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Rahel und Lea
ОглавлениеGenesis 29
Danach brach Jakob von Bethel auf
und kam in die Gegend von Haran.
Dort traf er Hirten am Brunnen.
„Seid gegrüßt, Freunde!“, rief er.
„Sagt, wo kommt ihr her?“
„Aus Haran“, antworteten sie.
„Kennt ihr auch Laban?“
„Ja, gewiss!
Sieh, da kommt seine Tochter Rahel
mit ihren Schafen zum Brunnen.“29,1ff
Da lief Jakob auf Rahel zu,
umarmte und küsste sie
und weinte vor Freude.
„Ich bin Jakob“, sagte er,
„der Sohn von Rebekka.“
Und er lief zum Brunnen,
wälzte den schweren Stein weg,
der den Brunnen verschloss,
und gab ihren Schafen zu trinken.
Rahel aber rief schnell
ihren Vater Laban herbei.
Der eilte Jakob entgegen,
fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
„Willkommen!“, rief er.
„Was führt dich hierher?
Komm und erzähle!“
Darauf führte er ihn in sein Haus
und ließ sich alles berichten,
was Jakob erlebt hatte.
„Wenn du willst“, sagte er,
„kannst du hier bleiben.
Du bist ja einer von uns.“29,10ff
So blieb Jakob bei Laban
und packte überall an,
wo er gebraucht wurde.
Laban aber hatte noch eine Tochter, Lea.
Beide Töchter waren so verschieden,
wie die Brüder Esau und Jakob.
Lea, die Ältere,
wirkte farblos und blass.
Niemand beachtete sie.
Niemand wollte sie zur Frau haben.
Rahel dagegen war eine Schönheit.29,16f
Nach einem Monat
sagte Laban zu Jakob:
„Du bist zwar mit mir verwandt.
Trotzdem sollst du Lohn
für deine Arbeit bekommen.
Sag, wie viel verlangst du?“29,15
„Ich will kein Geld“, erwiderte Jakob.
„Ich habe nur einen Wunsch:
Gib mir deine Tochter Rahel zur Frau.
Sieben Jahre will ich dir dafür dienen.“
„Gut“, meinte Laban.
„Dein Vorschlag gefällt mir.
Bleibe so lange hier!
Dann soll Rahel deine Frau werden.“29,18f
So blieb Jakob in Haran.
Sieben Jahre lang diente er
seinem Onkel als Knecht.
Doch Jakob wurde die Zeit nicht lang.
Sie verging wie im Fluge,
so groß war seine Liebe zu Rahel.29,20
Endlich nahte die Hochzeit.
Laban lud den ganzen Ort
zum Hochzeitsmahl ein.
Am Abend aber führte Laban
die verschleierte Braut zu Jakob hinein.
Der ahnte nichts Böses.
Aber am nächsten Morgen
sah er der Braut ins Gesicht.
Da sah er mit Schrecken:
Nicht Rahel war seine Frau,
sondern Lea, die ältere Schwester!29,21ff
Zornig stellte er Laban zur Rede:
„Was hast du mir angetan?
Du hast mir Lea zur Frau gegeben.
Hast du mir nicht Rahel versprochen?
Warum hast du mich betrogen?“
Doch Laban erwiderte schlau:
„Erst ist die Ältere dran.
Denn so will es der Brauch.
Darum ich rate dir:
Halte sieben Tage mit Lea aus.
Dann ist die Hochzeit zu Ende.
Danach will ich dir auch Rahel
zur Frau geben.“
Und listig fügte Laban hinzu:
„Dafür sollst du mir noch einmal
sieben Jahre lang dienen.“29,25ff
So blieb Jakob keine Wahl.
Er musste sich fügen.
Sieben Tage hielt er mit Lea aus.
Danach gab ihm Laban
auch seine Tochter Rahel zur Frau.
Und Jakob gewann Rahel
mit jedem Tag lieber.
Lea aber schenkte er keinen Blick.
Er sah nicht einmal, wie Lea sich grämte.29,28ff
Jakob, der Betrüger, wird selbst zum Betrogenen. Er, der sich listig zum Herrn über seinen Bruder gemacht hat, wird von seinem Onkel überlistet und muss Laban insgesamt mehr als 20 Jahre dienen, ohne Aussicht, jemals wieder heimkehren zu können. Aber Gott bleibt seinem Versprechen treu. Er segnet Jakob in der Fremde.