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Isaak und Rebekka

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Genesis 24

Jahre vergingen.

Abraham war nun hoch betagt.

Und auch sein Sohn Isaak

war inzwischen bereits vierzig Jahre.

Aber er hatte noch keine Frau.25,20

Da bat Abraham seinen ältesten Knecht,

dem er am meisten vertraute:

„Mach dich auf und suche

für meinen Sohn Isaak eine Frau!

Aber schwöre mir bei Gott,

dass du keine von den Frauen wählst,

die hier in Land Kanaan wohnen.

Sondern zieh in meine Heimat

zu meinen Verwandten nach Haran.

Dort wirst du die Frau finden,

die Gott für Isaak bestimmt hat.“

„Wenn aber die Frau nicht mitgeht?“

„Gott wird dich führen“, sagte Abraham.

„Wie er mich geführt hat,

so wird sein Engel auch vor dir hergehen

und dir die richtige Frau zeigen.“24,2ff

Da nahm der Knecht

zehn Kamele mit sich,

mit reichen Geschenken beladen,

und machte sich auf den Weg.

Wochenlang war er unterwegs,

bis er Haran erreichte.

Es war gegen Abend,

≠als er dort ankam.

So wartete er draußen am Brunnen,

bis die Frauen aus der Stadt kamen,

um Wasser zu schöpfen.24,10f

„Ach Herr!“, betete er.

„Lass es mir heute gelingen!

Sieh, ich stehe hier am Brunnen.

Gleich kommen die Frauen,

um Wasser zu schöpfen.

Wenn ich eine von ihnen bitte:

Gib mir zu trinken!,

und wenn diese dann sagt:

Ja, trink nur!

Ich will deine Kamele auch tränken,

dann weiß ich: Das ist die Frau,

die du für Isaak bestimmt hast.“24,14ff

Doch als er noch betete,

sah er am Brunnen ein Mädchen,

jung und schön.

Der Knecht ging auf sie zu und bat:

„Lass mich ein wenig Wasser

aus deinem Krug trinken!“

„Ja, trink nur!“, sagte das Mädchen.

„Ich will deine Kamele auch tränken.“

Sogleich nahm sie den Krug

von der Schulter

und gab ihm zu trinken.

Dann eilte sie zu den Kamelen

und goss Wasser in ihren Trog.

Danach lief sie wieder zum Brunnen,

füllte den Krug noch einmal

und danach noch einmal,

bis alle Kamele genug hatten.

Der Knecht aber sah ihr staunend zu.

Nun war er gewiss:

Dies war die Frau,

die Gott für Isaak bestimmt hatte.24,15ff

Darauf gab er dem Mädchen

einen Stirnreif aus Gold

und zwei goldene Armreifen.

„Sag“, fragte er sie, „wie heißt du?

Und wie heißt dein Vater?

Habt ihr auch einen Schlafplatz

für mich und meine Begleiter?“

„Ich heiße Rebekka“, antwortete sie,

„und bin Betuëls Tochter.

Bei uns gibt es für alle Platz

und auch genug Stroh und Futter

für eure Kamele.“24,22ff

Da staunte der Knecht noch viel mehr.

Denn Betuël war mit Abraham verwandt.

„Gelobt sei Gott!“, rief er froh.

„Der Gott Abrahams, meines Herrn,

hat seine Güte nicht von mir gewandt.

Er ist es, der mich zu euch geführt hat.“

Rebekka aber lief nach Hause

und meldete allen:

„Draußen am Brunnen steht ein Mann.

Der kommt von Abraham,

unserem Verwandten.

Er fragt, ob er bei uns übernachten kann.“24,27f

Als aber Laban, ihr Bruder,

den goldenen Stirnreif sah

und hörte, was Rebekka erzählte,

lief er sofort zum Brunnen hinaus,

um den Fremden zu begrüßen.

„Sei willkommen!“, rief er ihm entgegen.

„Warum stehst du noch draußen?

Komm herein! Ich lade dich ein.

Es steht alles für dich bereit.“

Danach führte er ihn in sein Haus,

reichte ihm Wasser für die Füße

und setzte ihm ein festliches Mahl vor.24,30ff

Aber der Knecht wollte nichts essen.

Er bat: „Hört mich erst an!

Ich bin im Auftrag Abrahams hier.

Gott hat meinen Herrn reich gesegnet.

Dazu hat Sara ihm in hohem Alter

noch einen Sohn geschenkt.

Ihm hat er alle seine Güter vererbt.

