Читать книгу Der Aufräum-Kompass - Jelena Weber - Страница 4

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EINLEITUNG

MEIN KOMPASS FÜR EIN AUFGERÄUMTES LEBEN

Unser Leben verändert sich mit jedem Tag und jedem Jahr. Unsere Bedürfnisse verändern sich, unser Lebensstil, die Familienverhältnisse … Doch egal, was kommen mag: Was sich nicht verändert, sondern bleibt, ist immer dieser Haushalt, der gemacht werden muss und der fast niemandem Spaß macht. Oft werden wir auch betriebsblind gegenüber all dem, was sich in unserem Hausrat befindet, und wissen gar nicht mehr, wohin mit den vielen Sachen, die wir angehäuft haben – und immer noch weiter anhäufen. Und so sind wir immerzu damit beschäftigt, einen Kampf gegen Windmühlen zu führen und das Chaos in Schach zu halten, ohne jemals darüber nachzudenken, dass wir eigentlich grundlegend etwas ändern müssten, um unser Leben zu erleichtern – im buchstäblichen wie übertragenen Sinn. Oft wählen wir dann den vermeintlich einfachsten Weg, um Ordnung zu schaffen – und überlegen uns, wie wir all die vielen Dinge am besten unterbringen und verstauen könnten. Dabei übersehen wir, dass wir zuerst einen ganz anderen Schritt gehen müssen: nämlich uns zu überlegen, welches Leben wir führen möchten und wie unser ideales Umfeld aussehen soll, damit wir den Haushalt nicht mehr als belastend empfinden.

Entspannt an die Sache rangehen

Mit den Dingen des Lebens verändert sich auch unser Bedürfnis, aufzuräumen. Deshalb ist es wichtig, immer mal wieder zu überlegen, wie sich das tägliche Ordnunghalten und Aufräumen, kurz: unser Verhältnis zu den Dingen, am einfachsten und angenehmsten gestalten lassen. Und obwohl ich mich viel mit dem Thema Aufräumen und Ausmisten beschäftige, ist es beileibe nicht so, dass ich Lust darauf hätte, mir diese Notwendigkeiten den ganzen Tag über an die Backe zu kleben. Im Gegenteil: Ich beschäftige mich mit dem Thema deshalb so gern, weil es der beste Weg ist, mir und anderen diese Arbeiten und Alltagspflichten zu erleichtern!

Ich möchte, dass wir alle die Sache entspannter angehen können. Sie uns leichter machen! Eine aufgeräumte Wohnung ist mir so wichtig, weil ich aus eigener Erfahrung und dem Austausch mit vielen anderen weiß, wie unglaublich positiv sich ein aufgeräumtes Wohnumfeld auf das ganze Leben auswirken kann. Deshalb habe ich mich darangemacht, verschiedene Methoden für ein aufgeräumtes Leben einmal selber auszutesten. Dabei habe ich festgestellt, dass es die eine Methode für alle nicht gibt. Was es aber durchaus gibt, ist: deine Methode. Das mag jetzt vielleicht etwas enttäuschend klingen, weil wir uns alle manchmal einfach danach sehnen, dass jemand kommt und sagt: „Mach es so und so, es wird hundertprozentig klappen und du wirst Spaß daran haben!“ Weil ich aber weiß, dass man nur dann etwas durchziehen kann, wenn man sich wirklich damit identifiziert und wohlfühlt, möchte ich dir mit diesem Buch die Möglichkeit geben, dir am Ende das herauszupicken, was für dich am besten funktioniert.

Deine Wünsche sind wichtig

Aus den Ordnungs- und Aufräum-Methoden, die ich in den letzten Jahren ausprobierte, habe ich schlussendlich für meinen Alltag all das übernommen, was zu meinen individuellen Bedürfnissen, meinem Typ und meinen Lebensumständen passt. Diese Erfahrung möchte ich in meinem Buch mit dir teilen. Damit bekommst du sozusagen eine Art Blaupause und kannst vor diesem Hintergrund leichter abschätzen, was zu dir passen und für dich funktionieren könnte – oder vielleicht eher nichts für dich ist.

Ich habe viele Aufräumratgeber getestet und dabei festgestellt, dass sich bei fast allen bestimmte Empfehlungen und Ratschläge wiederholen. Das liegt nicht daran, dass alle voneinander abschreiben würden. Sondern daran, dass es auch beim Aufräumen und Ordnunghalten Erfahrungswerte gibt, die man durchaus als universell bezeichnen könnte. Mein Aufräum-Kompass stellt dir die verschiedenen Herangehensweisen und praktischen Tipps vor und bietet dir damit die Möglichkeit, deine ganz eigene, individuelle Strategie zu entwickeln, mit der du ohne Mühe und deshalb auch langfristig ein aufgeräumtes Leben führen kannst.

Was ich dir wünsche ist: Deine Wohnung soll der Ort sein, an dem du dich entspannen kannst, der dich inspiriert und an dem du all die Dinge tun kannst, die dir Freude machen. Ein Ort, an dem der Stress des Alltags von dir abfallen kann. Wenn du heimkommst und gleich als erstes daran erinnert wirst, was du eigentlich noch alles tun müsstest, kann dieses Buch für dich ein Ansporn sein, diese ungute Situation zu verändern. Und damit den Weg in ein entspannteres Leben einzuschlagen.

So kann’s nicht weitergehen!

