Читать книгу Fünf Bücher gegen die Häresien - Irenäus von Lyon - Страница 55

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4. Kapitel: Zurückweisung des Bythos und des Fehltrittes

1.

Zu erklären bleibt also, warum Gott gerade diese Ordnung gewollt hat, aber nicht darf man die Schöpfung einem andern zuschreiben. Gott hat alles im voraus so vorbereitet, wie es geworden ist, müssen wir sagen, aber nicht dürfen wir uns einen Schatten und eine Leere dafür zurechtlegen. Übrigens wird man fragen: Woher die Leere? Soll sie etwa von dem Allvater und Erzeuger auch hervorgebracht sein, oder ist sie ihm an Ehre gleich und stammverwandt mit den übrigen Äonen, oder vielleicht noch älter als sie? Ist sie aber von ihm hervorgebracht, dann muß sie ihrem Erzeuger und den andern ähnlich sein, mit denen sie hervorgebracht wurde. Dann muß ohne Widerrede ihr Bythos samt der Sige dem Leeren ähnlich, d. h. selbst leer sein, und ebenso müssen auch die übrigen Äonen, da sie die Brüder der Leere sind, eine leere Wesenheit haben. Ist sie aber nicht hervorgebracht, dann ist sie von sich selbst geboren und erzeugt und der Zeit nach ebenbürtig ihrem Bythos, dem Allvater. Demnach muß ihre Leere von derselben Natur und Würde sein wie ihr Allvater. Entweder ist sie erzeugt von einem andern, oder sie ist von sich selbst erzeugt und geboren. Ist aber die Leere erzeugt, dann ist leer ihr Erzeuger Valentinus, leer seine Nachfolger. Ist sie aber nicht hervorgebracht, sondern von sich selbst geboren, dann ist die Leere ähnlich und verbrüdert mit dem von Valentinus verkündeten Vater und der gleichen Ehre wert, älter aber und ursprünglicher und verehrungswürdiger als die übrigen Äonen, selbst des Ptolemäus und Herakleon und aller andern, die dasselbe glauben.

2.

Sollten sie nun, hierdurch in die Eng« getrieben, zugeben, daß der Allvater alles umfasse und daß außerhalb des Pleroma nichts mehr sei — es müßte ja sonst durchaus von einem größeren umgrenzt und umschrieben werden — und das „Innerhalb“ und „Außerhalb“ sei nur gesagt wegen der Unkenntnis und Unwissenheit, nicht aber wegen örtlicher Verschiedenheit, in dem Pleroma aber oder in dem vom Vater umfaßten Raum sei von dem Demiurgen oder von den Engeln all das gemacht, wovon wir Kenntnis hätten, und das werde von der unaussprechlichen Größe umfaßt, wie das Zentrum in einem Kreise oder in der Tunika ein Flecken — so ergibt sich zunächst die Frage: Was muß das für ein Bythos sein, der da zuläßt, daß in seinem Schöße ein Flecken entsteht, und gestattet, daß in seinem Gebiete ein anderer als sein Geist etwas schafft und hervorbringt? Dadurch würde das ganze Pleroma als unwissend hingestellt, da es doch von vornherein den Fehltritt samt den aus ihm entstehenden Folgen hätte verhindern können und nicht dulden durfte, daß in Unwissenheit und Leidenschaft und Irrtum die Schöpfung geschah. Denn wer nachher den Fehler verbessert und ihn wie einen Flecken austilgt, der müßte doch viel eher gleich anfangs darauf achtgeben können, daß in seinem Gebiet kein Fehler vorkommt. Hat er im Anfang zugestanden, daß die Schöpfung so ausfiel, wie sie ausgefallen ist, so mußte das auch für immer so bleiben. Wenn etwas gleich im Anfang nicht verbessert werden kann, wie soll das später geschehen können? Oder wenn die Menschen zur Vollkommenheit berufen sein sollen, wie können dann ihre Urheber, von denen sie gemacht sein sollen, der Demiurg und die Engel, in Unvollkommenheit sein? Und wenn der Allgütige am Ende der Zeiten sich der Menschen erbarmt und ihnen die Vollkommenheit verleiht, dann hätte er sich doch zuerst derer erbarmen müssen, die den Menschen gemacht haben, und denen die Vollkommenheit geben müssen. So wäre dann das Erbarmen auf die Menschen übergegangen, und sie wären aus Unvollkommenen Vollkommene geworden. Wenn er also ihres Werkes sich erbarmte, dann hätte er sich zunächst ihrer erbarmen müssen und nicht zulassen dürfen, daß sie in solche Verblendung gerieten.

3.

Zerfallen muß aber auch ihre Lehre vom Schatten und dem Leeren, worin diese Schöpfung geschehen sein soll, wenn sie in dem Gebiet des Vaters erfolgte. Wenn sie nämlich ihr väterliches Licht als ein solches betrachten, das alles umfassen kann, was in ihm ist, und alles erleuchten, wie kann denn Leere und Schatten in dem sein, was von dem Pleroma und dem Lichte des Vaters umfaßt wird? Sie müßten dann doch den Ort innerhalb des Urvaters oder des Pleroma aufweisen, der von niemand erleuchtet oder besetzt war, in welchem die Engel oder der Demiurg die von ihm beliebte Schöpfung hätte vornehmen können. Nicht klein kann der Ort sein, an dem eine so große und so wunderbare Schöpfung gemacht wurde. Notwendig also machen sie den gesamten Raum innerhalb des Pleroma und ihres Vaters zu einer formlosen und finstern Leere, in der das geschaffen wurde, was geschaffen ist. Einen Tadel muß auch das Licht ihres Vaters erhalten, weil es nicht einmal das, was in ihm war, erleuchten und anfüllen konnte. Und schließlich, wenn sie dies als eine Frucht eines Fehltritts und ein Werk des Irrtums bezeichnen, dann bringen sie den Fehltritt und Irrtum in das Pleroma und in den Schoß des Vaters hinein.

Fünf Bücher gegen die Häresien

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