Nun bin ich hier, um für Isaak,

seinen Sohn, eine Frau zu suchen.

Aber Gott hat sie schon ausgewählt:

eure Rebekka!“24,33ff

Danach erzählte Abrahams Knecht,

wie Gott ihn zu Rebekka geführt hatte.

Da staunten alle, die es hörten.

Und sie riefen:

„Das kommt von Gott!

Wie Gott will, so soll es geschehen:

Isaak soll unsere Rebekka bekommen.“

Der Knecht aber verneigte sich still

vor seinem Gott, der es so gefügt hatte.

Dann holte er seine Schätze hervor,

und gab sie Rebekka

und auch Rebekkas Mutter und Bruder:

goldene und silberne Ketten

und Kleider aus kostbarem Stoff.

Danach feierten sie miteinander

und aßen und tranken

bis tief in die Nacht.24,42ff

Am nächsten Morgen aber

stand Abrahams Knecht früh auf,

sattelte seine Kamele

und machte sich mit seinen Männern

zur Heimreise bereit.

„Bleib noch ein paar Tage hier!“,

baten ihn Rebekkas Bruder und Mutter.

„Lass dem Mädchen noch Zeit,

von allen Abschied zu nehmen!“

Er aber bat: „Haltet mich nicht zurück!

Denn Gott hat Gnade

zu meiner Reise gegeben.“24,54ff

Da fragten sie Rebekka:

„Willst du mit diesem Mann ziehen?“

„Ja, ich will es“, sagte Rebekka.

Da gaben sie Rebekka

feierlich ihren Segen.24,58ff

„Du unsere Schwester“, sprach Laban,

„wachse und werde

viel tausendmal tausend.

Deine Nachkommen mögen

sicher in dem Land wohnen,

in das du jetzt ziehst.“24,60

So machte sich Rebekka

mit Abrahams Knecht auf den Weg,

begleitet von ihren Mägden.

Nach vielen Wochen

waren sie endlich am Ziel.24,60f

Da sahen sie schon

von ferne Isaak kommen.

Er hatte gerade sein Zelt verlassen,

um sein Abendgebet

unter freiem Himmel zu sprechen.

„Wer ist das?“, fragte Rebekka.

„Das ist Isaak!“, antwortete der Knecht.

Schnell stieg Rebekka vom Kamel

und zog den Schleier über ihr Gesicht.

Der Knecht aber eilte auf Isaak zu.

Voller Freude berichtete er ihm,

wie Gott ihn zu Rebekka geführt hatte.24,62ff

Da glaubte auch Isaak:

Rebekka war die Frau,

die Gott für ihn bestimmt hatte.

Voller Freude führte er sie

ins Zelt seiner Mutter

und gewann sie sehr lieb.24,67

So wurde Rebekka Isaaks Frau.

Von ihr stammt das Volk ab,

das Gott vor allen Völkern erwählt hat.

Mit dieser Erzählung leitet die Geschichte der Erzväter zu Isaak über.

Im Vergleich zu den umfangreichen Überlieferungen über Abraham und Jakob tritt seine Person auffällig zurück. Selbst in dieser ersten Erzählung steht gar nicht Isaak im Zentrum, sondern Rebekka, seine künftige Frau, die, ähnlich wie einst Abraham, ihre Familie verlässt und in eine unbekannte Zukunft aufbricht. Aber anders als Abraham hat Rebekka kein ausdrückliches Wort Gottes, das sie auf den Weg ruft, sondern es ist Gottes verborgene Führung, die diese menschlich so anrührende und ungewöhnlich breit entfaltete Erzählung als Teil göttlicher Heilsgeschichte ausweist.

Das Wirken Gottes spiegelt sich vor allem in der demütigen Haltung von Abrahams Knecht, der mehr ist als ein gewöhnlicher Knecht, dem alle Vollmacht von Abraham übertragen wurde. Er erbittet im Gebet Gottes Führung und folgt seiner Weisung. (Sein Name wird in diesem Kapitel nicht ausdrücklich genannt, aber vermutlich ist er mit jenem Eliëser von Gen 15,2 identisch.) Durch den immer wiederkehrenden Leitsatz, „dass Gott Gnade zu seiner Reise gegeben“ habe, bzw. dass Gott es ihm „gelingen ließ“ und sein Vorhaben gesegnet hat, wird deutlich, wer in Wahrheit hier der Handelnde ist: Der Gott Abrahams ist auch der Gott Isaaks und Rebekkas, der zu seiner Verheißung steht und seinen Segen auch auf Abrahams Nachkommen legt!

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