Читать книгу Der Aufräum-Kompass - Jelena Weber - Страница 21

Weniger ist mehr

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Wie die meisten von uns bewege ich mich da irgendwo in der Mitte: Ich versuche, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was guttut und was nicht – ohne Konsum generell zu verteufeln. Seit einiger Zeit ist das Thema Minimalismus hip und trendy. Doch Minimalismus ist nicht gleich Minimalismus. Es gibt diejenigen, die sich von all ihren Möbeln verabschiedet haben, weil sie sagen, man könne auch gut auf dem Boden sitzen. Und es gibt diejenigen, die ihren Besitz so reduziert haben, dass sie nur noch das um sich haben, was sie wirklich brauchen und schön finden. Marie Kondo sagt, jeder Mensch hat eine bestimmte Anzahl von Dingen, die er braucht, um sich wohlzufühlen. Das ist bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Bei mir wird es immer weniger. Ich hatte vor einigen Monaten eine Freundin zu Besuch, die viele Jahre nicht mehr bei mir zu Hause war. Wir hatten uns zwischenzeitlich aus den Augen verloren. Sie war kurz im Bad, kam zurück und meinte: „Ihr seid aber noch nicht ganz fertig eingerichtet, oder?“ Ich musste schmunzeln, weil mir in dem Moment klar wurde, dass ich aus der Perspektive eines Menschen, der anders lebt, wirklich minimalistisch eingerichtet sein muss. Trend hin oder her – mir geht es besser, wenn ich weniger besitze.

»JEDER MENSCH HAT EINE PERSÖNLICHE AUSWAHL VON DINGEN, DIE ER ZUM GLÜCKLICHSEIN BRAUCHT.«

Wie bei allen Trends muss jeder für sich entscheiden, was passt und was nicht. Mir persönlich gefällt die Tendenz, dass wir uns mehr und mehr Gedanken über die Bedeutung von Besitz machen. In Teilen der Bevölkerung findet ein Umdenken statt. Besitz als Statussymbol ist nicht mehr so wichtig. Wir müssen uns auch nicht über Gegenstände definieren. Es sind andere Qualitäten, die uns als Menschen ausmachen. Deswegen können wir guten Gewissens damit aufhören, Sachen anzuschaffen, nur um vor anderen gut dazustehen. Das Höher-Schneller-Weiter unserer Gesellschaft und der unreflektierte Konsum sind für niemanden gesund.

Ich gebe zu: Auch ich habe einen Hang dazu, nie rundum zufrieden und immer auf der Suche nach der passendsten Einrichtung, der schönsten Wandfarbe, kurz: dem besten Zuhause zu sein. Es ist okay, ein Hobby zu haben. Es ist auch okay, nicht perfekt zu sein. Aber es hat jede Menge praktische Vorteile, sein Hab und Gut zu reduzieren. Man muss sich nicht mehr um so viele Dinge kümmern. Es liegt nicht mehr so viel herum. Man muss nicht ständig irgendwelche Sachen sauber machen, weil sie einstauben. Man hat mehr Platz für sich. Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass ich öfter das Wort „Zeug“ benutze. Das mache ich ganz bewusst: Das meiste, was wir besitzen, ist einfach nutzloses Zeug.

Für mich symbolisiert Minimalismus Klarheit in allen Bereichen des Lebens. Alles wird auf das Wichtigste, Wesentliche reduziert. Ich sage bewusst nicht „das Nötigste“. Das klingt mir zu sehr nach Verzicht. Minimalismus ist kein Verzicht im negativen Sinne. Es ist die bewusste Entscheidung, sich nur noch mit dem zu umgeben, was glücklich macht.

Der Aufräum-Kompass

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