Читать книгу Fünf Bücher gegen die Häresien - Irenäus von Lyon - Страница 57
Оглавление6. Kapitel: Gott konnte den Engeln nicht verborgen bleiben
1.
Wie aber konnte den Engeln oder dem Demiurgen der oberste Gott unbekannt bleiben, wenn sie in seinem Gebiete sich befanden, seine Geschöpfe waren und von ihm umfaßt wurden? Unsichtbar zwar konnte er ihnen wegen seiner Erhabenheit bleiben, aber unbekannt auf keinen Fall wegen seiner Vorsehung. Denn wenn sie auch infolge ihrer Abstammung sehr weit von ihm entfernt waren, wie jene lehren, so mußten sie dennoch ihren Herrn erkennen, wenn seine Herrschaft sich über alle erstrecken sollte, und ihn als ihren Schöpfer und Herrn des Weltalls anerkennen. Denn da sein unsichtbares Wesen wirkt, so gestattet es allen ein geistiges Fühlen und Verstehen von seiner machtvollen, ja allmächtigen Erhabenheit. Denn wenn auch „niemand den Vater kennt als der Sohn, und niemand den Sohn als der Vater und die, denen es der Sohn offenbart hat“148 , so erkennen doch das Dasein eines Gottes und höchsten Herrn alle, wenn der ihren Seelen eingegossene Verstand149 sie treibt und es ihnen offenbart.
2.
Folglich ist dem Namen des Allerhöchsten und Allmächtigen alles unterworfen, und alle Geister und Dämonen und die gesamte Unterwelt flohen bei der Anrufung seines Namens noch vor der Ankunft unseres Herrn von den Menschen; nicht als ob die Geister auf der Erde und die Dämonen ihn gesehen hätten, sondern weil sie wußten, daß ein über alles erhabener Gott existiert, vor dessen Namen sie zitterten und die gesamte Schöpfung und die Herrschaften und Mächte und alle ihm unterworfene Kraft erzittern. Oder erkennen etwa die, welche unter der Herrschaft der Römer stehen, obwohl sie niemals den Kaiser gesehen haben, sondern durch Land und Meer weit von ihm getrennt sind, aus seiner Herrschaft nicht den, der die höchste Oberherrschaft führt? Die Engel aber, die über uns stehen, oder ihr sogenannter Demiurg, die sollten den Allmächtigen nicht erkennen, wo bei seinem Namen das dumme Vieh zittert und flieht! Freilich haben auch die Tiere ihn sieht gesehen, aber dennoch sind sie alle dem Namen unseres Herrn unterworfen und dessen, der alles durch sein Wort gemacht und erschaffen hat, da es außer ihm keinen andern Weltenschöpfer gibt. Deswegen treiben die Juden bis auf den heutigen Tag durch eben denselben Namen die Dämonen aus, da alle den Namen ihres Schöpfers fürchten.
3.
Wenn sie also nicht wollen, daß ihre Engel unverständiger sind als das dumme Vieh, dann werden sie einsehen, daß diese notwendigerweise seine Macht und Herrschaft kannten, wenn sie auch den allerhöchsten Gott nicht gesehen haben. Offenbar ist es lächerlich, wenn sie behaupten, daß jene, die auf der Erde weilen, ihren allerhöchsten Gott kennen, den sie nicht gesehen haben, dem aber, der nach ihrer Lehre sie und die gesamte Welt erschaffen hat, obgleich er ganz erhaben über alle Himmel ist, nicht gestatten, daß er das weiß, was sie wissen, die Erdenwürmlein. Oder ihr Bythos müßte gerade unter der Erde in der Hölle sein, weswegen sie ihn auch eher erkannten, als die Engel in der Höhe! So verrückt sind sie geworden, daß sie ihren Demiurgen verrückt sein lassen. Wahrhaft erbarmungswürdige Verrücktheit, zu behaupten, daß er weder ihre Mutter erkannt hat, noch ihren Samen, noch das Pleroma der Äonen, noch den Urvater, noch die Wesenheit der von ihm erschaffenen Dinge, sondern daß nur die Abbilder von den Dingen im Pleroma zur Ehre der Oberen erschaffen wurden, indem der Erlöser heimlich wirkte!