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Kapitel 2

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Lucas kauerte im Dunkeln neben dem stinkenden Müllcontainer des Schnellrestaurants. In der Faust hielt er kalte Pommes frites, die er sich in den Mund stopfte. Er ging davon aus, dass er mit den unberührten Pommes auf der sicheren Seite war. Die entsorgten Sandwiches waren allesamt angeknabbert.

Lucas strich sich die triefnassen, dreißig Zentimeter langen schwarzen Haare aus den Augen und kratzte das Pommessalz aus seinem dichten Bart. Er neigte sich ins Licht. Neben dem Restaurant befand sich eine Bank, eine kleine Filiale mit einem Autoschalter zum Geldziehen. Die Geldbeschaffung war von entscheidender Bedeutung für Lucas’ Plan. Hatte er nicht immer wieder zu hören gekriegt, dass Geld sich vermehrt? Es war fast wie ein Mantra: Geld vermehrt sich.

In der halben Stunde, die er hier schon wartete, hatten mehr als ein Dutzend Wagen am Schalter gehalten. Die Fahrer hatten kurz Geld abgehoben und waren wieder verschwunden. Zwei von ihnen hatten auf Höhe der Rückseite des Restaurants geparkt. Lucas hatte beobachtet, wie sie die Innenbeleuchtung einschalteten und Bankunterlagen durchsahen.

Die Hintertür des Restaurants wurde aufgestoßen, woraufhin Lucas in seinem übelriechenden Versteck erstarrte.

»Du da, du«, rief eine wütende Stimme. Lucas merkte, wie er instinktiv die Muskeln anspannte und die Hände zu Fäusten ballte.

»Meinst du mich?«, fragte drinnen jemand.

»Du – bist du das, Daryl?«

»Daniel«, grunzte die Stimme.

»Ich habe da draußen ein paar Softdrinkkanister stehen. Schaff sie rein.«

»Ich bin noch nicht mit dem Wisch…«

»Jetzt sofort.«

Die Tür schlug zu. Lucas kroch hinter den rollbaren Müllcontainer. Als er feststellte, dass er seine Geldbörse vergessen hatte, rutschte ihm das Herz in die Hose. Das billige weiße Vinylding lag direkt vor dem Müllcontainer, gleich neben dem Lichtkegel des Schnellrestaurants. Die Tür öffnete sich wieder und Füße tauchten auf. Kanister wurden durch die Tür gewuchtet.

Die Tür fiel zu. Lucas krabbelte hinter dem Müllcontainer hervor. Nun hing auch noch der Dreck vom Gehweg an seinem T-Shirt und seiner Hose, die er aus einem Kleiderhaufen vor einem Goodwill-Laden gezogen hatte. Die Anstaltsklamotten hatte er mit allem anderen entsorgt.

Lucas drückte das Portemonnaie an die Brust und beobachtete wieder den Geldautomaten. Bei Frauen rechnete er sich die größten Chancen aus, doch er würde das Schicksal nehmen, wie es kam, und dann improvisieren.

Er wartete zwanzig Minuten. Nur ein Fahrzeug hielt am Geldautomaten, ein Laster mit Doppelbereifung und einem Stars-and-Stripes-Aufkleber am Fenster. Ein Südstaatler, dachte Lucas. Einer von der Sorte, die gern ein Stück Rohr unter dem Sitz bunkern. Oder eine Waffe.

Dieses Risiko wollte er nicht eingehen.

Minuten später rollte ein kleiner Wagen auf das Bankgelände: eine Frau, die langsam fuhr. Lucas nahm die Geldbörse und warf sie in eine dunkle Ecke des Geländes, keine acht Meter von ihm weg. Die Börse landete genau in dem Moment auf dem Boden, wo das Scheinwerferlicht des Wagens über den Asphalt wanderte. Das Licht fiel auf die Börse, wanderte weiter und näherte sich dem Geldautomaten.

Die Fahrerin nahm den Fuß vom Gas.

Knapp vier Meter vor dem Geldautomaten hielt sie an. Lucas stockte der Atem.

Friss den Köder.

Der Wagen setzte zurück. Lucas ging in die Hocke. Spannte die Muskeln an. Der Wagen stoppte neben der Geldbörse. Er hörte, wie die Türschlösser entriegelt wurden.

In dem Moment stand Lucas auf und rannte los.

Den Wölfen zum Fraß

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