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Jakob – Stammvater Israels | Genesis 25–49 Jakob und Esau
ОглавлениеGenesis 25,19ff
Dies ist die Geschichte von Jakob,
dem Stammvater Israels,
Isaaks und Rebekkas Sohn.
Lange Zeit hatten die beiden
vergeblich auf Kinder gewartet.
Endlich, nach zwanzig Jahren,
erhörte Gott ihr Gebet:
Rebekka wurde schwanger
und brachte Zwillinge zur Welt.
Esau, der Ältere, war rötlich und rau
und am ganzen Körper behaart.
Ihn liebte Vater Isaak,
weil er der Erstgeborene war.
Rebekka aber liebte Jakob,
den Jüngeren, mehr.
Denn als sie noch schwanger war,
stießen sich die Kinder im Mutterleib.
Da wurde ihr von Gott prophezeit:
„Zwei Völker stoßen sich in deinem Leib.
Und der Ältere
wird dem Jüngeren dienen.“25,19ff
So wuchsen beide Söhne heran.
Esau wurde ein Jäger.
Er streifte gern auf den Feldern umher,
jagte Tiere und brachte oft
ein Wildbret nach Hause.
Das mochte Vater Isaak sehr.
Jakob zog es dagegen vor,
bei den Zelten zu bleiben.
Auch deshalb zog ihn Rebekka
dem älteren Bruder vor,
obwohl Esau als Erstgeborener
der rechtmäßige Erbe war.25,27f
Eines Tages kam Esau von der Jagd
müde und hungrig nach Hause.
Da sah er, wie Jakob vor dem Zelt kochte.
Ein Topf mit Linsensuppe
dampfte über dem Feuer.
Esau roch den köstlichen Duft.
Das Wasser lief ihm
im Munde zusammen.
„Los, her mit der roten Brühe!“, rief Esau,
„ich bin todmüde
und habe furchtbaren Hunger.“
Doch Jakob erwiderte schlau:
„Sag erst: Was gibst du dafür?“
Esau überlegte nicht lange:
„Nimm, was du willst!
Aber gib mir endlich die Suppe!“
„Gut“, meinte Jakob listig,
„gib dein Versprechen:
Von jetzt an bin ich der Erste
und du bist der Zweite.“
„Was soll ’s!“, knurrte Esau,
„irgendwann sterbe ich doch.
Was soll mir dann
mein Erstgeburtsrecht?
Ich verspreche dir alles.
Also: Gib mir endlich die Suppe!“25,29ff
Da reichte ihm Jakob
Suppe und Brot.
Esau verschlang beides.
Danach kehrte er Jakob den Rücken
und machte sich auf und davon.
So verachtete Esau sein Erstgeburtsrecht
und überließ es dem jüngeren Bruder.25,33f
Die Geschichte von Jakob, dem Stammvater Israels, ist von Anfang an durch den Konflikt zwischen den Zwillingsbrüdern Esau und Jakob bestimmt. Ausgangspunkt ist die Frage: Wer von beiden „erbt“ den Segen, der Abraham und Isaak verheißen war? Esau oder Jakob? Esau hat als der Erstgeborene Anspruch auf rechtliche und wirtschaftliche Privilegien. Sein Name wie auch die Erwähnung der rötlichen Haut und der rötlichen Suppe weist auf seine Bedeutung als Stammvater der Edomiter hin (Edom bedeutet „rötlich“). Doch Jakob will seinem Bruder den Segen um jeden Preis abringen. Sei es durch List (25,29ff), sei es sogar durch offenkundigen Betrug (27,10ff). Der Konflikt zwischen beiden wird noch zusätzlich durch die Parteinahme der Eltern verschärft und durch das Orakel, das Rebekka schon vor der Geburt der beiden erhalten hat. Daraus entwickelt sich ein Familiendrama, das von Anfang an gekennzeichnet ist durch Rivalität, Hinterlist und Betrug und das den erhofften Segen in Streit und unversöhnlichen Hass verkehrt.
Dabei wird ein Zweifaches deutlich: Segen kann nicht einfach nach menschlicher Vorstellung vererbt werden, wie Isaak glaubt. Es ist allein Gottes Freiheit, den zu segnen, den er schon im Mutterleib erwählt hat (25,23). Der Mensch kann aber auch nicht einfach den Segen an sich reißen und über ihn verfügen, wie Jakob es versucht (27,1ff). Das wird ihm letztlich keinen Segen bringen. Es ist allein Gottes Treue, dass er dennoch an seiner Segensverheißung festhält und Jakob – trotz seiner Verfehlungen – zum Segensträger macht.