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Bethel
ОглавлениеGenesis 28
Endlich hatte Jakob sein Ziel erreicht.
Aber von nun an war Esau
sein erbitterter Feind.
Als Rebekka das sah,
rief sie heimlich Jakob zu sich.
„Du musst fliehen,“ drängte sie Jakob.
„Sonst bringt dich
dein Bruder noch um!
Auf, geh nach Haran
zu meinem Bruder Laban
und bleibe dort,
bis Esaus Zorn sich gelegt hat.“27,41ff
Da rief auch Isaak seinen Sohn Jakob
und schärfte ihm ein:
„Nimm dir ja keine Frau
von den Töchtern Kanaans,
die nicht an unseren Gott glauben.
Sondern geh nach Haran zu Laban
und nimm dir dort
eine von seinen Töchtern zur Frau!“28,1
Zum Abschied gab er Jakob
noch seinen Segen und sprach:
„Gott, der Allmächtige,
schenke dir viele Nachkommen
und gebe dir das Land,
das er Abraham zugesagt hat.“28,3f
Da ließ Jakob alles zurück, was er besaß
und machte sich auf nach Haran.
Nichts trug er bei sich
als seinen Wanderstab.32,11
So wanderte er ganz allein,
bis die Nacht hereinbrach.
Aber weit und breit
war keine Hütte zu sehen,
wo Jakob Schutz finden konnte.
Da legte er seinen Kopf auf einen Stein
und schlief bald darauf ein.28,10f
In dieser Nacht hatte Jakob
einen seltsamen Traum:
Er sah im Traum eine Treppe,
die reichte bis an den Himmel.
Engel stiegen hinauf und hinab.
Und Gott sah von oben auf Jakob herab.
Da hörte Jakob, wie Gott zu ihm sprach:28,12f
„Ich bin der Herr,
der Gott Abrahams und Isaaks,
der Gott deiner Vorfahren.
Dies Land, auf dem du jetzt liegst,
will ich dir
und deinen Nachkommen geben.
Wie der Staub auf der Erde,
so werden deine Nachkommen
das Land bedecken.
Und durch dich
und deine Nachkommen
werden alle Völker der Erde
gesegnet werden.
Sieh, ich bin mit dir
und will dich beschützen,
wohin du auch gehst.
Und ich will dich wieder
in dieses Land zurückbringen.
Verlass dich auf mich:
Ich verlasse dich nicht.
Mein Versprechen breche ich nicht.“28,13ff
Da wachte Jakob auf.
„Wahrhaftig!“, sprach er.
„An dieser Stätte wohnt Gott.
Aber ich wusste es nicht.
Wie heilig ist dieser Ort!
Hier ist das Haus Gottes.
Hier ist die Pforte des Himmels!“28,16f
Schon wurde es am Horizont hell.
Ein neuer Morgen brach an.
Da nahm Jakob den Stein,
auf dem er gelegen hatte,
richtete ihn auf, goss Öl darauf
und weihte ihn Gott.
Und Jakob nannte die Stätte Bethel,
das heißt: Haus Gottes,
weil ihm Gott
an diesem Ort erschienen war.28,18f
An diesem Morgen legte Jakob
feierlich dieses Gelübde ab:
„Wenn Gott erfüllt,
was er mir zugesagt hat,
wenn er mit mir geht
und mich beschützt,
wenn er mir Nahrung und Kleidung gibt
und wenn er mich heil zurückbringt,
dann soll der Gott Abrahams
auch mein Gott sein, dem ich diene.
Dieser Stein soll mir ein Heiligtum sein.“28,20ff
Jakob hat zwar vom Vater den ersehnten Segen bekommen. Aber er bringt ihm kein Glück. Als schutz- und rechtloser Flüchtling muss er alles zurücklassen, was ihm durch den Segensspruch des Vaters verheißen war. Er hat nichts in der Hand, was ihn als Gesegneten ausweist (vgl. 32,11) und ihm eine sichere Zukunft verheißt. Aber ausgerechnet in dieser dunkelsten Stunde seines Lebens begegnet ihm Gott im Traum und erneuert den Segen, den er Abraham und seinen Nachkommen verheißen hat. Diese Nachtstunde in Bethel markiert den Wendepunkt in Jakobs Leben. Zuvor hatte Jakob den Segen nur mittelbar durch seinen Vater empfangen. Nun spricht Gott selbst zu ihm. In dieser Stunde erfährt Jakob: Segen kann weder vererbt noch erworben werden. Es ist allein ein Akt freier Gnade, wenn Gott trotz massiver menschlicher Verfehlung zu seinem Wort steht und diesen Betrüger zu seinem Segensträger macht.