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Isaak und die Philister
ОглавлениеGenesis 26
Isaak und Rebekka wohnten im Südland,
nah bei dem Brunnen des Lebendigen,
an dem Gott einst Hagar erschienen war.25,11
Aber in einem Jahr suchte
eine schwere Dürrezeit das Land heim.
Da machte sich Isaak mit Rebekka auf
und mit allem, was er besaß,
um ein anderes Land zu suchen,
das ihnen ein Leben in Frieden versprach.
So kamen sie schließlich nach Gerar,
ins Land der Philister.
Von dort aus wollte Isaak
nach Ägypten weiterziehen. 26,1
Aber in der Nacht sprach Gott zu Isaak:
„Zieh nicht nach Ägypten.
Bleibe im Land der Philister.
Ich will mit dir sein und dich segnen.
Dir und deinen Nachkommen
werden alle diese Länder gehören,
wie ich deinem Vater Abraham schwor.
Ich will deine Nachkommen mehren
und durch sie sollen alle Völker
der Erde gesegnet werden.“26,2ff
Da ließ sich Isaak in Gerar nieder,
wie Gott ihm geboten hatte.
Lange Zeit lebte er dort mit Rebekka,
als Fremder unter einem fremden Volk.
Und Gott segnete Isaak
und ließ ihm alles gelingen.
Seine Felder brachten mehr Ertrag
als alle anderen Felder.
Und auch seine Herden
wurden von Jahr zu Jahr größer.26,12ff
Als aber die Philister sahen,
wie Isaak alles gelang, packte sie der Neid.
So verstopften sie alle Brunnen,
die Abrahams Knechte gegraben hatten.
Auch ihr König Abimelech wollte Isaak
nicht länger in seinem Land dulden.
Er forderte Isaak auf:
„Zieh weg von hier!
Du bist uns zu mächtig geworden.“26,14f
Da ließ Isaak alles zurück,
was er mühevoll angelegt hatte
und zog mit seinen Hirten und Herden
in ein anderes Tal.
Aber wohin er auch zog –
nirgendwo fand er Wasser.
Denn die Philister hatten auch dort
alle Brunnen verstopft.
Doch Isaak befahl seinen Knechten:
„Legt alle Brunnen wieder frei!“
Und als sie anfingen zu graben,
da sprudelte auf einmal
frisches Wasser aus der Erde hervor.
Glücklich schöpften sie Wasser
und tranken sich satt,
Menschen und Tiere.26,17ff
Doch es dauerte nicht lange,
da eilten die Hirten von Gerar herbei.
„Weg da!“, schrien sie wütend.
„Der Brunnen gehört uns.
Er liegt auf unserem Gebiet.“
Da nannte Isaak den Brunnen ‚Zank‘,
weil sie sich mit ihm gezankt hatten.26,20
Danach gruben Isaaks Hirten
noch einen Brunnen im Tal.
Aber die Philister ließen sie
auch dort nicht in Frieden.
Da nannte Isaak den Brunnen ,Streit‘
und zog weiter mit seinen Herden.26,21
Bald darauf öffnete sich das Tal.
Da ließ Isaak noch einen Brunnen graben,
den nannte er ,Weiter Raum‘,
denn er sprach:
„Gott hat uns weiten Raum geschenkt.“26,22
Danach verließ Isaak wieder
das Gebiet der Philister
und zog zurück nach Beerscheba,26,23
woher er gekommen war.
Dort schlug er sein Zelt auf.
Aber noch war ungewiss,
was aus ihm und seiner Familie würde.
Da sprach Gott in der Nacht zu ihm:
„Fürchte dich nicht, Isaak!
Ich bin der Gott deines Vaters Abraham.
Ich bin auch mit dir.
Ich will dich segnen
und deine Nachkommen vermehren,
wie ich Abraham zugesagt habe.“26,24
Am nächsten Morgen stand Isaak früh auf,
baute einen Altar und dankte Gott
für sein großes Versprechen.
Und er befahl seinen Hirten:
„Auf, grabt noch einen Brunnen!
Denn hier wollen wir bleiben.“26,25
Aber nicht lange danach
kam Abimelech zu Isaak,
begleitet von seinen engsten Fürsten.
Isaak sah sie misstrauisch an.
„Was wollt ihr hier?
Warum kommt ihr zu mir?
Ihr hasst mich doch
und habt mich vertrieben.“
„Aber nein“, erwiderten sie.
„Wir haben mit eigenen Augen gesehen,
dass Gott mit dir ist.
Darum kommen wir heute zu dir.
Wir wollen einen Friedensbund
mit dir schließen. Versprich uns,
dass du uns nichts antust.
Denn auch wir haben dir
nur Gutes erwiesen,
so lange du bei uns gelebt hast.
Denn wir haben
mit eigenen Augen gesehen,
wie Gott dich gesegnet hat.“26,26ff
Da ließ Isaak für sie
ein festliches Mahl zubereiten.
Fröhlich aßen und tranken sie
miteinander bis tief in die Nacht.
Und als der Morgen anbrach,
schworen sie einander feierlich,
für immer Frieden zu halten.
So trennten sie sich im Frieden.
Am selben Tag meldeten Isaaks Hirten:
„Wir haben beim Graben
eine Quelle entdeckt.“26,32
Endlich hatten sie einen Ort gefunden,
wo sie in Frieden leben konnten.
Beerscheba nannte Isaak den Ort,
das heißt: Schwurbrunnen.
Denn an diesem Ort hatten sie
einander Frieden geschworen.26,33
Gen 26 ist das einzige Kapitel, das sich ausführlich mit Isaak und seiner Geschichte befasst. Anders als in der Erzählung von Rebekka oder auch in den nachfolgenden Jakob-Erzählungen steht er in dieser Geschichte allein im Mittelpunkt des Geschehens. Genau betrachtet setzt sie sich aus vielen einzelnen Geschichten zusammen, die verschiedene Stationen im Leben des Isaak aufzeigen. Wobei das durchgängige Thema der Brunnensuche die verschiedenen Szenen miteinander verbindet (26,12ff). Die Brunnensuche markiert nicht nur den Weg, den Isaak zurücklegen muss. Sie spiegelt auch Höhen und Tiefen im Leben dieses Verheißungsträgers wider. Dazu gehört insbesondere die leidvolle Erfahrung bei den Philistern. Diese wollen nicht zulassen, dass sich Isaak in ihrem Land sesshaft macht. In diesem Zusammenhang wird – ähnlich wie bei Sara (20,1ff; vgl. 12,10ff) – von Rebekkas Gefährdung durch König Abimelech erzählt (26,7ff). In diesem Fall ist es Isaak, der Rebekka als seine Schwester ausgibt. Aber trotz immer neuer Hindernisse steht auch Isaaks Weg unter Gottes Segensverheißung, die hier zweimal ausdrücklich bestätigt wird. Sie drückt sich zunächst in dem materiellen Segen aus, der auch den Philistern nicht verborgen bleibt, aber vor allem in dem Friedensschluss zwischen Isaak und dem Philisterkönig, der Isaaks Familie im Land der Verheißung endlich ein Leben im Frieden mit seinen Nachbarn ermöglicht. Dass in dieser Erzählung – ähnlich wie in Gen 20 – ein Philister dem Stammvater Israels den Frieden anbietet, muss für spätere Generationen wie eine Provokation geklungen haben. Aber trotz der massiven Bedrohung, die Israel im Lauf seiner Geschichte durch die Philister erfahren hat, lehren diese Erzählungen, dass auch die Philister ein Werkzeug Gottes sein können, durch die er an seinem Volk handelt.