Bei mir selbst hat das alles ein bisschen gedauert. Bis weit in meine Zwanziger hinein war ich ein extrem unordentlicher Mensch. Messie wäre vielleicht zu viel gesagt, aber es war doch so schlimm, dass ich mich heute noch frage, wie ich mein Leben überhaupt auf die Reihe bekommen habe. Geschweige denn Schule und Studium! Was aber damals schon der Fall war: Wenn es darauf ankam, hatte ich den wichtigsten Kram auf wundersame Weise trotzdem immer irgendwie beisammen. Auch wenn mein Schreibtisch ständig so aussah, als hätte jemand die Altpapiertonne darüber ausgekippt. Das Chaos auf diesem Tisch hatte eine der ekligsten Erfahrungen zur Folge, die ich je hatte. Ich war ungefähr zehn Jahre alt. Es war die Zeit nach Ostern. Wie viele Wochen nach Ostern? Nun … ich möchte es gar nicht wissen! Jedenfalls war mein Schreibtisch ein einziger Haufen Chaos. Es war unmöglich, daran Hausaufgaben zu machen. Außerdem machte sich von Tag zu Tag immer intensiver so ein komischer, ziemlich unangenehmer Geruch breit. Erst rund um den Tisch, dann in der ganzen Wohnung. Als wir versuchten, den ekligen Gestank zu orten, meinte mein Vater: „Immer der Nase nach!“ Und so fand er schließlich unter dem Haufen Krempel auf meinem Schreibtisch völlig verfaulte Ostereier, über und über mit weißen Maden bedeckt. Wenn ich daran denke, juckt es mich heute noch überall. Ich hatte meine Lektion gelernt: keine Ostereier auf dem Schulaufgabentisch! Doch weiter ging die Erkenntnis bei mir damals noch nicht …

Wenn ich dann später als Teenager eine Freundin zum Übernachten bei mir hatte, lag die Gästematratze anschließend so lange neben meinem Bett, bis sie sich mehr und mehr in eine Mischung aus Kleiderschrank und Wäschekorb verwandelte. Und wenn mein Vater, bei dem ich damals überwiegend lebte, von der Arbeit nach Hause kam, fand er eine Küche vor, die so schmutzig und vollgestellt mit benutztem Geschirr war, dass sich kaum Platz fand, ein Brot zu schmieren. Warum ich dir das erzähle? Weil es vielleicht ein gutes Beispiel dafür ist, dass es nie zu spät ist. Dass man jederzeit anfangen kann, etwas zu ändern!

Es gibt tatsächlich Aufräumexperten, die beteuern, sie würden sich seit ihrer Kindheit damit beschäftigen, wie man richtig aufräumt und Ordnung hält. Ich habe damit erst vor gar nicht allzu langer Zeit begonnen. Deshalb kann ich aus tiefster Überzeugung sagen, dass es zunächst wirklich vor allem darauf ankommt, irgendwann mal den ersten Schritt zu machen. Dann wird sich das ganze Leben positiv verändern. Diesen ersten Schritt kann man immerzu tun. Jederzeit, in jedem Alter. Es gibt keine hoffnungslosen Fälle!

Es ist nie zu spät für den ersten Schritt

Als ich mit Ende zwanzig das erste Mal radikal ausmistete, war ich mir gar nicht so recht bewusst, welche Folgen das haben würde. Der Leidensdruck war damals gar nicht so hoch. Doch ich hatte das Buch „Magic Cleaning“ von Marie Kondo verschlungen – und was soll ich sagen: Es war für mich eine Offenbarung. Es wurde mir damals von einer Bloggerin empfohlen. Es klang interessant. Und nachdem ich mit dem Buch fertig war, begann ich, meine ganze Wohnung von oben bis unten auf den Kopf zu stellen. Und säckeweise Kram und Dinge loszuwerden, die ich nicht mehr brauchte und nicht mehr mochte.

2018 durfte ich dann in einem Fernsehformat anderen Menschen dabei helfen, auszumisten. Ich schreibe „durfte“, weil es für mich eine unglaublich interessante Erfahrung war. Ich habe viel über innere Einstellungen, Haltungen und Denkmuster gelernt, die wir alle kennen. Viele von uns haben ähnliche Gründe, weshalb es ihnen schwerfällt, Dinge loszulassen. Auf diesen Punkt werde ich später noch besonders eingehen. Ausmisten und Aufräumen haben einen so weitreichenden positiven Effekt, dass man die psychische und emotionale Komponente gar nicht weglassen kann. Oft hilft es, zu wissen, dass wir alle irgendwie mit ähnlichen Dingen zu kämpfen haben. Doch wenn man sieht, dass eine aufgeräumte Wohnung so viele gute Auswirkungen auf die ganze Lebenssituation hat, bekommt die Motivation, die Sache anzugehen, noch mal einen zusätzlichen Schub.

Bis zu dem Moment vor ein paar Jahren, als ich mit Marie Kondos Methode begann, meine eigene Wohnung gründlich zu entrümpeln, hätte ich mir niemals vorstellen können, wie gut das tut. Es war ein enorm befreiendes Erlebnis. Nicht nur für meine Wohnung. Sondern tatsächlich auch für meine Seele! Seither investiere ich zum Beispiel viel lieber in schöne Erlebnisse als in Konsumgüter. Oder ich gebe lieber etwas mehr Geld für hochwertige Dinge aus, die ich länger benutze, als ständig etwas Günstiges neu zu kaufen. Die Auswirkungen, die das Aufräumen und Ausmisten auf dich haben werden, mögen womöglich ganz andere sein. Was ich dir jedoch versichern kann, ist, dass es zu einem wie auch immer befreiteren Leben führen wird!

»VIELE VON UNS HABEN ÄHNLICHE GRÜNDE, WESHALB ES IHNEN SCHWERFÄLLT, DINGE LOSZULASSEN.«

Der Aufräum-Kompass

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