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Dina

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Genesis 34

Jakob hatte eine Tochter,

Dina mit Namen.

Sie war das jüngste Kind Leas30,21

und wuchs unter dem Schutz

ihrer sechs großen Brüder auf.

Diese waren streng darauf bedacht,

dass niemand ihrer Schwester schadete.

Doch eines Tages ging Dina allein

zur nahe gelegenen Stadt.

Da begegnete ihr Sichem,

der Sohn Hamors,

der über die Stadt regierte.

Als aber Sichem das Mädchen sah,

war es um ihn geschehen.

Er zog Dina mit Gewalt in sein Haus

und zwang sie, mit ihm zu schlafen.

So leidenschaftlich liebte er sie,

dass er sie nicht mehr freigeben wollte.

Er redete auf Dina ein,

lockte sie und warb um sie.

Doch Dina blieb stumm.34,1ff

Da ging Sichem zu seinem Vater,

drängte und bat ihn: „Hilf mir,

dass ich das Mädchen bekomme.

Ich muss sie unbedingt zur Frau haben.“34,4

So ging Hamor mit seinem Sohn

zu Jakob, um mit ihm zu reden.

Da kamen gerade Dinas Brüder

vom Feld nach Hause.

Als diese erfuhren, was Sichem

ihrer Schwester angetan hatte,

packte sie gewaltiger Zorn.

Dieser Kerl wagte es,

ihre Schwester zu schänden!

Für diese unerhörte Tat

gab es keine Gnade in ihren Augen!34,6f

Doch Hamor redete freundlich

mit ihnen: „So hört doch!

Mein Sohn liebt eure Tochter.

Er sehnt sich von Herzen nach ihr.

Bitte, gebt ihm Dina zur Frau!

Ich biete euch einen Tausch an:

Heiratet ihr unsere Töchter

und lasst euch für immer hier nieder.

Das ganze Land steht euch offen.

Dann bleiben wir im Frieden

miteinander verbunden.“

„Ja!“, mischte sich Sichem ein.

„Verlangt von mir, was ihr wollt!

Wenn ich nur das Mädchen bekomme!“34,8ff

Doch die Brüder dachten nur an Rache.

Hinterlistig erwiderten sie:

„Du kannst Dina nicht haben,

es sei denn, ihr lasst euch beschneiden,

alle Männer in eurer Stadt.

Dann wollen wir bei euch wohnen

und gemeinsam ein Volk bilden.“34,13ff

Das gefiel den beiden gut.

Sogleich machten sie sich auf,

gingen zu den Männern der Stadt

und überredeten sie,

dass sie sich beschneiden ließen.

Aber danach, am dritten Tag,

als alle noch geschwächt waren,

schlugen Simeon und Levi zu.

Mit Schwertern drangen sie

in die friedliche Stadt ein

und schlugen alles kurz und klein,

was ihnen in den Weg kam.

Auch Sichem und Hamor

töteten sie mit dem Schwert

und holten Dina aus Sichems Haus.

Mit reicher Beute beladen

kehrten sie zu Jakob zurück.34,18ff

Als aber Jakob von dem Blutbad hörte,

das seine Söhne angerichtet hatten,

rief er entsetzt: „Was habt ihr getan?

Ihr habt mich ins Unglück gestürzt!

Nun werden sie kommen

und Krieg mit uns führen.

Dann sind wir verloren.“34,30

Aber seine Söhne ließ das kalt.

„Und wenn?“, meinten sie ungerührt.

„Sollte deshalb die Schandtat

an unserer Schwester ungestraft bleiben?“34,31

Obwohl eine Frau im Mittelpunkt dieser Geschichte steht, wird die Handlung ausschließlich von Männern und von Gewalt beherrscht. Unter dem Vorwand verletzter Familienehre begehen die beiden Brüder Simeon und Levi einen „Ehrenmord“ und glauben sich dabei sogar im Recht. Aber nach altem israelitischen Gesetz liegt das Recht bei dem, der nach der Vergewaltigung bereit ist, die Frau zu heiraten (vgl. dazu Dtn 22,28f). Auch Jakob billigt das gewalttätige Vorgehen seiner Söhne nicht, sondern noch auf seinem Sterbebett verflucht er ihren Jähzorn (49,5ff).

Diese Geschichte zeigt an, wie gefährdet der Friede zwischen Jakobs Familie und den Bewohnern des Landes ist, wobei der Frieden vor allem durch die internen Konflikte in Jakobs Familie bedroht ist. In dieser wie auch in der folgenden Geschichte von Juda und Tamar wird schonungslos aufgezeigt: Keiner der Stammväter Israels ist frei von Schuld. Sogar an Levi, dem Stammvater des späteren Priestergeschlechts, klebt Blut! So bilden diese Gewalt-Geschichten den Kontrapunkt zu Gottes Segensverheißung und zugleich das Vorspiel zu dem Bruderkonflikt der Josefsgeschichte.

Neukirchener Bibel - Das Alte Testament

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