Читать книгу Der Aufräum-Kompass - Jelena Weber - Страница 23
03/WAS AUSMISTEN MIT SELBSTLIEBE ZU TUN HAT
ОглавлениеDer Zusammenhang zwischen Aufräumen und Selbstliebe wird dir in diesem Buch öfter begegnen. Beides ist eng miteinander verknüpft. Wie in der Geschichte der Schauspielerin, die ich besuchte, um ihr beim Aufräumen zu helfen. Sie lebt in einer wunderschönen Altbauwohnung. Trotzdem war sie unglücklich, wie es darin aussah. Die Wohnung war bis unter die Decke vollgestopft. Sie hatte ein Zimmer voller Kartons, das sie nur als Lagerraum nutzte. Alle Dinge, die sie in ihrer Wohnung ansammelte, gaben ihr ein Gefühl von Sicherheit. Sie tat sich unglaublich schwer, auch nur ein Teil gehen zu lassen. Nie zuvor war ich jemandem begegnet, der sich so vehement an Dinge klammerte. Aus beruflichen Gründen hatte sie einen immensen Fundus an Kostümen und Kleidung, die sie privat aber nicht trug. Auf meine Frage, warum sie so viel überflüssige Kleidung aufbewahrte, vertraute sie mir an, dass sie Angst habe, für eine Rolle nicht besetzt zu werden, wenn sie nicht das passende Kostüm im Schrank hätte. Diese Aussage stimmte mich nachdenklich. Nicht nur, dass sie für ihre Arbeit als Schauspielerin oft überhaupt nicht bezahlt wurde. Sie fürchtete auch noch, diese unbezahlte Arbeit nicht machen zu dürfen, wenn sie dazu nicht ihre eigenen Kleider zur Verfügung stellte!
Ich habe selbst als Schauspielerin gearbeitet und weiß, dass es üblich ist, unbezahlt zu arbeiten. Nichtsdestotrotz finde ich, das ist eine absolute Frechheit. Man sollte sich mehr wert sein! Jede Arbeit muss bezahlt werden. Es ist unsere Lebenszeit, unsere Kraft, unsere Erfahrung und unser Wissen. Und das gibt es nicht umsonst. Das hat etwas mit Selbstliebe und Respekt zu tun. Die Antwort der Schauspielerin war aber noch in anderer Hinsicht traurig. Sie glaubte so wenig an ihre eigenen Fähigkeiten, dass sie meinte, ihre Garderobe könne im Zweifelsfall darüber entscheiden, ob sie eine Rolle bekommt oder nicht. Nicht ihr Talent war das Wichtigste, sondern die materiellen Dinge, die sie bieten konnte.