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1.6 Die Sache mit der Verantwortung

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Wer Menschen führen möchte, muss bereit sein, Verantwortung zu tragen. Verantwortung − das ist auch so ein Begriff, der uns im Alltag in fast inflationärer Form begegnet. Tatsächlich ist jedoch nur selten jemand bereit, Verantwortung auch wirklich zu tragen. Denn Verantwortung heißt, für die Folgen des eigenen Handelns einzustehen, also nötigenfalls für den Schaden, der hieraus entstanden ist, zu haften. Dies gilt für die Führungsverantwortung ebenso, wie für die Aufgaben-, die Organisations- oder die individuelle Verantwortung und kann für den Verantwortlichen im Falle einer Fehlentscheidung natürlich sehr unangenehm sein. Jemanden zur Verantwortung zu ziehen, setzt allerdings voraus, dass er einen konkreten Auftrag hatte, sein Handeln weitgehend selbst bestimmen konnte, die notwendigen Entscheidungskompetenzen besaß sowie über die erforderlichen Mittel und Ressourcen verfügen konnte. Und Verantwortung setzt voraus, dass dieser Jemand wusste, welche persönlichen Konsequenzen er im Falle seines Versagens zu erwarten hat.

Was für jeden Kraftfahrer im öffentlichen Straßenverkehr gilt, für jeden selbständigen Unternehmer, für jeden Bankangestellten oder Fußballtrainer, findet im Bereich der öffentlichen Verwaltung, zu der auch die Feuerwehren zählen, oft seine Grenze: Nur selten wird ein Einzelner für seine Entscheidungen und sein Handeln haftbar gemacht, weil Aufträge häufig nicht konkret formuliert wurden, das Handeln dagegen oft sehr genau vorgegeben wurde. Nur selten besitzt jemand alle Kompetenzen, die er für seine Aufgabe benötigt, meist sind die Kompetenzen und [19]Ressourcen über viele Fachbereiche verteilt. Dies führt dazu, dass niemand ohne den jeweils anderen etwas ausrichten kann, also auch keine alleinige Verantwortung für das Ergebnis trägt. Eine Situation, die für die »Verantwortlichen« nicht unangenehm ist. Im Falle eines Scheiterns lässt sich das Verantwortungsgefüge kaum mehr entwirren. In einem solchen Verantwortungsnebel kann man sich bequem einrichten.

Mit unseren Werten ist eine solche Geisteshaltung jedoch nicht vereinbar. Wir haben die Bereitschaft erklärt, Menschen in Not zu helfen. Dies bedingt unverzichtbar, dass wir bereit sind, Verantwortung für unser Handeln zu tragen. Dabei ist es unerheblich, ob wir diesen Dienst »nur« ehrenamtlich oder hauptberuflich ausüben. Für uns als Führungskräfte kommt dabei noch eine besondere Verantwortung hinzu. Wir tragen nicht nur die Verantwortung für den jeweiligen Menschen, der aus einer Notlage befreit werden muss, sondern zuallererst für unsere Mitarbeiter. Für sie haben wir Sorge zu tragen, dass sie nach jedem Einsatz physisch und seelisch unbeschadet zu ihren Familien zurückkehren können. Und diese Verantwortung beginnt nicht erst mit dem Alarm, sondern bereits mit der Ausbildung, der Ausstattung, der Organisation und dem Betriebsklima. Also mit der Führung.

Wer Führungsaufgaben übernehmen möchte, muss bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, die sogenannte Führungsverantwortung. Leichtfertigkeit ist dabei ein ebenso schlechter Führungsgehilfe wie Angst. Doch nicht nur wir Führungskräfte tragen Verantwortung. Jeder unserer Nachgeordneten trägt Verantwortung für sein persönliches Handeln. Zu unseren Führungsaufgaben gehört es daher auch, jeden einzelnen über das Maß seiner Verantwortung aufzuklären − und im Falle eines Fehlverhaltens auch die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.

Merke: Wirklich Verantwortung trägt nur, wer einen konkreten Auftrag hat, sein Handeln selbst bestimmen kann, die notwendigen Entscheidungskompetenzen hat, die erforderlichen Mittel besitzt, zur Rechtfertigung verpflichtet ist und persönliche Konsequenzen im Falle seines Scheiterns zu tragen hat.
Fordern und Fördern - Führungspraxis für Feuerwehrleute

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