jeder von ihnen im Vergleich zu den übrigen nur einen ganz winzigen Teil beherrscht, dann gebührt keinem mehr das Prädikat allmächtig, und so führt die Spekulation notwendig in den Abgrund der Gottlosigkeit.

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