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– ERIN –

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Am Abend erreichten sie ihr nächstes Zwischenziel: Liguria. Die Hauptstraße verlief direkt am Flussufer und bestand aus weißen Kieselsteinen. Immer wieder führten hölzerne, teilweise überdachte Brücken hinüber auf die andere Flussseite. Einige der Häuser waren so nah am Wasser gebaut, dass sie auf Stelzen stehen mussten, um bei steigendem Pegel nicht überschwemmt zu werden.

»Es gibt nicht viele Orte in diesem Land, an denen du so freundlich empfangen wirst wie in Phineas’ Schmausstube«, erklärte Ilya, »in Liguria kenne ich leider keinen.«

»Ich bin ja froh, dass es überhaupt welche gibt«, sagte sie.

Menschen waren kaum auf den Straßen und Brücken zu sehen.

»Glücklicherweise!«, meinte er, so blieb Erin mit ihrer Kapuze unerkannt. »Ich kenne hier eine ganz gute Pension. Allerdings solltest du dich beim Personal besser nicht sehen lassen. Ich würde daher zunächst hineingehen und mein übliches Quartier belegen, dann komme ich hinunter und öffne die Tür zum Hinterhof. Du kannst dich solange in der Zugangsgasse verstecken.«

Gesagt, getan. Erin wartete in einer schäbigen, schmalen Gasse. Dabei kamen prompt die unguten Erinnerungen an Vambori wieder hoch. Hoffentlich kam niemand vorbei. Nicht, dass eine zweite Person überhaupt noch durchgepasst hätte, so eng, wie der Gang war. Um eine mögliche Konfrontation zu vermeiden, schlich sie vor in den Innenhof. Dieser war ebenso schäbig, bot aber mehr Platz, der jedoch größtenteils mit Mülltonnen vollgestellt war. Einen dieser ekligen Haufen mit Fäkalien gab es hier zum Glück nicht.

Als sich die Hintertür der Pension knarrend öffnete, versteckte sie sich vorsichtshalber hinter einer der Tonnen. Es war nur Ilya.

Sie folgte ihm in das Gebäude, zunächst durch einen seltsamen, großen Raum mit mehreren Feuerstellen und von der Decke hängenden Utensilien, der eine Küche sein musste, dann in einen ordentlichen, mit weißem Holz getäfelten Flur.

Entgegen Erins Erwartungen nach dem letzten »Quartier« war das hier deutlich größer und luxuriöser, für agambeanische Verhältnisse jedenfalls. Es gab einen Hauptraum mit einem Sofa und einem Fenster zur Flussseite sowie ein separates Schlafzimmer, das Ilya Erin überlies. Sie beteuerte, dass sie auch kein Problem damit habe, die Couch zu benutzen, doch Ilya bestand darauf. Irgendwie schien ihm die Diskussion peinlich zu sein, also wollte sie ihn nicht weiter drängen. Komische Nordreichler.

Langsam konnte sie wirklich eine Dusche oder ein Bad vertragen, um nicht zu sagen, sie hatte das Gefühl, sie stank bestialisch. Also war die spannendste Frage für sie momentan die nach den Waschräumen.

Die hier waren ähnlich aufgebaut wie jene in Denebola, allerdings gab es ein kleines Manko: Das Frischwasser wurde aus dem Fluss bezogen. Das allein wäre noch nicht so schlimm gewesen, wären da nicht die Plumpsklos im ersten Stock, deren »Produkt« auch direkt in den Fluss ging. »Natürliches Zu- und Abwassersystem« nannte Ilya das. Ekelhaft nannte es Erin.

»Gibt es denn hier keinen Ort, an dem man baden kann, in den sich nicht bereits erleichtert wurde?«

Ilya zuckte mit den Schultern. »Das Wasser wird natürlich gefiltert, bevor es in den Kessel läuft. Das ist gar kein Problem.«

Erin konnte das nicht überzeugen.

»Also, ich gehe jetzt baden«, verkündete Ilya »und du wirst dann wohl bis Nomafoya warten müssen, dort gibt es ein Kanalsystem.«

Was auch immer das heißen soll. Erin ärgerte sich ein wenig. Keine frische Kleidung zu haben und nicht duschen oder baden zu können, nach einem Tag, an dem man so lange gelaufen war, das war wirklich nicht ihr Ding!

Othersides: Zwei Welten

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